Stimmen der Angst
lächelnd, stand auf, um ihr entgegenzugehen, Dr. Ahriman trat väterlich lächelnd nach Martie in das Wartezimmer, und Dusty lächelte beim Anblick des Arztes vielleicht auch ein kleines bisschen seliger, weil der Mann so viel fachliche Kompetenz, Einfühlungsvermögen, Zuversicht und überhaupt nur Positives ausstrahlte.
»Ausgezeichnete Sitzung«, sagte Dr. Ahriman zu Dusty. »Wir machen bereits Fortschritte. Ihre Frau wird hervorragend auf die Therapie ansprechen, davon bin ich überzeugt, ganz ehrlich.«
»Gott sei Dank«, sagte Dusty, während er Marties Jacke vom Haken nahm.
»Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch schwere Zeiten kommen werden«, sagte der Arzt und schränkte seine günstige Prognose damit wieder ein wenig ein. »Vielleicht sogar schlimmere Panikattacken als die, die sie bis dato erlebt hat. Schließlich haben wir es hier mit einer seltenen und komplizierten Form von Phobie zu tun. Aber bei allen kurzfristigen Rückschritten, die wir möglicherweise erleben, bin ich mir absolut sicher, dass sie langfristig völlig geheilt wird.«
»Langfristig?«, sagte Dusty ganz unbesorgt, weil sich angesichts des zuversichtlichen Lächelns, das Dr. Ahrimans Lippen umspielte, kein Mensch hätte Sorgen machen können.
»Ein paar Monate, nicht mehr«, versicherte der Arzt. »Vielleicht sogar viel weniger. Störungen dieser Art haben ihre eigene Uhr, die wir leider nicht stellen können. Aber wir haben allen Grund, optimistisch zu sein. Ich schlage für den Augenblick nicht einmal eine medikamentöse Behandlung vor. Ich würde sagen, wir beschränken uns in den nächsten paar Wochen auf die Therapie, und dann sehen wir weiter.«
Dusty war schon im Begriff, das Valium zu erwähnen, das Dr. Closterman verschrieben hatte, aber Martie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Ich fühle mich jetzt schon viel besser«, sagte sie, während sie in die Lederjacke schlüpfte, die Dusty ihr hinhielt. »Sehr viel besser, wirklich. Ganz ehrlich.«
»Wir sehen uns also nächsten Freitagvormittag wieder. Zehn Uhr«, sagte Dr. Ahriman.
»Wir werden da sein«, sagte Dusty.
Ahriman nickte lächelnd. »Das werden Sie, da bin ich mir ganz sicher.«
Als der Arzt in sein Sprechzimmer zurückkehrte und die schwere Tür hinter ihm ins Schloss fiel, war es, als hätte er etwas Wärme mit aus dem Raum genommen. Ein leichter Frost breitete sich im Wartezimmer aus.
»Er ist wirklich ein hervorragender Psychiater«, bemerkte Martie.
Während Dusty den Reißverschluss seiner Jacke zumachte, sagte er: »Er ist sehr um das Wohl seiner Patienten besorgt.« Im selben Augenblick stellte er sich, obwohl er immer noch selig lächelte und sich wohl fühlte, in irgendeinem störrischen Winkel seines Bewusstseins die Frage, woher er eigentlich wusste, dass Dr. Ahriman sich nicht ausschließlich darum sorgte, ob seine Honorare stimmten.
Martie öffnete die Tür zum Korridor und sagte: »Er wird das Problem aus der Welt schaffen. Ich habe da ein gutes Gefühl.«
Auf dem Weg zu den Aufzügen fragte Dusty plötzlich: »Wer benutzt eigentlich heutzutage noch den Ausdruck bis dato ?«
»Wie meinst du das?«
»Er hat ihn benutzt. Dr. Ahriman. Bis dato. «
»Wirklich? Na ja, es gibt diesen Ausdruck ja, oder etwa nicht?«
»Aber wie oft hörst du ihn? Wenn du nicht gerade in einer Anwaltskanzlei oder einem Gerichtssaal bist, meine ich.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Dusty missmutig.
Als sie die Aufzüge erreicht hatten, drückte Martie auf einen der Knöpfe und sagte dabei: »Bis dato war das, was du gesagt hast, im Großen und Ganzen vernünftig, aber im Augenblick kann man das nicht behaupten.«
»Es klingt furchtbar gespreizt.«
»Das finde ich nicht.«
»In einer normalen Unterhaltung schon.« Dusty ließ sich nicht beirren. »Mein alter Herr würde so etwas sagen. Trevor Penn Rhodes. Oder Skeets Vater. Oder einer der anderen beiden arroganten Idioten, mit denen unsere Mutter verheiratet war oder ist.«
»Du redest dummes Zeug, was du bis dato nur selten getan hast. Also, worauf willst du hinaus?«
Er seufzte. »Das weiß ich selbst nicht.«
Als der Aufzug sich nach unten in Bewegung setzte, hatte Dusty ein Gefühl im Magen, als befänden sie sich in einem Expresslift zur Hölle.
In der Eingangshalle fühlte sich Dusty wie ein Taucher, der langsam aus dem hohen Druck eines Tiefseegrabens auftaucht, oder wie ein Mensch, der sich allmählich wieder an die Schwerkraft gewöhnt, nachdem er eine Woche
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