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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Sie ist nicht zu Hause.«
    »Aber sie muss da sein. Sie geht doch nie aus dem Haus … außer mit mir zusammen.«
    »Vielleicht steht sie unter der Dusche.«
    »Kein Anrufbeantworter?«
    »Nein. Ich versuche es später noch einmal.«
    Von der Valiumtablette umnebelt, setzte Martie eine nachdenkliche, vielleicht sogar besorgte Miene auf, aber sie wirkte dabei nicht ängstlich.
    Während Kenny Phan ein mit Blut gefülltes Röhrchen beiseite legte und nach dem letzten griff, das noch leer war, sagte er: »Noch eins für meine private Sammlung.«
    Martie lachte, und diesmal schwang nicht der leiseste düstere Unterton in ihrem Lachen mit.
    Den Umständen zum Trotz hatte Dusty plötzlich das Gefühl, als könnte die Normalität schneller wieder in ihrer beider Leben einkehren, als er es in den finsteren Momenten der vergangenen vierzehn Stunden für möglich gehalten hätte.
    In dem Augenblick, als Kenny Phan ein Kinderpflaster mit rotem Dinomotiv auf die Einstichstelle klebte, klingelte Dustys Handy. Es war Jennifer, Dr. Ahrimans Sprechstundenhilfe, die anrief, um ihnen zu sagen, der Psychiater könne seine Nachmittagstermine so arrangieren, dass er Martie um ein Uhr dreißig empfangen könne.
    »Da haben wir ja Glück gehabt«, sagte Martie mit sichtbarer Erleichterung, als Dusty ihr die Neuigkeit weitergab.
    »Allerdings.«
    Auch Dusty war erleichtert – was eigentlich seltsam war angesichts der Tatsache, dass die Aussicht auf eine rasche und vollständige Genesung viel geringer war, wenn die Ursache von Marties Symptomen keine physische Erkrankung, sondern ein psychische Störung war. Er war Dr. Mark Ahriman noch nie im Leben begegnet, und doch hatte der Anruf seiner Sprechstundenhilfe ein warmes und tröstliches Gefühl der Sicherheit in ihm entflammt – was ebenfalls eine merkwürdige und verblüffende Reaktion war.
    Ahriman würde wissen, was zu tun war, falls dem Problem mit den Mitteln der Medizin nicht beizukommen war. Er würde in der Lage sein, die Ursache von Marties Ängsten aufzuspüren.
    Dustys Misstrauen gegen Koryphäen jedweder Provenienz war nahezu krankhaft, und er wäre der Letzte gewesen, der das geleugnet hätte. Wie er nur auf die Idee kommen konnte, dass ausgerechnet Dr. Ahriman mit all seinen akademischen Titeln, seinen Bestsellern und seiner ungeheuren Reputation sozusagen über die magischen Kräfte verfügte, alle Probleme zu lösen, war ihm selbst schleierhaft.
    Offensichtlich hob er sich doch nicht so sehr aus der Masse der gutgläubigen Trottel ab, wie er immer geglaubt hatte. Jetzt, wo das, was ihm am meisten am Herzen lag – Martie und sein Leben mit ihr –, auf dem Spiel stand und er mit seinem Wissen und seinem gesunden Menschenverstand nichts gegen das Problem ausrichten konnte, wandte er sich also in seiner abgrundtiefen Sorge auf einmal nicht nur mit einem pragmatischen Maß an Hoffnung an die Fachleute, sondern mit einer inneren Einstellung, die der eines Gottesgläubigen erschrekkend nah kam.
    Also schön, in Ordnung. Na und? Wenn ihm das seine alte, selbstbewusste und durch nichts zu erschütternde Martie wieder zurückbrächte, würde er vor jedem jederzeit und überall im Staub kriechen.
    Immer noch ganz in Schwarz, aber mit einem knallroten Dino auf dem Arm verließ Martie Hand in Hand mit Dusty das Labor der hämatologischen Abteilung. Als Nächstes stand die Kernspintomographie auf dem Programm.
    In den Fluren roch es nach Bohnerwachs, Desinfektionsmittel und, als kaum merkliche Beimischung, nach Krankheit.
    Eine Krankenschwester und ein Pfleger kamen ihnen mit einer fahrbaren Trage entgegen, auf der eine junge Frau lag, die nicht älter als Martie war. Sie hing an einem Tropf. Das Gesicht war mit Kompressen verbunden, die von frischem Blut ganz fleckig waren. Ein Auge war zu sehen: offen, graugrün, glasig vom Schock.
    Dusty wandte, in dem Gefühl, dass er die Privatsphäre dieser Fremden verletzt hatte, den Blick ab und hielt Marties Hand noch fester. Er war plötzlich von der abergläubischen Gewissheit besessen, dass sich im starren, glasigen Blick der verletzten Frau das Pech schon zum Sprung geduckt hatte, um schnell wie der Blitz von ihr zu ihm überzuwechseln.
    Augenwinkel gefältelt, Mundwinkel hochgezogen, tauchte wie eine Clownsmaske Clostermans unergründlich lächelndes Gesicht vor seinem inneren Auge auf.

45. Kapitel
    Erfrischt und voll gespannter Vorfreude auf den vor ihm liegenden Tag, erwachte Ahriman aus traumlosem Schlaf.
    Im professionell

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