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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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hätte sie bei einer Scheidung mit der Hälfte rechnen können, aber frühestens in drei Jahren, nachdem Strunke nicht einwilligen wollte.«
    Strunke hatte angegeben, noch eine Chance für seine Ehe zu sehen. In solchen Fällen galt vor Gericht erst nach drei Jahren die Annahme, dass eine Ehe unrettbar zerrüttet war. Ursula Strunke hätte so lange warten müssen – plus das halbe Jahr, das es dann noch gedauert hätte, bis die Scheidung durch gewesen wäre.
    »Noch dazu kann sie jetzt mit einer beträchtlichen Witwenrente rechnen«, fuhr Strobel fort. »Die Bahn hat Strunke mit vollen Bezügen in den Ruhestand geschickt, das war im Zuge der Privatisierung so üblich. Josef und Ursula Strunke waren fünfundzwanzig Jahre verheiratet – da sind zwei Drittel für die Witwe drin. Im Falle einer Scheidung, wenn sie inzwischen mit einem anderen lebt: null.«
    »Leuchtet ein.« Possmann zeigte sich interessiert, seine Skepsis verflog. »Und Nadele? Nach allem, was Sie mir von ihm erzählt haben, hat seine erneute Vernehmung nicht viel Neues gebracht.«
    »Die Vernehmung nicht, das stimmt. Er bleibt bei seiner ersten Aussage. Aber mit den Ermittlungen sind wir ein Stück weitergekommen. Die Firma, bei der Nadele beschäftigt ist, steckt in ernsten Schwierigkeiten. Nadele hat die Kündigung schon auf dem Tisch – als Erster übrigens. Seine Ersparnisse sind auch futsch: Er hatte unmittelbar vor der jüngsten Wirtschaftskrise auf Aktien gesetzt und sich auf einen grottenschlechten Anlageberater verlassen. Alles ist nicht sonderlich gut für ihn gelaufen. Überhaupt wirkt er auf mich wie der geborene Verlierer. Er ist der Typ, mit dem man alles machen kann – und der alles macht, was man ihm sagt.«
    »Auch jemanden zu erschlagen? Würde er so weit gehen?«
    Strobel zuckte schweigend die Schultern.
    Possmann hakte nach. »Mit anderen Worten: Dieser Nadele steht finanziell keineswegs so gut da, wie er behauptet hat.«
    Strobel nickte. »Er ist pleite. Es kann leicht sein, dass er bald auf das Finanzpolster angewiesen ist, das Ursula Strunke in die Beziehung mitbringt.«
    Possmann sah sich um und winkte der Bedienung. »Sie haben also Motive, aber …«
    »… keine Beweise«, führte Strobel den Satz zu Ende.
    »Es gibt doch diesen Widerspruch, was das Joggen betrifft. Die Aussage der Nachbarin, wonach das Pärchen am Morgen des Tattags gar nicht zur Aschaff gelaufen ist. Warum haben Sie die beiden noch nicht damit konfrontiert?«
    »Die Nachbarin könnte sich geirrt haben. Es war um fünf noch ziemlich dunkel. Vielleicht hat sie ein anderes Paar mit den beiden verwechselt. Das ist mir zu dünn, damit kommen wir beim Haftrichter niemals durch. Wir brauchen dafür eine zweite Bestätigung. Wir arbeiten dran.«
    »Ich sehe, Sie haben alles im Griff«, sagte Possmann mit leichter Ironie. Dann sah er zur Bedienung auf: »Getrennte Rechnungen, bitte.«
    Strobel räusperte sich. »Ich will nicht unhöflich sein, nur sichergehen. Sagten Sie nicht etwas von einer Einladung?«
    »Gewiss.« Possmann reckte sein breites Kinn vor und lächelte. »Ich hab Sie eingeladen, mit mir essen zu gehen. Aber das heißt nicht, dass ich bezahle. Früher hab ich so was auf Spesen machen können. Aber Sie kennen ja den neuen Justizminister. Wir müssen sparen.«
    Strobel tastete zerknirscht seine Taschen nach dem Geldbeutel ab. Er war sicher, dass Possmann das Essen als Arbeitstreffen absetzen würde. Und er selbst hatte das verlockende Angebot abgelehnt, den Mittag mit Sabine zu verbringen – der Frau, mit der er seine persönliche Strobel-Linie begründen wollte.
    ***
    Stiller trat aus dem Maxim ins grelle Mittagslicht und blinzelte.
    Kleinschnitz folgte ihm und deutete auf das Haus schräg gegenüber. »Reicht’s dir, wenn ich dir die Bilder in einer Stunde ins System stelle? Ich hab vorher noch einen Termin.«
    »Kein Problem.« Stiller flocht das Kettenschloss aus dem Rad.
    »Eh ich’s vergesse …«, Kleinschnitz reichte ihm einen zusammengefalteten Papierbogen, »… der Lageplan der Kleingartenkolonie. Ich hab ihn dir auf Posterformat vergrößert. Farbkopie.«
    Stiller steckte den Plan in seine Tasche. »Danke«, sagte er, »bis später dann«, und schwang sich auf sein Rad.
    Die Redaktion lag im Industriegebiet am östlichen Rand von Damm. Unbewusst wählte Stiller nicht die kürzeste Strecke durch die Schillerstraße, sondern den gemütlichen Umweg, der sich durch die Aschaffauen schlängelte.
    Er hatte sich erst am Vortag in der

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