Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
ständige Gefahr abzustürzen, und du wirst nie Ruhe finden.«
    Ihre Worte, in denen sich nichts als aufrichtige Sorge ausdrückte, verschlugen Martie die Sprache.
    Sie hörte, wie Sabrina am anderen Ende der Leitung weinte.
    Dusty, der offensichtlich die ungewöhnliche Gefühlsintensität dieses Gesprächs zwischen Mutter und Tochter spürte und annahm, dass er wie immer schlecht dabei wegkam, ließ den Straßenverkehr kurz aus den Augen und flüsterte: »Was jetzt?«
    »Mutter«, sagte Martie schließlich, »darüber hast du noch nie ein Wort zu mir gesagt. Du …«
    »Die Frau eines Feuerwehrmanns spricht darüber nicht, sie behelligt ihn nicht damit, spricht ihre Sorgen nicht laut aus«, sagte Sabrina. »Niemals, nicht ein einziges Mal, denn, mein Gott, wenn man darüber redet, genau dann passiert es. Die Frau eines Feuerwehrmanns muss stark sein, sie muss optimistisch sein, ihm den Rücken stärken, ihre Angst herunterschlucken und immer lächeln. Aber sie trägt sie immer im Herzen, diese Angst, und dann hast du nichts Besseres zu tun, als einen Mann zu heiraten, der ständig auf Leitern herumklettert und von Dächern stürzt, obwohl du dir auch einen hättest suchen können, der an einem Schreibtisch arbeitet und im schlimmsten Fall vom Stuhl fallen könnte.«
    »Es ist nur so, dass ich ihn liebe, Mutter.«
    »Das weiß ich doch, Liebling«, schluchzte Sabrina. »Es ist einfach schrecklich.«
    »Und deshalb machst du mir wegen Dusty seit ewigen Zeiten die Hölle heiß?«
    »Ich mache dir nicht die Hölle heiß, Liebes. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Für mich hat es sich aber immer so angehört. Mutter … Kann ich daraus schließen, dass du Dusty irgendwie, gewissermaßen, wenigstens ein ganz kleines bisschen gern haben könntest?«
    Dusty ließ vor Schreck das Lenkrad los und wäre um ein Haar von der Fahrspur abgekommen, als er diese Frage hörte.
    »Er ist ein netter Junge«, sagte Sabrina, als wäre Martie noch ein Schulmädchen und hätte sie um ihre Meinung zu ihrem neuesten Schwärm gebeten. »Er ist ein netter, kluger und höflicher Mensch, und ich weiß, dass du ihn liebst. Aber eines Tages wird er von einem Dach stürzen und sich dabei umbringen, und dann ist dein ganzes Leben ruiniert. Du wirst nie darüber hinwegkommen. Dein Herz wird mit ihm sterben.«
    »Warum hast du das nicht einfach gesagt , anstatt ständig an ihm herumzukritisieren?«
    »Ich habe ihn nicht kritisiert, Liebes. Ich habe nur versucht, meiner Sorge Ausdruck zu geben. Ich konnte doch nicht sagen , dass ich Angst habe, er könnte von einem Dach fallen, nicht so direkt. Niemals, denn, mein Gott, wenn man darüber redet, genau dann passiert es. Und siehst du wohl, schon reden wir darüber! Jetzt wird er von einem Dach stürzen, und ich bin schuld daran!«
    »Mutter, das ist völlig absurd. Nichts dergleichen wird passieren.«
    »Es ist doch schon passiert«, sagte Sabrina. »Und jetzt wird es noch mal passieren. Feuerwehrmänner und Brände. Maler und Dächer.«
    Indem sie das Telefon so zwischen sich und Dusty hielt, dass ihre Mutter verstehen konnte, was sie beide sagten, fragte Martie: »Dusty, wie viele Maler kennst du insgesamt, Leute, mit denen du zusammengearbeitet hast und andere?«
    »Ich weiß nicht genau. Fünfzig? Sechzig? Vielleicht noch mehr.«
    »Und wie viele von ihnen sind je von einem Dach gestürzt?«
    »Außer mir und Skeet?«
    »Außer dir und Skeet.«
    »Ich weiß nur von einem. Er hat sich dabei ein Bein gebrochen.«
    Martie drückte das Telefon wieder ans Ohr. »Hast du das gehört, Mutter? Einer. Hat sich das Bein gebrochen.«
    »Einer, von dem er weiß «, entgegnete Sabrina. »Einer, und er wird der Nächste sein.«
    »Er ist bereits von einem Dach gestürzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch zweimal von einem Dach stürzt, muss ungefähr bei eins zu einer Million liegen.«
    »Der erste Sturz zählt nicht«, sagte Sabrina. »Er hat versucht, seinem Bruder das Leben zu retten. Das war kein Unfall. Der Unfall steht noch bevor.«
    »Mutter, ich liebe dich wirklich sehr, aber du bist nicht mehr ganz bei Trost.«
    »Ich weiß, Liebes. So ist es, wenn man sich jahrelang nichts als Sorgen macht. Und dir wird es genauso gehen. Am Ende bist du auch nicht mehr ganz bei Trost.«
    »Wir werden in den nächsten paar Tagen sehr viel um die Ohren haben, Mutter. Lass dir keine Nierensteine wachsen, wenn ich dich das nächste Mal nicht sofort zurückrufe, ja? Wir werden von keinem Dach stürzen.«
    »Ich würde

Weitere Kostenlose Bücher