Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
schwirrten um ihn herum.
Stiller drehte sich um. »Hat jemand …«
Frauke schüttelte den Kopf. »Schlimmer.«
Erst als er vor dem Haufen stand, erkannte er, was es war: ein Maulwurf.
»Er ist tot.« Frauke schauerte.
»Das sehe ich auch.« Stiller verscheuchte die grünen Schmeißfliegen mit wedelnden Händen und beugte sich über den Tierkadaver. »Jemand hat ihn erschlagen.« Er deutete auf den blutverschmierten Kopf des Maulwurfs.
Frauke würgte.
»Aber nicht hier«, murmelte Stiller nachdenklich. »Sonst gäb’s Blutspuren auf den Platten.«
»Jemand hat ihn uns vor die Tür gelegt«, sagte Frauke mit erstickter Stimme. »Du weißt, was das bedeutet?«
»Mir ist schon klar, dass der sich nicht selbst hierhergeschleppt hat. Dieser Garten ist ein Paradies für Maulwürfe, kein Friedhof.«
»Das hier ist kein Witz, Paul Stiller. Das ist eine Warnung. Sie gilt uns.« Fraukes Stimme klang erstickt.
»Jetzt übertreib mal nicht …«
Sie unterbrach ihn schroff. »Verstehst du nicht? Das ist doch eindeutig. Jemand hat rausgekriegt, was wir hier machen. Du bist der Maulwurf. Oder ich.«
»Denk nicht, dass ich jetzt nachschaue, ob das ein Männchen oder ein Weibchen ist.«
»Kannst du nicht mal eine Minute ernst sein?« Sie schrie fast, von ihrem sonst so sanften Ton war nichts mehr übrig.
Hinter ihnen erklang ein Hüsteln. »Na, haben wir eine kleine Meinungsverschiedenheit?« Stiller und Frauke fuhren herum. Es war Mooser.
»Nicht direkt.« Frauke rang um Fassung. »Es geht um … das da.« Sie trat zur Seite und gab die Sicht auf den Maulwurf frei.
»Glückwunsch!« Mooser wog anerkennend den Kopf. »Ihr habt einen erwischt.«
»Der ist leider nicht von hier.« Frauke bohrte ihren Blick in Moosers Auge.
Der blieb ungerührt. »Ein Maulwurf mit Migrationshintergrund, oder was?« Er krächzte sein Anlasser-Lachen. »Wo soll er denn herkommen? Aus dem Osten, wie die Russen?«
»Vielleicht haben Sie ihn hergelegt …« Frauke hatte sich offenbar entschieden, die kumpelhafte Duzerei in der Kleingartenanlage nicht mitzumachen.
»Mädchen, schau dir meinen Garten an.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Ich habe keine Maulwürfe.«
»Jedenfalls hat er sich hier nicht selbst den Kopf eingerannt«, beharrte Frauke.
Stiller entschloss sich, einzugreifen, bevor Mooser seine eigenen Schlüsse zog. »Was führt dich denn zu uns?«
»Neuigkeiten.« Mooser stülpte vielsagend die Lippen vor und legte eine Kunstpause ein. »Oder habt ihr das schon gehört von heute Nacht?«
Stiller fühlte, wie ihm heiß wurde.
»Heute Nacht? Nein. Was denn?« Fraukes Neugier war geweckt, sie wandte sich von dem Maulwurf ab.
»Jemand ist in Strunkes Laube eingebrochen. Obwohl sie versiegelt war.«
»In Strunkes Laube?« Frauke fixierte Stiller.
Der hob fast unmerklich die Schultern und fragte: »Weiß man, wer’s war?«
»Noch nicht. Oder die Polizei lässt es nicht raus.« Mooser senkte die Stimme. »Die soll nämlich zwei Burschen festgenommen haben. Aber das war bei den Geflügelzüchtern. Da gab es auch einen Einbruch. Die sollen gewütet haben wie die Vandalen.«
»Wieso bei den Geflügelzüchtern? Was haben die jetzt mit Strunke zu tun?« Fraukes Blick pendelte verwirrt von Stiller zu Mooser.
»Ich bin Mooser, nicht Moses.« Er lachte heiser. »Woher soll ich wissen, ob die beiden Einbrüche was miteinander zu tun haben? Oder mit Strunke. Vielleicht hat jemand gedacht, na ja, die Laube steht eh leer. Und hinterher wollte er sich noch ein Hühnchen rupfen.«
»Sie«, entgegnete Frauke.
»Wie bitte?«
» Sie wollten. Sie haben gesagt, es waren zwei.«
Stiller nickte anerkennend. Frauke war auf Zack. »Was kann denn jemand in Strunkes Hütte gesucht haben?«
Mooser rückte ganz nah an Stiller heran, um noch leiser sprechen zu können. Ihre Nasen berührten sich fast. Er hatte grauenhaften Mundgeruch. »Wenn du mich fragst: die Lebensversicherung.«
Stiller wich einen Schritt zurück. »Du meinst, Strunke hatte seine Lebensversicherung in der Laube? Aber was könnte ein anderer damit anfangen?«
Mooser rückte nach. »Ich meine auch keine richtige Lebensversicherung, nicht so eine mit Police. Ich denke eher, er hatte etwas gegen jemanden in der Hand.«
»Ich versteh nicht ganz …« Stiller legte Mooser eine Hand auf die Schulter und drehte ihn leicht zu Frauke.
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, vergangene Woche, da hatte er so ‘ne Aktenmappe dabei. Wie immer hat er sich erst eine Weile
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