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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Murmeln gesammelt. Er hatte sie säckeweise besessen, die hübschen kleinen Glaskugeln, und es waren drei darunter gewesen, die zwar nicht ganz so strahlend, aber doch ähnlich gewesen waren wie Dustys Augen. Martie fand die Augen ihres Mannes besonders anziehend, und genau aus diesem Grund hatte es ihm auch so viel Spaß gemacht, sie so zu programmieren, dass ihre Autophobie in dem Moment erstmals richtig zum Ausbruch kam, in dem sie plötzlich die Vision hatte, einen Schlüssel in eines dieser geliebten Augen zu bohren.
    »Keine einsilbigen Antworten mehr zu diesem Thema«, sagte Ahriman. »Wir wollen in aller Ausführlichkeit über den knakkigen Körper deiner Frau reden.«
    Dustys Blick war nicht auf den Arzt, sondern auf einen Punkt in der Luft gerichtet, der irgendwo zwischen ihnen lag, als er mit gänzlich ausdrucksloser Automatenstimme sagte: »Mit knackig ist vermutlich saftig gemeint.«
    »Richtig«, sagte Ahriman.
    »Trauben sind saftig. Erdbeeren. Orangen. Ein gutes Schweinskotelett ist saftig«, sagte Dusty. »Aber als Beschreibung für eine Person … ist der Ausdruck nicht ganz treffend.«
    Mit einem entzückten Lächeln sagte Ahriman: »Ach, wirklich … als Beschreibung nicht ganz treffend? Vorsicht, Herr Malermeister. Ihre Gene machen sich bemerkbar. Und wenn ich nun ein Kannibale wäre?«
    Dusty, der in seinem augenblicklichen Zustand eine solche Frage nur mit der Bitte um weiterreichende Einzelheiten beantworten konnte, fragte: »Bist du ein Kannibale?«
    »Wäre ich ein Kannibale, so könnte es eine hinlänglich treffende Beschreibung sein, wenn ich deine Frau als saftig bezeichne. Klären Sie mich mit Ihrer Meinung zu dieser These auf, Mr. Dustin Penn Rhodes.«
    Dustys Stimme war genauso ausdruckslos wie zuvor, aber sie nahm jetzt einen leicht pedantischen Tonfall an, den der Arzt höchst amüsant fand. »Vom Standpunkt eines Kannibalen betrachtet, ist das Wort treffend.«
    »Ich fürchte, hinter all deiner proletarischen Bodenständigkeit lauert insgeheim ein salbadernder Professor.«
    Darauf sagte Dusty nichts, nur die Augen fingen wieder an, hin und her zu zucken.
    »Na schön«, fuhr Ahriman fort, »ich bin zwar kein Kannibale, aber ich finde deine Frau trotzdem knackig und saftig. Wenn ich es mir recht überlege, werde ich ihr von jetzt an sogar einen neuen Kosenamen geben. Sie wird mein kleines Schweinskotelett sein.«
    Der Arzt beendete die Sitzung mit der üblichen Anweisung an sein Gegenüber, nichts von dem, was zwischen ihnen stattgefunden hatte, in der bewussten Erinnerung oder in einem ihm zugänglichen Winkel des unbewussten Gedächtnisses zu bewahren. Dann sagte er: »Du wirst jetzt ins Wartezimmer zurückkehren, Dusty. Nimm das Buch, in dem du gelesen hast, und setz dich auf den Platz, auf dem du vorhin gesessen hast. Such im Text die Stelle, an der du unterbrochen wurdest. Dann wirst du im Geist die Kapelle verlassen, in der du dich jetzt befindest. Wenn sich die Tür der Kapelle hinter dir schließt, wird jede Erinnerung an das ausgelöscht sein, was von dem Aufschnappen des Riegels und meinem Eintreten an bis zum Erwachen aus deinem gegenwärtigen Zustand geschehen ist. Dann steigst du die Stufen von der Kapelle nach oben und zählst dabei bis zehn. Wenn du bei zehn bist, hast du dein volles Bewusstsein wiedererlangt … und nimmst die Lektüre wieder auf.«
    »Ich verstehe.«
    »Einen schönen Tag noch, Dusty.«
    »Vielen Dank.«
    »Bitte sehr.«
    Dusty erhob sich aus dem Sessel und ging auf die Tür zu, auch diesmal, ohne seine Frau ein einziges Mal anzusehen.
    Als der Ehemann draußen war, wandte sich Ahriman wieder der Ehefrau zu, trat an die Couch und betrachtete sie lange. Saftig, aber hoppla!
    Er ließ sich vor der Couch auf ein Knie sinken und küsste Martie auf beide Lider. »Mein kleines Schweinskotelett.«
    Natürlich bewirkte er damit gar nichts, aber es reizte ihn zum Lachen.
    Noch ein Kuss auf beide Augen. »Prinzessin.«
    Sie erwachte, war aber noch nicht bei Bewusstsein, sondern befand sich nach wie vor in ihrer inneren Kapelle.
    Ahrimans Anweisung folgend, kehrte sie zu dem Sessel zurück, in dem sie anfänglich gesessen hatte.
    Er nahm ebenfalls wieder in seinem Sessel Platz und sagte: »Martie, für den Rest des Nachmittags und in den frühen Abendstunden wirst du dich ruhiger fühlen als in den vergangenen vierundzwanzig Stunden. Deine Autophobie ist nicht verschwunden, aber sie ist ein gutes Stück in den Hintergrund getreten. Eine Zeit lang wirst du nur

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