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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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Sie ja zum Beispiel ein Auto auf dem Parkplatz sehen können. War da eines?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Das nicht. Aber man muss ja nicht vorne am Haupteingang parken. Es gibt auch noch einen kleinen Parkplatz auf der anderen Seite der Hafenbahn. Gleich wenn Sie vom Bahnübergang aus nach Nilkheim reinlaufen. Der liegt viel näher am Seiteneingang und den Gärten an diesem Ende der Kolonie.«
    »Ach?«, sagte Stiller. »Das hab ich gar nicht gewusst.«
    »Sie sind ja auch neu hier. Aber von den alten Pächtern weiß das jeder. Strunke hat zum Beispiel immer dort geparkt. Jedenfalls in letzter Zeit, nach allem, was ich gestern gehört habe.«
    »Aber sein Garten liegt doch viel näher am Haupteingang.«
    »Er wollte nicht, dass sein Wagen über Nacht da vorne steht. Niemand sollte wissen, dass er hier übernachtet. Ich hab’s ja auch bis gestern nicht gewusst.«
    »Und warum parken Sie vorne, obwohl es für Sie von Nilkheim aus viel kürzer wäre?«
    »Die Nilkheimer ärgern sich, wenn die Kleingärtner alles zuparken. Ich will keinen Ärger.«
    »Und Strunke?«
    »Strunke war der Vorsitzende der Anlage. Er hat gemacht, was er wollte. Hauptsache, alle anderen haben nach seiner Pfeife getanzt.«
    »Ich hab schon gehört, dass er mit einigen Pächtern Ärger hatte.«
    »Das können Sie laut sagen. Er hat sich manchmal aufgeführt, als würde die Anlage ihm gehören. Jedenfalls war er das wandelnde Kleingartengesetz. Wehe, jemand hielt sich nicht an die Regeln. Also, viele Freunde hatte er nicht.«
    Stiller ging zum Angriff über. »Könnte da vielleicht jemand …?«
    Sie fiel ihm ins Wort: »Sie meinen doch nicht etwa …?«
    Er ruderte zurück. »Natürlich nicht.«
    »Obwohl ich selbst schon drüber nachgedacht habe. Einige hat er ganz schön gepiesackt. Fragen Sie mal den Kohl mit seinem Pavillon.«
    »Den Kohl?«
    »Der heißt so. Oder die Mangolds. So eine liebe Familie. Aber mit Kindern eben. Mit Kindern, da war der Strunke so …« Sie kreuzte die Zeigefinger zu einem X. »Sie wissen, was ich meine?«
    »Ich kann’s mir denken. Ich hab selber drei.«
    »So? Glückwunsch!«
    »Danke.«
    »Nein, ich meine es ernst. Ich bin nämlich auch nicht von der Eisenbahn. Ich bin Lehrerin. Für Biologie und Religion, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
    »Ach drum.« Stiller hob den Finger, als wolle er sich melden. »Jetzt ist mir klar, warum Sie jeden Tag schon so früh hier im Garten sind.«
    »Richtig. Um Viertel nach acht muss ich im Dessauer sein.« Sie zog den Jackenärmel zurück und sah auf ihre Armbanduhr. »Du liebe Zeit, ich muss los! Schon acht Uhr. Ich hab mich völlig verquasselt.«
    »Tut mir leid«, sagte Stiller.
    »Mir auch. Sie wollten doch Tipps von mir. Worum ging’s denn?«
    »Ach das – kann warten.«
    »Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern. Ich bin nicht mal mit dem Gießen rumgekommen. Schauen Sie doch heute Abend noch einmal vorbei, dann kann ich Ihnen meinen Garten zeigen. Ich habe die Pflanzen nach den fünf Kontinenten geordnet …«
    Stiller ließ den Blick neugierig über die kahlen Beete schweifen und runzelte die Stirn.
    »Das muss natürlich alles erst noch wachsen«, erklärte sie. »In einem Monat sehen Sie mehr.« Sie verabschiedete sich lächelnd und verschwand mit der Gießkanne in Richtung Laube.
    Stiller kehrte gerade um, als sein Handy klingelte. Er schwang sich schleunigst aufs Rad. Er musste nicht nachsehen, er hatte die Melodie nur einmal vergeben: für Interpol.
    Kerstin Polke saß vor seinem Gartentor auf einem Alukoffer. Stiller sah ihr schon von Weitem an, dass sie kochte. Ihre schwarzen Augen wirkten noch einen Tick dunkler, ihr Nasenpiercing schien weiß zu glühen. Wahrscheinlich dachte sie gerade an etwas so Erbauliches wie Kalaschnikow oder Blutbad.
    »Gehörst du am Ende auch zu der Sorte von Printredakteuren, die morgens den Hintern nicht hochbekommt?«, begrüßte sie ihn. Ihre raue Stimme hallte durch die Gärten.
    Stiller legte rasch einen Finger an die Lippen. »Zum Glück bin ich Psychologe«, antwortete er.
    »Wär vielleicht wirklich ein Glück«, schimpfte sie. »Du bestellst mich zu dieser nachtschlafenden Zeit hierher und lässt mich dann blöd herumsitzen. Zehn vor acht war ausgemacht. Andere wollen auch ausschlafen.«
    »Tut mir leid, ehrlich«, entschuldigte sich Stiller. »Aber ich hab nicht verschlafen.« Er schloss die Gartentür auf.
    »Das sagen sie alle.«
    »Ich bin zufällig der Gärtnerin begegnet, die gestern die Leiche

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