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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der Hand hielt.
    *
    Das Vibrieren des Aluminiumvordachs im Wind hörte sich an wie das kehlige Knurren eines hungrigen Tiers, das in der Dunkelheit lauerte und nur darauf wartete, dass Dusty die Tür des Caravans aufmachte.
    »Wenn man der Wettervorhersage glauben kann, wird es für den Rest der Woche scheußlich«, sagte Dusty zu Fig. »Versuch gar nicht erst, die Arbeit bei den Sorensons fertig zu machen. Kümmer dich mir zuliebe einfach nur um Skeet und Valet.«
    »Bis wann?«, fragte Fig.
    »Ich weiß nicht. Kommt darauf an, was wir in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich sind wir übermorgen wieder zurück, also am Freitag. Es kann aber auch Samstag werden.«
    »Wir werden uns die Zeit schon vertreiben«, sagte Fig.
    »Wir können ja Karten spielen«, sagte Skeet.
    »Und die Kurzwellenbereiche auf verschlüsselte Botschaften aus dem All abhören«, fügte Fig hinzu, was für ihn einer langen Ansprache gleichkam.
    »Das läuft wahrscheinlich darauf hinaus, dass wir den ganzen Tag Radio hören, was?«, sagte Skeet.
    Fig stieß Skeet an. »Hast du vielleicht Lust, ein Gerichtsgebäude in die Luft zu sprengen?«
    »He«, sagte Martie.
    »Kleiner Scherz«, sagte Fig mit einem listigen Zwinkern.
    »Aber ein schlechter.«
    Als Dusty und Martie die paar Stufen zum Eingangspodest hinunterstiegen, zerrte der Wind an ihren Kleidern, und auf dem Weg zum Auto huschten dürre braune Magnolienblätter raschelnd wie Ratten um ihre Füße.
    Aus dem Wohnwagen drang durch die offen stehende Tür ein herzzerreißend klägliches Winseln zu ihnen heraus, als ahnte Valet mit seinem Hundeinstinkt, dass er sie nie wieder sehen würde.
    *
    Das Display des Anrufbeantworters zeigte zwei neue Nachrichten an. Ahriman beschloss, diese zuerst abzuhören, bevor er sich der Kassette mit der Aufschrift S USAN zuwandte.
    Der erste Anruf war von Marties Mutter. Sie schien außer sich vor Sorge zu sein, weil niemand auf ihre vorangegangenen Anrufe reagiert hatte und sie keine Ahnung hatte, was los war.
    Als Zweites erklang auf dem Band die Stimme einer Frau, die sich als Flugticketverkäuferin zu erkennen gab. »Mr. Rhodes, ich habe vergessen, Sie zu fragen, wie lange Ihre Kreditkarte gültig ist. Könnten Sie mich bitte zurückrufen und mir das Datum noch durchgeben, sofern Sie diese Nachricht abhören?« Darauf nannte sie ihm eine gebührenfreie Nummer. »Sollte ich nichts von Ihnen hören, Ihre beiden Tickets nach Santa Fe liegen morgen früh trotzdem für Sie bereit.«
    Es erstaunte Dr. Ahriman, dass sie so schnell darauf gekommen waren, welche wichtige Rolle seine Zeit in New Mexico spielte. Anscheinend handelte es sich bei Martie und Dusty um Gegner, die übernatürliche Kräfte hatten … Doch dann fiel ihm ein, dass Sankt Closterman ihre Aufmerksamkeit auf Santa Fe gelenkt haben musste.
    Dennoch ging Ahrimans Puls, der sich selbst während einer Mordtat selten um mehr als zehn Schläge in der Minute beschleunigte, um einiges schneller, als er die Neuigkeit von den Reiseplänen der Rhodes’ hörte.
    Ahriman, der das Körperbewusstsein eines Sportlers hatte und stets auf seine Gesundheit achtete, setzte sich auf den Schreibtischstuhl, atmete mehrmals tief durch und überprüfte dann mit Hilfe seiner Armbanduhr den Puls. Da er in außergewöhnlich guter körperlicher Verfassung war, betrug sein Puls im Sitzen gewöhnlich sechzig bis zweiundsechzig Schläge pro Minute. Jetzt zählte er siebzig, einen um acht Punkte erhöhten Wert, und es gab hier nicht einmal eine Frauenleiche, die er dafür hätte verantwortlich machen können.
    *
     
    Während Dusty nach einem Hotel in Flughafennähe Ausschau hielt, rief Martie vom Wagen aus endlich ihre Mutter an.
    Sabrina war völlig aufgelöst und in höchster Aufregung. Minutenlang ließ sie sich durch nichts davon überzeugen, dass Martie weder verletzt noch für alle Zeiten verkrüppelt war, dass sie nicht das Opfer eines Verkehrsunfalls, eines Killerkommandos, einer Feuersbrunst, eines Blitzschlags, eines amoklaufenden Postbeamten oder dieser sämtliche Organe auflösenden Viruserkrankung geworden war, von der zur Zeit wieder einmal in allen Medien berichtet wurde.
    Martie hörte sich die Tiraden mit der liebevollen Rührung an, die nur ihre Mutter in ihr hervorrufen konnte.
    Sabrina liebte ihr einziges Kind mit einer Inbrunst, die alle vernünftigen Grenzen sprengte, und hätte Martie nicht praktisch von dem Augenblick an, als sie auf eigenen Füßen stehen konnte, einen unbeirrbaren Drang nach Freiheit

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