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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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er in seiner Wachmannuniform gepennt.
    Dawn weicht seinem Blick aus, wendet ihm den Rücken zu undgeht auf den Balkon, raucht. Sie hört ihn grunzen, als er sich hinsetzt, und das dumpfe Geräusch, als er sein lahmes Bein zurechtrückt.
    »Na, Britt?«, sagt Vernon, »hattest du einen schönen Tag am Meer?«
    Das perverse Schwein weiß genau, womit er Dawn kriegen kann.
    Und natürlich legt das Kind wieder los, schwärmt von Onkel Nicks wunderbarer Welt.
    Dawn dreht sich um. »Britt?« Das Kind überhört sie, erzählt weiter Geschichten von gestern. »Brittany!«
    Endlich merkt die Kleine auf und blickt Dawn an. »Ja?«
    »Geh dir das Gesicht waschen, du hast dich mit Eis beschmiert.«
    »Aber ich will Onkel Vermin doch erzählen, wie ich im Meer geschwommen bin.«
    »Brittany, ich sag’s nicht noch einmal.« Dawns Stimme ist streng, und das Mädchen seufzt und schiebt sich vom Bett, nimmt seinen Bären mit und beschwert sich leise bei ihm, während es ins Bad geht.
    »Mach die Tür zu!«, ruft Dawn, und die Tür wird zugeknallt. Dann sieht sie Vernon an, der die Hände hinter dem Kopf verschränkt hat, ein gehässiges Grinsen auf dem Gesicht.
    »Na, Dawnie«, sagt er, »Llandudno ist wohl doch nicht ganz, was du erwartest hast, so schnell, wie du von da abgehauen bist, hä?«
    Dawn versucht, ausdruckslos zu gucken, sich nichts anmerken zu lassen, aber seinen Kieselaugen entgeht nichts. Er hat diese Fähigkeit, die typisch ist für missbrauchte Kinder, nämlich die kleinsten Signale wahrzunehmen. Dinge zu sehen. Verbindungen herzustellen, die andere nicht bemerken. Das lernt man, wenn man Leute ganz genau beobachtet, ihre Stimmungen erahnt, weil man versucht, sich vor ihnen zu schützen.
    »Ärger im Paradies?«, fragt er, und wieder antwortet sie nicht. Ist auch nicht nötig. Er weiß, dass etwas nicht stimmt, und sein Grinsen entspannt sich, wird aufrichtiger. »Na, dann wird dich meine Neuigkeit umso mehr freuen.«
    »Ach ja? Welche denn?«, fragt sie.
    »Ich war gerade drüben bei Costa. Er sagt, du kannst zurückkommen. Sofort.«
    »Meint er das ernst?«
    »Ja, todernst. Was sagst du dazu?«
    »Ist okay, schätze ich.« Sie zuckt die Achseln, bleibt cool. Aber, bei Gott, sie braucht diesen Rettungsanker jetzt.
    »Es gibt nur eine Bedingung, Dawn. Von Costa.«
    Sie weiß, was es ist, sagt aber trotzdem: »Welche?« Er zuckt bloß die Achseln. »Die Zimmer?«, fragt Dawn.
    »Ja. Da kommst du nicht mehr drum herum. Ab heute Nacht.« Sie nickt. »Hast du verstanden, Dawnie? Keine Ausflüchte.«
    »Ja«, antwortet sie. »Ich hab verstanden«, und sie spürt, wie sich mit einem unwiderruflichen Klicken ein Ring um sie schließt, und sie ist wieder da, wo sie war und wo sie immer sein wird.

KAPITEL 49
    Was Exley vor ihm selbst rettet, ist ein Streichholzbriefchen. Er weiß nicht, wie lange er schlotternd da in der Sonne gesessen hat, doch später, als er sich das T-Shirt auszieht, ist er krebsrot im Gesicht, am Hals und an den Armen.
    Sein katatonischer Anfall endet, als der Wind, ein heißer kleiner Zephir, der vom Berg herabgleitet und die Wellen kräuselt und den Sand bewegt, etwas gegen Exleys nackten Fuß rutschen lässt. Dieser Kontakt, diese kaum merkliche Berührung, reicht aus, um den Bann zu brechen, um seine Aufmerksamkeit von der leeren Leinwand in seinem Inneren auf eine Nahaufnahme seines großen rechten Zehs zu richten, mit dem gelblichen Nagel und der Nagelhaut, die mit Sandkörnern bestäubt ist wie mit Talkumpuder.
    Er schwenkt von dem Zeh nach links und registriert das Objekt, das sein Nervensystem wieder eingeschaltet hat: ein Streichholzbriefchen, das vom Wind getrieben wie ein Hockeypuck über das Holz der Veranda geschlittert ist. Die Lasche flappt im Luftzug hin und her, lässt die plump gestaltete Silhouette einer nackten Frau tanzen und locken. Exley greift nach unten und hebt es auf.
    Lips steht in schnörkeliger Schrift darauf. Der Offsetdruck ist billig und die rote Tinte der Buchstaben verwischt. Er muss die Augen zusammenkneifen, um den Werbespruch darunter zu entziffern: For Gentlemen of Distinction . Außerdem ist eine Adresse draußen an der Voortrekker Road angegeben, eine Gegend, in der er noch nie war.
    Exley betrachtet das als Himmelszeichen. Als Omen. Ihm ist Dawns Streichholzbriefchen gesandt worden, mit der Anschrift der Bar, in der sie getanzt hat. Dort wird man sie kennen. Wissen, wo er sie finden kann.
    Exley steht auf, von einem neuen Ziel beseelt: Er hat die

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