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Stille(r)s Schicksal

Stille(r)s Schicksal

Titel: Stille(r)s Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Kunze
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dessen Mitarbeiterin, die er Lilo genannt hatte. Lilo schrie vor Schmerz auf
    Sie schüttelte noch ihre Rechte und blies auf den geröteten Handteller, als Sven schon längst die Treppe hinunter gepoltert war.
    "Glaubst du, dass dieser junge Mann jemals wieder etwas an dem Haus machen wird?" wandte sie sich, immer noch mit der Hand wedelnd, an ihren Chef.
    "Nein, Lilo, ich glaube das bald nicht mehr. Dem fehlt einfach Courage und vielleicht noch viel mehr eine passende Frau."
    Lieselotte nickte verständnisvoll und schloss das Fenster. Für sie war es jetzt Zeit heimzugehen, Haus und Hof und Mann und Hühner wollten auch noch versorgt sein. Und sie freute sich auf ihre häuslichen Pflichten, die Probleme aus dem Büro der Gemeindeverwaltung fielen auf dem langen Weg durch den hohen, alten Kiefernwald, der die Maihitze nicht bis zum weichen Nadelboden durchließ, wie von selbst von ihr ab.
    Hier würde es auch im Sommer angenehm kühl sein, wusste sie und war glücklich, auf diesem schönen Fleckchen Erde zu wohnen. Sie ließ wie immer den Blick von einem kleinen Hügel aus über das Dorf und die sattgrünen Wiesen schweifen. Neubaublocks gab es hier nur wenige, die meisten Leute wohnten in Ein- oder Zweifamilienhäusern. Inzwischen war es sogar wieder modern geworden, dass mehrere Generationen unter einem Dach wohnten. Das kleine Haus von Oma Jeschke duckte sich ziemlich einsam an der Chaussee, denn von den beidseitigen Nachbarn trennten es jeweils mehr als hundert Meter. So widmete sie nun doch auch dem baufälligen Haus und dessen neuem Besitzer Sven Stiller noch einen Gedanken, ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit:
    Möge er doch so schnell wie möglich eine hübsche junge Frau finden, wünschte sie in Gedanken dem jungen Mann, eine mit fröhlichem Herzen und zwei gesunden Händen, die in Haus und Hof mit zupacken konnten. Denn einen schöneren Ort zum Wohnen konnte sich Lieselotte auch für eine junge Familie nicht vorstellen.
     

Geheimniskrämerei
     
    In der Kastanienallee, in der Küche von Svens Eltern, duftete es nach frisch gebackenem Kuchen. Margot öffnete gerade die Klappe vom Elektroherd, als ihr Mann sie nachdenklich fragte: "Kannst du dir vorstellen, was neuerdings mit Sven los ist? Er wählt dauernd ein und die selbe Nummer, ich habe nach ihm öfters mal auf die Wahlwiederholung gedrückt, aber da meldet sich niemand.
    "Hm", murmelte Margot und hängte den Topflappen wieder an den Haken über dem Herd, "ich weiß auch nicht, was das soll. Nie erzählt er was, verschwindet oft stundenlang. Aber vorige Woche, da muss er wohl in Wiesenberg gewesen sein, beim Bürgermeister. Jedenfalls hat er das ganz kurz erwähnt. Aber jedesmal, wenn ich ihn frage, was denn nun mit dem Haus werden soll, wird er grantig. Er denkt immer, dass ich ihn nur loswerden will."
    Helmut kratzte sich intensiv am Kopf, was bei ihm immer ein Zeichen von angestrengtem Nachdenken war.
    "Na ja, so ganz unrecht hat er doch damit nicht, oder?"
    Er lachte ein bisschen, so zeigte er seiner Frau, dass er selbst auch der Ansicht sei, dass Sven bald eine eigene Familie gründen müsste.
    Helmut erinnerte sich, dass er in Svens Alter schließlich auch nicht mehr die Füße unter Mamas Tisch gesteckt hatte. Da war er schon längst Ehemann und Vater zweier Kinder gewesen.
    "Weißt du noch? Wir waren so jung und unerfahren … und dann plötzlich …"
    Er kam ins Stocken, weil er vergeblich versuchte, sich an alles zu erinnern, was schon so lange zurücklag.
    Auch Margot musste daran denken, wie jung sie beide geheiratet hatten, schließlich war die Tochter unterwegs gewesen. Und da gebot es schon der Anstand .. naja. Von ihren Eltern konnten sie damals keine Unterstützung erwarten, die hatten selber nichts. Und später war dann auch noch Sven, der Nachzügler, gekommen, ebenso unverhofft wie die Tochter.
    "Unser Sven geht jetzt auf die dreißig zu - und Enkelkinder von ihm sind wohl noch lange nicht in Sicht!" sagte sie übergangslos und auch ein bisschen vorwurfsvoll.
    Sie war sichtlich erregt, ihr Busen wogte unter der Kittelschürze, das Gesicht war gerötet, obwohl die Tür zur heißen Backröhre schon längst wieder geschlossen war.
    Als sie die noch immer ausstehenden Kinder des Sohnes erwähnt hatte, war ihr noch etwas anderes eingefallen.
    "Da muss etwas auf Teneriffa vorgefallen sein. Immer wieder kramt er diese Bilder hervor."
    "Was für Bilder?" Helmut war hellhörig geworden, fing sie etwa wieder an, ihm Dinge zu

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