Stilsicher im Beruf (TaschenGuide)
die Situation ins Peinliche kippt, sind wir in der Regel erst einmal nicht imstande, angemessen zu reagieren. Wir sind blockiert. Und wenn wir das ignorieren und uns bemühen, uns umgehend am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Peinlichkeit herauszuziehen, endet das in einem Desaster.
Erst einmal ruhig durchatmen
Wir müssen uns Zeit geben. Solange das Gefühl der Peinlichkeit noch durch unseren Körper brandet, können wir eine souveräne Reaktion, eine überlegte Richtigstellung oder eine schlagfertige Replik vergessen. Schlimmer noch: Wir werden uns elend fühlen, wenn wir es versuchen und damit scheitern. Scheitern müssen, denn kein Mensch ist dazu in der Lage: souverän zu antworten, während er sich gleichzeitig in Grund und Boden schämt.
Die Lösung heißt also: abwarten, erst einmal gar nicht reagieren, sich sammeln. Die Welle der Peinlichkeit ebbt ganz von allein wieder ab. Sie müssen sie nur ausrollen lassen. Wie viel Zeit das in Anspruch nimmt, hängt davon ab, wie peinlich die Situation für Sie ist. Bei den „kleinen Peinlichkeiten“, die wir im nächsten Kapitel näher beleuchten, kann das sehr schnell gehen – vor allem, wenn Sie in etwa wissen, wie Sie die Situation wieder bereinigen können. Unter Umständenfällt es Ihrem Gegenüber gar nicht auf, dass Sie da gerade eine peinliche Situation gemeistert haben.
Bei den „großen Peinlichkeiten“, denen wir uns im dritten Kapitel zuwenden, geht es hingegen meist um Schadensbegrenzung. Sie können nicht erwarten, als strahlender Held aus so einer Situation hervorzugehen. Aber Sie können sehr viel dafür tun, die Sache nicht ausufern zu lassen.
Sich einen inneren Schutzschild aufbauen
Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Vorstellung von einem inneren Schutzschild. Die Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan spricht von einem „inneren Aufprallschutz“. Damit ist anschaulich beschrieben, wie Sie peinliche Situationen innerlich abfedern können.
Stellen Sie sich Ihren Schutzschild möglichst konkret vor, als Plexiglashaube, Schutzanzug oder gepanzerte Kapsel. In der betreffenden Situation bauen Sie diesen Schutzschild auf: Sie stellen sich vor, wie Sie hinter diesem Schild in Sicherheit sind. Sie können alles sehen und hören, aber Ihnen kann nichts passieren. Die anderen können mit ihren Fäusten auf der Glasglocke herumtrommeln, die Schläge treffen Sie nicht. Sie können in aller Ruhe überlegen, wie Sie reagieren wollen.
Wichtig
Einen inneren Schutzschild können Sie in einer peinlichen Situation nicht einfach so aus dem Hut zaubern. Er muss regelrecht eingeübt werden. Das können Sie im stillen Kämmerlein tun, damit er Ihnen im Ernstfall zu Verfügung steht.
Peinlichkeit als Waffe
Dass wir peinliche Situationen vermeiden, wissen natürlich auch solche Mitmenschen, die es weniger gut mit uns meinen. Manche versuchen ganz gezielt, uns in Verlegenheit zu bringen, eine peinliche Situation herbeizuführen, die sich in unser Gedächtnis einbrennt. Sie möchten erreichen, dass wir in Zukunft solche Situationen meiden – oder zumindest passiv bleiben. Darüber hinaus machen wir in peinlichen Situationen häufig keine gute Figur. Führungskräfte, die in solchen kritischen Momenten die Fassung verlieren, büßen ihre natürliche Autorität ein. Ja, sie können „untragbar“ werden, wenn sie sich richtig blamieren.
Souverän durch das Stahlbad der Peinlichkeit
Auf der anderen Seite können Sie Ihre Stellung als Führungskraft (und Ihre Reputation insgesamt) enorm festigen, wenn Sie sich durch peinliche Situationen nicht in Verlegenheit bringen lassen. Bleiben Sie in dieser schwierigen Lage souverän und behalten die Nerven, dann erwerben Sie sich sehr viel Respekt. Ja, manchmal gelingt es Ihnen erst durch so eine Bewährungsprobe, die nötige Anerkennung zu erwerben.
Beispiel
Von seiner Firma wird Herr Ahrens auf eine Diskussionsveranstaltung mit Umweltschützern geschickt. Er ist der einzige Vertreter der Industrie. Ihm schlägt offene Feindseligkeit entgegen. Doch bleibt er gelassen und schlägt sich respektabel. Seine Vorgesetzten und seine Mitarbeiter sind von seiner Souveränität beeindruckt.
Sie brauchen ein dickes Fell
Wenn Sie Führungsverantwortung übernehmen, dann dürfen Sie sich von peinlichen Situationen nicht umwerfen lassen. Das heißt nicht nur, dass Sie aus Verlegenheiten halbwegs unbeschädigt wieder herauskommen sollten. Sie dürfen sich davon auch nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Die
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