Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Überwindet sich, Blickkontakt zu halten. »Wir müssen die Motion Capture morgen früh fertigstellen, sie bleiben deswegen über Nacht.«
»Ach ja?«
»Ja.«
»Ich red mal mit Dawn.« Er will sich an Exley vorbeischieben, aber der Zwerg stellt sich ihm in den Weg und legt eine Hand auf seine Schutzweste. Vernon lacht. »Und jetzt? Wollen Sie mich daran hindern reinzugehen?«
»Es wäre mir lieber, Sie lassen das.«
»Nick, Scheiße, Mann, ich will bloß mit Dawn reden, jetzt lassen Sie mich durch!«
»Zwingen Sie mich nicht, Sniper anzurufen, Vernon.«
»So ist das also?« Vernon starrt zu ihm runter, kurz davor, ihn in der Luft zu zerreißen.
»Ja, so ist das.«
Vernon kämpft sich vom Abgrund zurück, zügelt seine Wut. Er setzt sogar ein Lächeln auf, das ihm im Gesicht wehtut, während er zurücktritt und die Hände hebt, als wollte er sich ergeben. »Schon gut, Nick. Immer mit der Ruhe, Mann. Sie sind zu nervös.«
Exley zuckt mit den Achseln, und Vernon spürt, wie das Gift in seinem Inneren durch die Eingeweide rauscht, in die Blutbahn dringt. »Okay, schönen Abend noch. Aber ich warne Sie: Sie haben sich da ein ziemliches Gesindel ins Haus geholt. Lassen Sie sich von der hübschen Verpackung nicht täuschen.«
»Danke für den Hinweis«, sagt Exley, und Vernon spürt förmlich, wie seine Knöchel auf dieses Maul treffen, wie dem undankbaren Wichser die Zähne rausfliegen wie Popcorn.
Schließlich dreht er sich um und steigt in den Wagen. Er sieht Exley nach, der ins Haus geht und die Tür schließt. Dann startet er den Civic und braust mit Vollgas davon, donnert die Küstenstraße entlang, keine Musik, nichts, und bloß das Bild von Docs Nadel in seiner Vene hält ihn davon ab, vollends auszurasten.
KAPITEL 45
Exley liegt im Dunkeln auf dem Sofa im Wohnzimmer, unter einem Laken, das er aus dem Wäscheschrank geholt hat, den Kopf auf einem neuen Schaumkissen, von dem noch immer der Geruch der Plastikfolie ausströmt, in die es eingepackt war. Das Haus ist still, aber nicht leer, die Geister seiner Frau und Tochter verwässert durch die Anwesenheit von Dawn und ihrem Kind.
Exley nimmt einen Hauch von Dawns Duft wahr, eine Mischung aus Frauenschweiß und Tabak. Er sieht sie vor sich, wie sie in den Wellen spielt, lachend, Wasser aus ihrem Haar tropft, und spürt, wie sein Schwanz steif wird.
Exley hebt den Kopf vom Kissen. Als er sich aufsetzt, gleitet das Laken von seinem Körper. Er starrt auf seine Erektion, die sich in den Shorts abzeichnet, will sie kraft seines Willens zwingen, wieder zu erschlaffen, aber sie gehorcht nicht. Er kann sich nicht erinnern, wann er zuletzt so geil war. Vielleicht damals in Mexiko, als Teenager, bei seinem ersten Mal? Jedenfalls nicht beim ersten Mal mit Caroline, das war eher auf einer geistigen Ebene erregend gewesen, weniger körperlich.
Exley schnippt mit dem Finger gegen seinen geschwollenen Penis. Du bist ein unwillkommener Besucher, mein Freund.
Um sich abzulenken, denkt er an das Kind, das in Sunnys Zimmer schläft. Er lässt den Abend Revue passieren – Pizza und Disney-DVDs–, Brittany, die in diesem schwer verständlichen Stakkato-Akzent ihre Kommentare dazu abgab. Er denkt an Vernon Saul, der ihm erzählt, dass noch ein weiterer Schwarzer geopfert wird, um Exleys privilegierten weißen Arsch zu retten. Denkt an egal was, bloß nicht an Dawn, die oben im Gästezimmer liegt.
Es nützt nichts.
Also erlaubt er den Bildern des Grauens, die emotionale Schutzwand zu durchdringen, hinter die er sie verbannt hat: Sunny tot am Strand, Blut, das Caroline aus dem Mund blubbert, der breiweiche Schädel des Cops.
Aber seine Begierde lässt trotzdem nicht nach. Sein Schwanz ist höchstens noch härter geworden, schmerzhaft angeschwollen, pulsiert ihm gegen den Bauch, das Gebräu aus Trauer, Schuld, Entsetzen und Blutvergießen ein starkes Aphrodisiakum. Pervers, natürlich, doch so ist es.
»Großer Gott, du krankes Schwein«, sagt er laut, »leg dich hin und schlaf endlich!«
Aber die Worte gleiten in die Dunkelheit davon, und Exley merkt, dass er aufsteht und zur Treppe geht, von seinem Ständer wie von einer Wünschelrute nach oben gezogen.
Dawn wird wach, als die Tür sich öffnet. Sie denkt, es ist Brittany, doch das Mondlicht, das durch die Vorhänge dringt, reicht aus, um Nick Exley zu erkennen, der im Türrahmen steht, nur mit Shorts bekleidet.
»Nick, was ist los?«, flüstert sie, setzt sich auf und hält sich die Decke vor die Brust, obwohl
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