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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
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warf ihm einen säuerlichen Blick zu. Er wollte nicht auch noch daran erinnert werden.
    Die Spannung schien inzwischen mit Händen greifbar. James schlug das Herz bis zum Hals. Der Druck, der auf Hellebore lastete, musste schier unerträglich sein.
    »Auf die Plätze … fertig …«
    James konnte es nicht fassen. Gellward hechtete noch vor dem Pfiff ins Wasser und Hellebore sprang in Panik hinterher. Als er wieder auftauchte, schlug er mit den Fäusten auf die Wasseroberfläche und fluchte vor sich hin. Trotz allem tat er James Leid. Er hatte um jeden Preis gewinnen wollen und jetzt hatte er das Wettschwimmen verloren.
    Randolph Hellebore hatte den Blick abgewendet, doch als Croaker auf die Jury zumarschierte, drehte er sich wieder um. Die Kampfrichter steckten die Köpfe zusammen und diskutierten hitzig. Mr Merriot bemühte sich die Gesprächsleitung zu übernehmen, aber der wütende Lord ließ keine andere Meinung außer seiner gelten. Am Ende hieb er mit der Faust auf die Bank und die Diskussion war beendet. Mr Merriot erhob sich. Er musste sich anstrengen, um das Rauschen des Flusses und die lauten Stimmen der Zuschauer zu übertönen.
    »Wir haben folgende Übereinkunft erzielt: Obwohl Hellebore drei Fehlstarts verursacht hat und aus diesem Grund eigentlich disqualifiziert werden müsste, hat die Jury entschieden, dass der erste Fehlstart nicht gezählt wird, da er von einem noch unbekannten Schüler aus dem Publikum verursacht wurde. Auch wenn dem Schwimmer der verfrühte Start nicht als Fehler anzulasten ist, muss er mit einer Strafzeit von zehn Sekunden geahndet werden. Beim ersten Pfiff werden alle anderen Schwimmer starten, beim zweiten Hellebore.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. Alle redeten durcheinander – wobei einige Schüler die Entscheidung befürworteten, andere sie ablehnten –, bis schließlich Merriot um Ruhe bat und Croaker sich bereitmachte für den Startpfiff.
    Natürlich hatten die Jungen inzwischen so große Angst vor einem erneuten Fehlstart, dass sie sich alle zurückhielten und beim ersten Pfiff erst mit einiger Verzögerung lossprangen. Auch Hellebore wartete, bis der zweite Pfiff beinahe verklungen war, bevor er ins Wasser hechtete und mit Höchstgeschwindigkeit die Verfolgung aufnahm.
    Er war fraglos ein großartiger Schwimmer. Mit kraftvollen Kraulzügen überholte er zunächst einen und gleich darauf einen weiteren Konkurrenten. Als er die Markierung umrundete, hatte er bereits die Führenden eingeholt und es sah ganz danach aus, als würde es zu einem knappen Schlussspurt kommen. Es bestand kein Zweifel: Ohne die Strafzeit hätte Hellebore das Rennen überlegen gewonnen, doch jetzt fiel die Entscheidung zwischen ihm, Carlton und Forster, dem großen Jungen mit den Locken. Alle drei kämpften verzweifelt gegen die starke Strömung der Themse.
    »Komm schon, Hellebore! Schneller, Carlton! Forster! Forster!« Das Gebrüll der Zuschauer war ohrenbetäubend.
    Auch James stimmte mit ein und feuerte lautstark Carlton an. Aber Carlton zeigte Anzeichen von Ermüdung und fiel zurück. Hellebore lag gleichauf mit ihm und war nun direkt hinter Forster. Forster musste das gespürt haben, denn er machte noch einmal Tempo und schlug den Bruchteil einer Sekunde vor den beiden anderen am Floß an.
    Forster hatte also gewonnen, aber wer war Zweiter? Gespanntes Schweigen legte sich über die Zuschauer.
    Einer der Kampfrichter, Mr Warburton, hatte sich an den Rand des Floßes gekniet, um den Endspurt mitzuverfolgen. Jetzt stand er auf. Sein Gesicht war aschfahl. Er strich die Hosenbeine glatt und eilte nervös zu den anderen Jurymitgliedern, unter ihnen auch Lord Hellebore, der starr wie eine riesige Bronzestatue dasaß und wartete.
    Mr Warburton sagte etwas und Lord Hellebore riss die Augen weit auf. Dann erhob er sich.
    »Erster Platz: Lawrence Forster«, verkündete er widerwillig. »Zweiter Platz …« Er ließ seinen Blick über das erwartungsvoll lauschende Publikum schweifen. »Andrew Carlton.«
    Die restlichen Worte gingen unter in dem Tumult, der nun losbrach. Niemand hatte vorhergesehen, dass der Wettkampf so enorm spannend werden würde und man mit Carlton einen neuen Schulhelden feiern konnte.
     
    Das Gespräch beim Mittagessen im Codrose-Haus drehte sich natürlich um die Ereignisse des Vormittags: Carltons überraschend gutes Abschneiden beim Schießen, Hellebores Fehlstarts und Forsters Sieg beim Schwimmen. Spekulationen machten die Runde und man fragte sich, wie
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