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Stille(r)s Schicksal

Stille(r)s Schicksal

Titel: Stille(r)s Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Kunze
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ein paar Minuten den Kopf zur Tür herein gesteckt und beobachtete die Beiden unbemerkt bei ihrem munteren Treiben. Sie strahlte übers ganze Gesicht.
    Wo hätte es so etwas früher gegeben, als ihre eigenen Kinder noch klein waren? Sie hatte es doch geahnt: Harte Väter werden oft ganz weiche, liebevolle Großväter.
    Nicht einmal all diese herumliegenden Bausteine und Klappern störten den Opa. Auch die Oma schmunzelte über das bunte Bild, das sich ihr auf dem Fußboden bot. Sie war glücklich, nicht zuletzt darüber, dass Lauras Gesicht jetzt wieder richtig rosig aussah, sie waren ja auch täglich mit der Kleinen im Kinderwagen unterwegs gewesen. Die frische Luft, regelmäßige Mahlzeiten und ruhiger Schlaf hatten aus dem vorher so schlecht genährten Kind mit der ungesunden, schuppigen Haut einen richtigen Wonneproppen werden lassen.
    "Komm, meine Süße, dein Fläschchen wartet", lockte Margot mit einschmeichelnder Stimme.
    Die Kleine zappelte noch freudiger als zuvor, als sie die geliebte Flasche entdeckte. Also rappelte sich der Opa seufzend hoch und trug das quirlige Bündel zur Oma, die es sich inzwischen auf dem Sofa bequem gemacht hatte.
    Margot konnte sich gar nicht satt sehen an der trinkenden Laura, jeder Schluck aus dem Fläschchen war von einem glucksenden Laut der Zufriedenheit begleitet. Dabei sah sie ihre Großmutter mit großen blauen Augen an. Vertrauensvoll, aber auch sehr aufmerksam, so, wie Anne immer alle Leute angeschaut hatte. Fast wollte es der Großmutter ein wenig unheimlich werden.
    Als es klingelte, zuckte auch Laura zusammen.
    Margot und Helmut wussten, dass Sven heute kommen würde, um seine Tochter wieder nach Hause zu holen.
    Sie hatten die halbe Nacht damit zugebracht, das Für und Wider dieses Vorhabens zu erwägen. Und sie waren schließlich übereingekommen, dass es für alle am besten sei, Laura bei ihrem Vater aufwachsen zu lassen. Sie waren sich darüber einig geworden, dass ihnen die Enkeltochter eine große Freude bescherte, dass sie aber andererseits ihrem Sohn die Verantwortung für sein Kind nicht abnehmen durften.
    Sie waren fest davon überzeugt, dass es Sven nur gut tun könne, wenn er eine richtige Aufgabe hatte, wenn er sich um jemanden kümmern musste. Sie konnten sich für ihren Sohn keine schönere Aufgabe vorstellen, als für die kleine Laura zu sorgen. Ihr Lachen und Weinen, ihre Hilflosigkeit würden Sven ablenken von seiner Trauer und vor allem auch von seinem Selbstmitleid. Schließlich teilte Margot den Standpunkt ihres Mannes. Sven müsse, da er nun einmal Vater so einer allerliebsten Tochter ist, dieses Aufgabe auch wahrnehmen.
    „ Dann kann er eben nicht saufen!“
    Margot hatte erstaunt zur Kenntnis genommen, dass es ihrem Mann offenbar doch nicht entgangen war, wie Sven neuerdings seinen Kummer in Alkohol zu ertränken versuchte.
    Ja, sie konnten es drehen und wenden, wie sie wollten: Es war gewiss richtig, dass die Kleine mit heimfuhr zu ihrem Vater. Die Beiden gehörten zusammen, alles würde gut werden! Das hofften sie aus ehrlichem Herzen.
    Trotzdem waren auch sie beim Ertönen der Klingel jetzt heftig zusammengezuckt.
    Prüfend schaute Margot ihrem Sohn ins Gesicht. Ein bisschen aufgedunsen kam er ihr vor, aber er roch gut nach Seife und Rasierwasser. Nur einen Moment lang kam ihr dieser Geruch ein wenig vordergründig vor.
    „ Ist die Kleine fertig?" fragte Sven kurz angebunden. „Wir wollen gleich los."
    „ Na aber", meldete Helmut aus dem Wohnzimmer seinen Protest an. „Die Laura trinkt gerade den letzten Rest aus ihrem Fläschchen, dann muss sie noch eine frische Windel bekommen und so weiter und so fort. Erst, wenn wir das alles ordentlich erledigt haben, kann die Reise losgehen."
    Sven staunte nicht schlecht über seinen Vater, der Laura schon anfing auszupacken. Was der alles über Fläschchen und Windeln wusste. Sogar mit den "neumodischen Dingern", als die er die Windeln mit dem Klettverschluss oft bezeichnet hatte, kam der Großvater anscheinend ganz gut zurecht.
    Laura ließ alles mit sich geschehen. Als der Opa sie dann auch noch auf den Bauch küsste, musste sie laut lachen. Dabei stieß auf und spuckte ein wenig auf die Unterlage. Ohne ein Wort wischte der Opa alles sauber.
    Sven suchte auf dem Gesicht seiner Tochter nach einem Funken von Erkennen oder Freude. Vergeblich.
    „ Na, du kleiner Racker, du willst wohl gar nichts mehr von deinem Vater wissen?"
    Als er sich zu Laura hinunter beugte, die mit halb geschlossenen Augen

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