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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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eine Nichtigkeit«, sagte sie endlich. »Es spielt jetzt keine Rolle mehr. Mein Mann hegte gewisse Zweifel an der Gesellschaft, mit der Rhys Umgang pflegte. Oh, niemand, der ihm etwas antun würde, Sergeant. Ich spreche von weiblicher Gesellschaft. Mein Mann wünschte, daß Rhys Bekanntschaft mit einigen achtbaren jungen Damen machte. Er war in der Position, seinem Sohn eine Apanage auszusetzen, falls dieser sich zu einer Heirat entschloß. Eine glückliche Situation, in der sich nicht viele junge Männer befinden.«
    »Nein, wahrhaftig nicht«, pflichtete Evan ihr von Herzen bei.
    »Vielleicht war er… zu jung. Möglicherweise wäre er bereitwillig auf diesen Vorschlag eingegangen… wenn es nicht der Wunsch seines Vaters gewesen wäre. Junge Menschen sind manchmal so… so… halsstarrig. Auch wenn es gegen ihre eigenen Interessen verstößt.« Sylvestra schien des Kummers, der in ihr aufwallte, kaum Herr zu werden. Evan hätte am liebsten überhaupt keine Fragen mehr gestellt, aber er wußte, daß dies der günstigste Zeitpunkt war, um die unbeschönigte Wahrheit zu erfahren. Morgen war Sylvestra vielleicht vorsichtiger, wachsamer, nichts preiszugeben, was Schaden oder unbequeme Enthüllungen nach sich ziehen mochte.
    »Er hat nicht gesagt, wo er vielleicht hingehen wollte?« begann er von neuem. »Gab es irgendwelche Lokale, die er häufiger aufsuchte?«
    »Er ist… im Zorn… gegangen«, erwiderte sie. Sie schien sich wieder gefaßt zu haben. »Ich glaube, sein Vater hatte eine Ahnung, welche Orte er aufsuchte. Vielleicht wissen Männer im allgemeinen darüber besser Bescheid? Es gibt… Häuser. Aber es war nur ein Eindruck. Ich kann Ihnen nicht helfen, Sergeant.«
    »Aber beide Männer waren aufgebracht, als sie das Haus verließen?«
    »Ja.«
    »Wieviel Zeit lag zwischen dem Aufbruch von Vater und Sohn?«
    »Ich bin mir nicht sicher, weil Rhys das Zimmer verließ, und ungefähr eine halbe Stunde verstrich, bis uns klarwurde, daß er auch das Haus verlassen hatte. Daraufhin ist mein Mann ebenfalls sofort aufgebrochen.«
    »Verstehe.«
    »Man hat sie zusammen gefunden?« Wieder schwankte ihre Stimme, und es kostete sie sichtbar Anstrengung, nicht die Fassung zu verlieren.
    »Ja. Es sieht so aus, als hätte Ihr Mann Ihren Sohn vielleicht eingeholt, und einige Zeit später wurden sie dann gemeinsam überfallen.«
    »Vielleicht hatten sie sich verirrt?« fragte sie ängstlich.
    »Durchaus möglich«, pflichtete er ihr bei und hoffte, daß es der Wahrheit entsprach. Von allen Erklärungen war dies die freundlichste, diejenige, die Sylvestra am leichtesten würde ertragen können. »Es ist gewiß nicht schwer, sich in einem solchen Labyrinth von Gassen und Straßen zu verirren. Nur ein paar Meter in die falsche Richtung…« Den Rest ließ er ungesagt. Er wünschte sich beinahe ebensosehr wie sie, an diese Erklärung glauben zu können, denn er wußte soviel mehr über die Alternativen.
    Es klopfte an der Tür, was ein ungewöhnliches Verhalten für einen Dienstboten war. Normalerweise trat ein Butler einfach ein und wartete dann einen passenden Augenblick ab, entweder um zu servieren, was verlangt worden war, oder um eine Nachricht zu überbringen.
    »Herein!« sagte Sylvestra mit einer Spur von Überraschung in der Stimme. Der Mann, der eintrat, war hager, dunkelhaarig und von gutem Aussehen. Er hatte tiefliegende Augen, und seine Nase war vielleicht ein wenig zu klein geraten. Jetzt spiegelte seine Miene echte Sorge und Bekümmerung wider. Beinahe ohne Evan eines Blickes zu würdigen, ging er direkt auf Sylvestra zu, und sein ganzes Gehabe verriet berufliche wie auch persönliche Anteilnahme. Wahrscheinlich war dies der Arzt, nach dem Wharmby geschickt hatte.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie tief mich diese Nachricht getroffen hat, meine Liebe. Natürlich brauchen Sie nur zu sagen, was ich für Sie tun kann. Ich werde bei Ihnen bleiben, solange Sie es wünschen. Gewiß kann ich Ihnen auch etwas verschreiben, damit Sie schlafen können, und um Sie während dieser ersten schrecklichen Tage ein wenig zu beruhigen und zu kräftigen. Eglantyne läßt ausrichten, daß wir, falls Sie von hier fortgehen und für eine Weile bei uns bleiben möchten, dafür sorgen werden, daß Sie all den Frieden und die Ungestörtheit vorfinden, nach denen es Sie verlangt. Unser Haus ist Ihr Haus.«
    »Vielen Dank… Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich…« Sie schauderte kaum merklich. »Ich weiß nicht einmal, was ich im

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