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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kartoffel in die Höhe gefahren. Jetzt kam auch Dusty auf die Füße.
    »Als Erstes«, sagte der verdatterte Arzt, »stelle ich Ihnen ein Valiumrezept aus. Wie viele Anfälle dieser Art, sagten Sie, hatte sie?«
    »Ein paar«, antwortete Dusty. »Ich weiß es nicht genau – der gerade eben war aber nicht so schlimm wie die anderen.«
    Clostermans Gesicht war wie geschaffen fürs Lächeln; die sorgenvoll gerunzelte Stirn, die er jetzt zur Schau trug, vermittelte deshalb nicht den beabsichtigten Ernst, weil sie sich gegen die Wirkung seiner runden Knopfnase, seiner rosigen Wangen und seiner fröhlich blitzenden Augen nicht durchsetzen konnte. »Nicht so schlimm? Die anderen waren noch schlimmer? Dann würde ich davon abraten, die nächsten Tests ohne Valium durchzuführen. Es gibt bestimmte Untersuchungen, wie beispielsweise die Kernspintomografie, die eine ziemliche psychische Belastung für manche Patienten darstellen.«
    »Ich bin schon psychisch belastet, wenn ich dort ankomme«, sagte Martie.
    »Wir stellen Sie ein bisschen ruhig, dann ist es nicht so eine Tortur für Sie.« Closterman ging zur Tür. Als er den Knauf schon in der Hand hatte, zögerte er kurz und drehte sich noch einmal zu Dusty um. »Kommen Sie hier klar?«
    Dusty nickte. »Sie fürchtet sich nur davor, dass sie all diese Dinge tun könnte … aber sie wäre dazu in keiner Weise imstande. Nicht sie, nicht Martie.«
    »Und ob ich dazu imstande wäre«, sagte Martie hinter ihren vorgehaltenen Händen.
    Nachdem sich die Tür hinter Closterman geschlossen hatte, entfernte Dusty den Reflexhammer und den Kugelschreiber aus Marties Reichweite. »Fühlst du dich jetzt besser?«
    Sie hatte zwischen den Fingern hindurch seinen Akt der Umsicht und Rücksichtnahme beobachtet. »Es ist alles so beschämend.«
    »Darf ich dir die Hand halten?«
    Ein kurzes Zögern. Dann: »Na gut.«
    Nachdem Closterman in Marties Stammapotheke, die sich im gleichen Gebäude befand, angerufen und die Valiumbestellung durchgegeben hatte, kehrte er mit zwei Musterpackungen zurück, die je eine einzelne Dosierung enthielten. Er riss eine der Packungen auf und reichte Martie die Tablette zusammen mit einem Pappbecher Wasser.
    »Martie«, sagte Closterman, »ich bin ehrlich davon überzeugt, dass die Untersuchungen das Vorhandensein einer intrakraniellen Wucherung – ob neoplastisch, zystisch, entzündlich oder gummatös – ausschließen werden. Es ist oft so – wenn wir einmal über längere Zeit hinweg unter ungewohnten Kopfschmerzen leiden, denken wir sofort, zumindest insgeheim, dass es ein Tumor sein könnte. Aber ein Gehirntumor kommt nicht so häufig vor.«
    »Was ich habe, sind keine Kopfschmerzen«, rief sie ihm in Erinnerung.
    »Genau. Aber Kopfschmerzen wären nur ein erstes Symptom für einen Gehirntumor. Neben einer Netzhautveränderung, die man als Papillenödem bezeichnet. Auch ein solches konnte ich bei der Augenuntersuchung nicht feststellen. Sie haben von Übelkeit und Brechreiz gesprochen. Wäre der Brechreiz ohne Übelkeit aufgetreten, hätten wir ein klassisches Symptom. Nach allem, was Sie mir erzählen, haben Sie eigentlich keine richtigen Halluzinationen …«
    »So ist es.«
    »Nur diese grotesken Bilder, diese absurden Fantasievorstellungen, von denen Sie aber nicht glauben, dass es Dinge sind, die wirklich passieren. Was ich bei Ihnen sehe, sind massive Angstzustände. Letztlich, obwohl wir zuerst noch etliche physiologische Ursachen ausschließen müssen … Also, ich glaube, ich werde nicht umhinkommen, Ihnen zu einer Psychotherapie zu raten.«
    »Wir kennen bereits einen Therapeuten«, sagte Martie.
    »Ach ja? Wie heißt er?«
    »Er soll einer der besten sein«, sagte Dusty. »Vielleicht haben Sie schon einmal von ihm gehört. Er ist Psychiater. Dr. Mark Ahriman.«
    Roy Clostermans rundes Gesicht, das nicht imstande war, ein missbilligendes Stirnrunzeln hervorzubringen, nahm schlagartig einen unergründlichen Ausdruck an, der dem ratlosen Betrachter etwa so viel verriet wie eine Hieroglyphentafel von einem anderen Stern. »Genau, Ahriman, er genießt einen ausgezeichneten Ruf. Wie seine Bücher natürlich auch. Woher haben Sie die Empfehlung? Ich kann mir denken, dass seine Praxis sehr überlaufen ist.«
    »Eine Freundin von mir ist bei ihm in Behandlung«, sagte Martie.
    »Darf ich fragen, weswegen?«
    »Agoraphobie.«
    »Eine schlimme Krankheit.«
    »Sie hat ihr ganzes Leben verändert.«
    »Und wie geht es ihr jetzt?«
    »Dr. Ahriman meint, dass

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