Stiller Tod: Thriller (German Edition)
sie in T-Shirt und Slip schläft.
»Verzeihung«, sagt er. »Das ist verrückt.« Wendet sich ab.
In dem Moment weiß Dawn, dass sie sich entscheiden muss. Bleibt ihr Leben so, wie es ist? Oder ändert es sich? Sie sagt: »Nick, komm her!«
Er tut es, mit seinem fast haarlosen Jungenkörper und seinem überraschend großen Schwanz, und als passiert, was passiert, fühlt es sich erschreckend intim an. Es ist das erste Mal, dass Dawn in nüchternem Zustand mit einem Mann schläft, und es ist das erste Mal, seit sie als Kind vergewaltigt wurde, dass sie einen Penis ohne Kondom in sich eindringen lässt. Sogar in der chaotischen Nacht, als sie mit Brittany schwanger wurde, war ein Gummi im Spiel gewesen. Es muss gerissensein (irgend so ein billiger Schrott, den sie gratis vom Gesundheitsamt bekommen hatte), aber ohne kam nie in Frage.
Daher ist es schrecklich intensiv, als dieser gebrochene Mann mit all seinem Schmerz tief in ihr ist, sie mitreißt, Dinge fühlen lässt, die besser vergessen bleiben.
Exley, ganz verloren in der Hitze dieser Frau, ihr Haar dunkel auf die weiße Bettwäsche gegossen, wird von der toten Caroline heimgesucht, die Erinnerung an sie in seine Haut eingebrannt. Er spürt die harten Knochen ihres bläulich weißen, sommersprossigen Körpers, ihre eingezogenen Nippel, die vor seinen Händen und Lippen fliehen. Zurückhaltend wie immer, unnachgiebig, widerspenstig, selbst jetzt noch.
Er stößt durch sie hindurch und in Dawn hinein, ihr dunkler Körper voller, wärmer, einladender, ihre Nippel hart an seiner Brust, ihr Atem heiß in seinem Gesicht.
Nicks Schwanz wird dicker und härter, und sie kann die kleinen Spasmen tief unten in seinem Leib spüren, seinen keuchenden Atem. Schweiß tropft von seinem Gesicht auf ihres, und das ist in Ordnung – sie hat genug Männer erlebt, denen einer abgeht. Doch diesmal sind keine Chemikalien da, die sie kalt und distanziert und sicher machen, und sie versucht, sich zu bremsen, aber sie kann nicht, und sie spürt den Orgasmus in sich aufsteigen, und mit ihm all die Selbstverachtung und Scham von damals.
Sie kämpft dagegen an, ihr Kopf angefüllt mit dem gleichen heißen Ekel, den sie damals empfand. Versucht, ihn niederzuringen und wegzustoßen. Aber er explodiert in ihr, und sie hört das Schwein auf dem Bett ihrer Mutter sagen: »Du magst das, du kleine Nutte, du magst das, nicht wahr? Du. Magst. Das.«
Nick schläft fast augenblicklich ein – liegt auf ihr, Arme und Beine gespreizt wie im freien Fall –, und Dawn schlüpft unter ihm weg und aus dem Zimmer, ohne ihn zu wecken.
Sie geht nackt ins Bad und muss dafür durch Nicks Schlafzimmer mit dem breiten Bett, die Bettwäsche zu einem Haufen zerwühlt. Dawn stellt sich ihn kurz in diesem Bett vor, mit einer gesichtslosen Frau, die jetzt tot ist. Sie pinkelt, wickelt sich in ein Badetuch und geht nach unten, wo ihre Zigaretten auf dem Tisch im Wohnzimmer liegen, mitten in dem Wust aus Pizzakartons und McDonald’s-Happy-Meals und DVDs. Ein Kissen und eine Decke liegen auf dem Sofa, auf dem Nick geschlafen hat. Oder wachgelegen.
Sie raucht, steht in der Glastür, betrachtet das Mondlicht auf dem Wasser. Dawn spürt die Präsenz der toten Frau und des toten Kindes, nicht als Geister, sondern wie sie in dem Mann, der oben schläft, weiterleben, jetzt und immer.
Dawn geht wieder nach oben und bleibt vor der Tür zum Gästezimmer stehen. Sie kann Nick leise schnarchen hören und bewegt sich weiter den Flur entlang zum Kinderzimmer. Ein Nachtlicht brennt, und Brittany schläft mit dem kleinen Bären fest im Arm, das Gesicht abgewandt. Und wie sie da umgeben von Sunnys Kleidungsstücken und Spielsachen und Fotos liegt, könnte sie beinah das tote Mädchen sein.
Dawn wird von einer verrückten Panik erfasst und dreht den Kopf ihrer schlafenden Tochter, um sich zu vergewissern, dass sie es auch wirklich ist, dass sie nicht gestohlen wurde, ihre Seele eingetauscht für die Rückkehr des reichen weißen Kindes.
Alberne Gedanken. Natürlich ist es Brittany, die im Schlaf vor sich hin spricht. Ihre kleine Hand hebt sich und greift nach Dawn, die sich auf dem schmalen Bett neben ihrer Tochter zusammenrollt. Aber sie kann nicht schlafen. Vor lauter Angst um sich und um ihr Kind.
Das hier ist nicht ihre Welt. Sie sieht, wie leicht Brittany in dieses Leben hineingleiten könnte, wie glücklich sie wäre, in diesem Haus mit dem Strand und dem endlosen Angebot an Junkfood und Kinderfilmen.
Und was
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