Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
sieben hier aus der Kolonie plus die beiden Anzugtypen.«
Stiller erinnerte sich an den Hinweis, den Ruth ihm gegeben hatte. »Wir sollten Smirnow und Graser noch dazunehmen«, schlug er vor. »Das sind zwei, die Strunke hier rausgeworfen hat.«
Frauke schrieb sie auf. »Wer von denen könnte wissen, was wir hier wirklich vorhaben?« Nachdenklich betrachtete sie den Papierbogen. »Mooser!« Sie kreuzte den Namen an. »Bei dem bin ich mir ziemlich sicher.«
»Scherer kam mir auch irgendwie misstrauisch vor«, überlegte Stiller. »Außerdem Froese. Der hat meine botanischen Kenntnisse auf die Probe gestellt.«
»Oje.« Frauke lächelte, während sie die Kreuzchen aufs Papier setzte, trat dann einen Schritt zurück. »Genau genommen dürfen wir gar niemanden ausnehmen. Wenn jemand dein Bild in der Zeitung gesehen oder dich auf einem Termin getroffen hat, weiß er zumindest, dass du nicht Döberlin heißt. Das war blöd mit dem falschen Namen.«
»Ach«, erwiderte Stiller. »Ich dachte, das war kreativ.«
»Schade, dass du meine morgendlichen Work-outs nicht mehr besuchst.« Frauke legte den Stift weg. »Stattdessen liegst du bis zehn im Bett.«
Stiller räusperte sich. »Ganz so ist das nicht.«
Sie musterte ihn mit ihrem tiefen Blick. »Du verschweigst mir etwas, stimmt’s? Möchtest du es mir nicht doch lieber sagen?«
Er mochte eigentlich nicht. Dennoch berichtete er ihr so kurz wie möglich, was er in der Nacht erlebt hatte.
Frauke blies die Luft aus. »Mannomann! Ihr zwei seid echt dämlich. Wenn sich das rumspricht, weiß in der Kolonie bald der Letzte, wer du wirklich bist.«
Stiller breitete die Hände aus. »Es war ein Zufall.«
Sie dachte nach. »Jedenfalls dürfen wir keine Zeit verlieren. Ich fange sofort an und übertrage deine Pächterliste auf den Lageplan.«
Stiller hielt das für überflüssig, äußerte sich aber nicht dazu, sondern wandte sich zur Tür.
»Was hast du vor?«, fragte Frauke.
»Ich fahre in die Redaktion. Mal hören, was es Neues gibt in Sachen Strunke und Einbruch.«
»Du kannst doch hier schreiben. Interpol hat dich extra verkabelt.«
»Sie heißt Kerstin«, korrigierte Stiller. »Und ich habe zufällig einen Posten, der hin und wieder meine Anwesenheit in der Redaktion verlangt.«
»Und die Gärtner?«
»Um die kümmere ich mich heute Abend«, versprach Stiller. »Vorher ist sowieso kaum jemand in der Kolonie.«
Doch so einsam, wie er geglaubt hatte, war es nicht. Rufe schallten durch die Gärten, Motoren heulten auf und erstarben wieder. In der Nähe quietschte ein Pumpbrunnen.
Schräg gegenüber stand die brünette Gärtnerin auf ihrer Terrasse und schob mit handschuhbewehrten Händen Zweige in einen knatternden Häcksler. Ihre gelbe Schutzbrille hatte sie, statt sie aufzusetzen, hoch in ihr Haar geschoben, das ihr wieder offen über die Schultern fiel. Wie immer trug sie höchst verführerische Arbeitskleidung, diesmal eine kurze schlammfarbene Latzhose, seitlich bis zu den Hüften aufgeknöpft, darunter ein weißes Tanktop. Ihre langen braunen Beine steckten in festen Wanderstiefeln. Als spürte sie seinen Blick, sah sie kurz zu ihm hin und lächelte.
Stiller fühlte sich ertappt. Er winkte und lief schnell in die andere Richtung davon. Er musste sowieso zum Seiteneingang. Am Morgen hatte er den Kangoo genommen, weil er Frauke nicht zu lange warten lassen wollte, und ihn auf dem kleinen Parkplatz in Nilkheim abgestellt.
Als er den Wagen erreichte, blieb er wie angewurzelt stehen. Links neben seinem Kangoo stand der silberfarbene Mercedesbus mit Frankfurter Kennzeichen. Der Vito, mit dem am Vortag die beiden Mafia-Parodisten angerückt waren.
Ohne nachzudenken, kehrte er auf dem Absatz um. Die beiden waren ihm nicht begegnet, also mussten sie bereits in der Kleingartenanlage gewesen sein, als er dort aufgebrochen war. Er rannte über den Bahnübergang, am alten Bahnhof vorbei und in die Laubenkolonie zurück. Dort steuerte er das Vereinsheim an. Es war abgeschlossen. Er drehte sich um die eigene Achse. Niemand war zu sehen bis auf die Gärtnerin mit dem Häcksler.
Plötzlich kam ihm eine Idee. Er lief in seinen Garten und öffnete den Geräteschuppen so leise wie möglich, damit Frauke ihn nicht bemerkte. Er sah sich kurz um, packte den Spaten und sauste wieder davon. Auf dem Parkplatz peilte er die Lage. Die Straßen ringsum waren wie leer gefegt, die Häuser schienen verlassen. Kurz entschlossen holte Stiller aus und schlug mit dem Spaten gegen den
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