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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Speichel war wie zäher Klebstoff.
    »Meine Schuld ist es nicht, wenn die Menschen so sind, wie sie sind«, fuhr Hellebore fort. »Nur ein Narr würde darauf verzichten, davon zu profitieren. Die Menschen werden geboren, um zu töten. Es ist das, was sie am besten können. Und ich helfe ihnen dabei, so gut ich nur kann. Was, bitte, soll daran falsch sein?«
    »Bei meiner Arbeit war ich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert«, sagte Dr. Friend. »Niemand weiß einen Visionär zu schätzen. Einige der Krankheiten, die ich perfektioniert habe, sind wundervoll.«
    »Was sie tun, ist teuflisch«, sagte James. Angewidert stieß er seinen Teller von sich.
    Hellebore lachte. »Teuflisch? Was für eine verquere Vorstellung. Als wäre es einem Toten nicht völlig egal, ob er durch eine hübsche, saubere Kugel stirbt oder durch Giftgas oder die Pest. Unsere Regierungen stellen die Regeln der Kriegsführung auf. Sie setzen fest, was akzeptabel ist und was nicht. Willst du allen Ernstes behaupten, dass Krieg dadurch besser wird? Pah! Sie können ihn noch so hübsch bemänteln und ach so zivilisiert tun. Die Wirklichkeit ist anders. Krieg ist schmutzig. Ich weiß das, denn ich habe einen mitgemacht.«
    Hellebore hörte auf zu reden und erhob sich. MacSawney stand etwas abseits und hielt Algar weiterhin mit dem Gewehr in Schach. Randolph ging auf die Kreatur zu, die einst sein Zwillingsbruder gewesen war, und sofort duckte Algar sich weg.
    »Was weißt du über den menschlichen Körper, Bond?«, fragte Hellebore.
    »Nur das, was ich in der Schule gelernt habe.«
    »Kennst du dich mit dem Nervensystem aus? Jenes Netzwerk, das elektrische Signale durch den Körper sendet, um Muskeln zu aktivieren und Gefühle hervorzurufen wie Freude und … Schmerz.«
    Er hob die Faust und erneut wich Algar vor ihm zurück.
    »Nun, es gibt noch einen weiteren Kreislauf – das endokrine System – und das ist sogar noch bedeutsamer. Leider wissen wir noch viel zu wenig darüber. Im endokrinen System werden die Botschaften auf chemischem Wege weitergeleitet. Die dazu nötigen Stoffe werden in verschiedenen Drüsen produziert und über das Blut transportiert.«
    »Hormone«, sagte James. »Meine Tante hat mir einiges darüber erzählt, das meiste davon habe ich allerdings wieder vergessen.«
    »Hormone, ja genau«, sagte Hellebore und nickte. »Sie beeinflussen uns auf vielerlei Weise. Einige sagen uns, wann wir wach werden und wann wir einschlafen sollen. Andere steuern, wann wir aufgeregt sind, wann wir schreien und davonlaufen und wann wir uns verlieben. Wieder andere bestimmen, wann wir wachsen und wann wir damit aufhören. In deinem Hirn, in einer kleiner Ausbuchtung auf dem so genannten Keilbein, sitzt eine auf den ersten Blick völlig unscheinbare kleine Drüse, die man Hypophyse nennt. Ich könnte dir jetzt erklären, dass diese Hirnanhangdrüse mit dem Hypothalamus verbunden ist, und zwar über das Infundibulum oder auch Hypophysenstiel genannt, aber das würde dir nicht viel sagen. Es reicht, wenn du weißt, dass diese Drüse das ganze System kontrolliert – unter anderem, und das ist das Wichtigste, das Körperwachstum.«
    Hellebore hob noch einmal die Hand, aber statt Algar zu schlagen, strich er über dessen feucht glänzende Wange.
    »Wenn man jung ist, versendet die Hirnanhangdrüse Wachstumshormone, die dafür sorgen, dass die Zellen sich teilen und vermehren. Und wenn das erledigt ist, sorgen andere Hormone dafür, dass die Zellen wieder damit aufhören. Hast du das verstanden?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, die Schule in den Ferien vergessen zu können«, sagte James betont desinteressiert, obwohl er in Wahrheit fieberhaft nach Hinweisen suchte, was die beiden Männer mit ihm vorhatten.
    »Aber das ist eine hoch spannende Angelegenheit, Bond«, sagte Hellebore und sein Gesicht glühte vor Begeisterung. »Stell dir nur einmal vor, was passiert, wenn das System aus dem Gleichgewicht gerät. Ein Kind kann ein winziger Zwerg bleiben oder ein gigantischer Riese werden, es kann unglaublich fett werden … oder unglaublich stark. Das brachte mich ins Grübeln. Was, wenn es gelänge, das System zu manipulieren? Was, wenn wir die Hormone kontrollieren und das Muskel- und Knochenwachstum von außen steuern könnten?«
    Hellebore wandte sich an seinen Bruder, der ihn mit trüben, hervorquellenden Augen anblickte.
    »Das war es, was uns interessierte, nicht wahr, Algie? Und was haben wir gemacht? Wir haben angefangen zu forschen. Wir

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