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Stille(r)s Schicksal

Stille(r)s Schicksal

Titel: Stille(r)s Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Kunze
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sich beschwert, dass weder Haus noch Grundstück ordentlich gesichert seien, Kinder würden sich dort tummeln, gebrannt hätte es auch schon mal. Wer weiß, hatten die Leute gesagt, ob sie den nächsten Brand gleich wieder so schnell würden löschen können? Sie hatten den Bürgermeister praktisch mit der Nase drauf gestupst: Hier ist Gefahr im Verzug!
    In diesem Falle durfte er sich nicht drücken. Das Gesetz verlangte, dass er mit diesem Sven Stiller redete.
    Aufmunternd schaute er den jungen Mann an, aber der schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
    Und so war es tatsächlich. Sven dachte an Anne. Wenn er mit ihr dort einziehen könnte, dann wollte er wirklich zupacken. Aber sie schien ihn wohl schon völlig vergessen zu haben. Immer, wenn er ihre Nummer hervorgekramt und angerufen hatte, dann meldete sich einfach keiner. Nicht einmal ein Anrufbeantworter. Hatte sie keinen? Oder hatte sie ihn nicht eingeschaltet? Sah sie seine Nummer auf dem Display - und ging absichtlich nicht ran? Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort wusste.
    Aber irgendwann musste sie doch auch mal zu Hause sein, zum Donnerwetter. Die senkrechte Falte auf seiner Stirn wurde tiefer.
    Doch das ging schließlich den Bürgermeister nichts an, also lenkte er ein.
    "Ja, Herr Knauer, Sie haben schon recht, es muss etwas gemacht werden, bevor das Gebäude ganz und gar zusammenfällt. Ich werde einfach anfangen, egal, ob ich nun meine Traumfrau finde oder nicht!"
    Sprach´s und versuchte, seine eigene Unmutsfalte mit einem breiten Grinsen zu glätten.
    "Sie müssen nicht, Herr Stiller, geben Sie doch das Haus und das Grundstück einfach wieder ab, vorige Woche hat sich zum Beispiel ein Immobilienmakler gemeldet. Er sagte, dass es sogar schon einen Interessenten gäbe."
    Immobilienmakler, Interessenten! Wenn ich das schon höre! Zur Not könnte ich ja die Hütte auch selbst verkaufen, Immobilienmakler ...! Deutlich hörbar stieß Sven Stiller die Luft aus.
    Aber dann fielen ihm die alte Oma und ihre Worte über seine angeblich
goldenen
Hände
ein. Vielleicht waren sie ja tatsächlich zu etwas zu gebrauchen?
    Da würden aber seine Arbeitskollegen die Augen aufreißen. Und seine Eltern erst! Wie oft hatte sein Vater über die
zwei linken Pfoten
seines Sohnes gewettert. Nicht einmal im Garten hatte er je etwas mit anfassen dürfen.
    "Ach, lass´ nur, ich mache das schon!" hatte der Vater immer wieder, scheinbar gütig, gesagt, aber Sven hatte allein schon am Tonfall verstanden, dass er eigentlich meinte, sein Sohn sei sowieso zu blöd, etwas Vernünftiges zustande zu bringen. Es war schon ein Wunder, dass ihm das Rasenmähen zugetraut hatten.
    Sven spürte mit einem Mal, wie sich sein Widerspruchsgeist regte.
    Er würde es allen zeigen, dass er keineswegs so ein Nichtsnutz war, wie die meisten annahmen!
    Nur Anne hatte ihm gegenüber noch nichts dergleichen geäußert. Sie hatte ihn während der ganzen drei Wochen im Urlaub so gemocht wie er war, wenn sie sich auch manchmal über seinen komischen Satzbau amüsiert hat. Aber das nahm er nicht so tragisch, das konnte er schließlich noch lernen.
    Unvorstellbar, dass sie ihn vergessen haben sollte. Sie war doch schließlich seine Frau! Seit dieser ersten Nacht, als er erkannt hatte, dass er nur geboren worden war, um sie zu suchen und zu finden. Wenn er daran dachte, dass er ihr das nicht einmal gesagt, sondern nur albernes Geschwätz von sich gegeben hatte, ärgerte er sich maßlos. Aber noch war es nicht zu spät, er konnte ihr immer noch von seinen wahren Gefühlen erzählen. Bestimmt hatte auch sie mehr für ihn empfunden, als sie in jener Nacht zugegeben hatte. Der Gedanke erwärmte ihn.
    Eines stand fest wie das Amen in der Kirche: Für sie würde er das Haus ausbauen. Für niemanden sonst. Aber was war nur passiert? Da war sie wieder, die Sorge - und wuchs.
    Er musste sie unbedingt wiederfinden.
    Immobilienmakler! Der Bürgermeister und seine Sekretärin schauten ihn noch immer erwartungsvoll an. Die Sekretärin wollte wohl heim, denn sie hatte sich schon nach ihrer Tasche gebückt, die neben dem Schreibtisch stand und war ein paar Schritte auf das Fenster zugegangen.
    Sven fühlte sich mit einem Mal stark.
    "Schon möglich", sagte er auftrumpfend, "dass es schon Interessenten gibt, aber daraus wird nichts!"
    Er hatte so laut gesprochen, dass die beiden zusammenzuckten.
    Er warf den Kopf in den Nacken und verabschiedete sich mit einem kräftigen Händedruck von Werner Knauer und

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