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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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man nicht heulen will, und lässt sich auf einen Hocker fallen. Die Hässlichen Stiefschwestern nörgeln und grinsen, und Dawn hat nur einen einzigen Gedanken, wenn sie sie ansieht: Das bin ich in ein paar Jahren, das bin ich.
    Dann hört sie auf zu denken und streckt den Arm aus und nimmt die kleine Glaspfeife von der Mageren, spürt die vertraute Wärme in der Handfläche, als sie ihre Finger darumlegt, führt die Pfeife an den Mund und schiebt das Glas zwischen die Lippen und saugt. Die Augen schließen sich, die Lunge schwillt an, als der Rauch erst sie unddann ihr Hirn füllt – ihr Schädel fühlt sich an, als würde er aufplatzen, und sie wird von einem Hustenreiz gepackt, und Rauch und Rotz schießen aus ihr raus.
    Dawn klappt vornüber, berührt mit der Stirn den Schminktisch, ringt nach Luft. Sie setzt sich auf, die Augen tränen, die Nase läuft, ein Bungeeseil aus Spucke baumelt ihr von der Lippe. Sie wischt sich mit dem Handrücken durchs Gesicht. »Meine Fresse.«
    Aber sie nimmt noch einen Zug, und der geht schon leichter runter, und als sie die Pfeife schließlich zurückgibt, hört sie die Englein singen, und die Glühbirnen leuchten so schön, und was es auf dieser großen weiten Welt auch für Sorgen geben mag, Baby, keine davon geht Dawn irgendwas an.
    Exley, der vom rauschenden Verkehr mitgezogen wird, sieht die rosa Neonlippen die Nacht knutschen. Er bremst ab, sucht nach einem Parkplatz auf dieser Straße, die von alten Rostlauben und Pick-ups und Minibus-Taxis gesäumt wird und für die der Audi ein Besucher aus einer anderen Steuerklasse ist.
    Ein lauter Schlag gegen das Seitenfenster erschreckt ihn, und er sieht eine wilde braune Hure irgendwo zwischen fünfzehn und tot, die ihr Kleid über den Bauchnabel hebt, ihm eine bläuliche Kaiserschnittnarbe zeigt und ihr Dickicht aus Schamhaaren gegen die Scheibe drückt. Er gibt Gas und fährt weg, findet schließlich ein Stück weiter eine Lücke, und ein Schwarzer in neongrüner Latzhose lotst ihn hinein.
    Exley schließt den Audi ab und winkt dem Parkwächter, der irgendwas in einer unverständlichen Sprache sagt. Exley bleibt einen Moment auf dem Bürgersteig stehen, sammelt sich, ehe er sich von einem alten Police-Song in den Club locken lässt. Ein Wesen unbestimmten Geschlechts hockt hinter einem Tisch und verlangt fünfzig Rand von ihm. Er zahlt und bekommt ein Paar rote Lippen auf die Innenseite des rechten Handgelenks gestempelt.
    Er schiebt sich durch einen Pulk Männer, alle weiß, alle dick, siehtkurz irgendwas Nacktes auf einer Rampe, einzelne Gliedmaßen, die zwischen den Lücken in der Menge aufblitzen. Eine Hand packt ihn und reißt ihn herum, und er blickt in das Gesicht von Vernon Saul, der vor ihm aufragt.
    »Verdammt nochmal, was machen Sie hier, Nick?«, sagt Vernon, der ein frisches gestreiftes Hemd und eine gebügelte Jeans anhat.
    »Ich will Dawn sehen.« Laut über die Musik hinweg.
    »Die will Sie aber nicht sehen.«
    »Das soll sie mir selbst sagen. Wo kann ich sie finden?«
    Vernon lacht und zuckt die Achseln. »Okay, Nick, Sie wollen Dawn sehen, dann kommen Sie mal mit und sehen Sie ganz genau hin.«
    Vernon wirft sich ins Gedränge wie ein Eisbrecher, bahnt einen Weg durch die johlenden, schwitzenden Männer, zieht Exley in seinem Fahrwasser mit. Sie kommen an den Rand der Bühne, und Vernon stößt einen alten Mann in Shorts und Kniestrümpfen beiseite, dessen Brille Gefahr läuft, von der nackten Vulva beschmiert zu werden, die vor ihm klafft. Als die Tänzerin, die extrem weit nach hinten gebeugt war, wieder hochkommt, sieht Exley, dass es Dawn ist, die Augen geschlossen, der Mund schlaff, ihr Tanz so langsam, als bewegte sie sich in Öl, immer einen Takt zu spät. Was diesen Männern egal ist. Ihre Augen weiden sich an ihr, Münder grunzen und fluchen und versprechen und betteln.
    Dawn bekommt nichts davon mit. Das nasse Haar fällt ihr wie Seegras auf die Brüste, eine Hand reibt die steifen Nippel – Exley erinnert sich an ihre Textur an seiner Zunge –, mit der anderen öffnet sie sich selbst. Lust wallt auf, und Exley wird noch weiter nach vorne gedrängt, die Luft aus ihm herausgepresst, Dawn jetzt so nahe, dass Geschosse aus Schweiß auf seinem Gesicht landen, als sie ihr Haar schüttelt.
    »Dawn!«, schreit er, aber sie hört ihn nicht. Also reckt er sich und fasst ihre Hand. Er spürt einen lähmenden Schmerz im Arm. Vernon hat ihn am Ellbogen gepackt, drückt ihm seine Finger tief in die Nerven, und

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