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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einen Einstieg in die Geschichte zu finden, erschien ihm immer unerklärlicher.
    Am Anfang eines Absatzes im zweiten Kapitel sprang Dusty der Name Dr. Yen Lo ins Auge.
    Vor Schreck zuckte er so heftig zusammen, dass ihm das Buch beinahe in hohem Bogen aus der Hand geflogen wäre. Er konnte es gerade noch festhalten, hatte aber die Seite verblättert.
    Überzeugt, dass ihm seine Augen einen Streich gespielt hatten, suchte er die entsprechende Stelle. Wahrscheinlich hatte eine Silbenkombination, die der des asiatischen Namens ähnelte, die Assoziation in seinem Kopf ausgelöst, sodass er sich verlesen hatte.
    Dusty blätterte zum zweiten Kapitel, fand die Seite und den Absatz, und da stand, eindeutig schwarz auf weiß, der Name, genau so, wie Skeet ihn in dutzendfacher Wiederholung auf die Notizzettel geschrieben hatte: Dr. Yen Lo . Die Schrift verwakkelte vor Dustys Augen, so stark zitterten ihm jetzt die Hände.
    Beim Klang des Namens war sein Bruder augenblicklich in diesen seltsam geistesabwesenden, hypnoseartigen Zustand verfallen, und Dusty jagte er in diesem Moment eine solche Gänsehaut über den Rücken, dass sich sein Nacken anfühlen musste wie grober Cordstoff. Selbst die unglaublich beruhigende Wartezimmeratmosphäre konnte die Eiseskälte nicht vertreiben, die ihm das Mark zu einer Temperatur gefrieren ließ, wie sie im Innern eines Gefrierschranks herrschte.
    Einen Finger als Lesezeichen zwischen die Seiten geklemmt, schritt er im Wartezimmer auf und ab und versuchte, seine Nervosität so weit in den Griff zu bekommen, dass er das Buch ruhig genug halten konnte, um weiterzulesen.
    Wieso hatte ein bloßer Name, noch dazu der Name einer fiktiven Romanfigur, eine so unbegreifliche, zwanghafte Wirkung auf Skeet?
    Wenn man sich die Fantasyromane vor Augen hielt, die er normalerweise zu verschlingen pflegte und unter denen sich die Bücherborde in seiner Wohnung bogen, musste man annehmen, dass er diesen Thriller nicht einmal gelesen hatte. Es kamen kein einziger Drache, keine Fee und auch kein Zauberer darin vor.
    Nachdem Dusty etliche Runden im Zimmer gedreht hatte und langsam zu begreifen begann, wie sich ein Panther im Zoo fühlen musste, kehrte er zu seinem Sessel zurück. Ihm war dabei immer noch so zumute, als hätte sich alles Rückenmark wie erkaltetes Quecksilber am unteren Ende seiner Wirbelsäule gesammelt.
    Er nahm die Lektüre wieder auf. Dr. Yen Lo …

49. Kapitel
    Schlampige Arbeit, diese Enthauptung, offensichtlich mit dem falschen Werkzeug durchgeführt.
    »Besonders interessant sind hier die Augen des Opfers, Martie. Wie groß sie wirken! Die oberen Lider sind durch den Schock derart stark nach oben gezogen, dass es aussieht, als wären sie abgeschnitten. Ein solches Staunen in diesen Augen, ein so unirdischer Ausdruck, als wäre ihm in der Sekunde seines Todes ein Blick auf das gestattet worden, was ihn im Jenseits erwartete.«
    Sie betrachtete die unglückseligen Augen. Blinzelte. Blinzelte.
    Ahriman schlug die nächste markierte Seite auf und sagte: »Dieses Bild ist von besonderer Bedeutung, Martie. Sieh es dir gut an.«
    Sie beugte sich tiefer über das Buch.
    »Du und Dusty, ihr werdet eines Tages eine Frau auf ähnliche Weise verstümmeln, und ihr werdet die einzelnen Körperteile zu einem ebenso raffinierten Tableau anordnen. Hier ist das Opfer ein Mädchen, erst vierzehn Jahre alt. Ihr beide werdet es mit einer etwas älteren Person zu tun haben.«
    Der Arzt war von der Fotografie so überaus fasziniert, dass er die ersten beiden Tränen erst sah, als sie ihren Weg über Marties Wangen schon fast zur Gänze zurückgelegt hatten. Als er den Kopf hob und dann das Perlenpaar entdeckte, war er darüber ziemlich überrascht.
    »Martie, du müsstest dich eigentlich am Grunde deines Bewusstseins befinden, tief unten in der Kapelle. Sag mir, ob das der Ort ist, an dem du dich befindest.«
    »Ja. Hier. Die Kapelle.«
    In diesem Zustand, in dem ihr Ich so vollständig unterdrückt war, hätte sie eigentlich weder auf das, was sie sah, noch auf das, was ihr angetan wurde, eine Gefühlsregung zeigen dürfen. Damit sie zu einer so pikanten Reaktion überhaupt fähig war, hätte er sie, wie zuletzt bei Susan, aus dem Innern der Kapelle sozusagen ein paar Stufen nach oben, auf eine andere Ebene des Bewusstseins holen müssen.
    »Sag mir, was los ist, Martie.«
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch. »Dieser Schmerz.«
    »Du hast Schmerzen?«
    »Sie.«
    »Sag mir, wer.«
    Die Augen mit

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