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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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umarmten sich noch einmal. Während Martie hinter Glysons Navigator anfuhr, warf sie Dusty einen Blick zu. »Was ist mit dem Lieferwagen?«
    »Ich dachte, ich hätte ihn vorhin schon einmal gesehen«, sagte Dusty, der sich umgedreht hatte und durch das Rückfenster schaute.
    »Wo?«
    »Bei dem Einkaufszentrum, in dem wir das Diktiergerät gekauft haben.«
    »Folgt er uns?«
    »Nein.«
    Eine Rechtskurve und drei Straßenzüge weiter fragte sie:
    »Immer noch nicht?«
    »Nein. Wahrscheinlich habe ich mich geirrt.«

65. Kapitel
    In Kalifornien, von Santa Fe aus eine Zeitzone weiter im Westen, saß Mark Ahriman in einem schicken Bistro in Laguna Beach allein an einem Tisch für zwei Personen und aß zu Mittag. Zu seiner Linken bot sich ihm ein atemberaubender Blick auf den Pazifik; zu seiner Rechten hatte sich das Lokal mit vorwiegend gut gekleideten und gut betuchten Gästen gefüllt.
    Nicht alles war zu seiner Zufriedenheit. Zwei Tische weiter gab ein vielleicht dreißigjähriger Gentleman – wenn man das Wort im allerweitesten Sinn gebrauchte – alle paar Minuten ein wieherndes Gelächter von sich, das so schrill und anhaltend war, dass vermutlich sämtliche Maulesel westlich des Pecos bei jedem neuerlichen Ausbruch die Ohren spitzten. Eine großmütterlich wirkende Frau am Nachbartisch trug einen grotesken senfgelben Glockenhut. Auf der gegenüberliegenden Seite des Lokals unterhielten sich sechs junge Frauen mit albernem Gekicher. Der Kellner brachte die falsche Vorspeise und brauchte dann lange Minuten, bis er endlich mit dem Bestellten wiederkam.
    Dennoch erschoss der Arzt niemanden. Für einen echten Sportsmann wie ihn hatte eine plumpe Schießerei wenig Reiz. Sinnloses Herumgeballere war etwas für Verrückte, für hoffnungslose Idioten, für pubertierende Teenager mit maßloser Selbstüberschätzung und mangelnder Selbstdisziplin, für ideologische Fanatiker, die die Welt am liebsten noch heute verändern wollten. Abgesehen davon, fasste das doppelreihige Magazin seiner kleinen 9-mm-Pistole ohnehin nur zehn Schuss.
    Nachdem er das Mahl mit einem Stück Schokoladentorte und einem Safraneis beschlossen hatte, zahlte Ahriman und erteilte im Hinausgehen sogar der Frau mit dem grotesken Glockenhut seine Absolution.
    Der Donnerstagnachmittag war angenehm frisch, keineswegs kalt. Der Wind hatte sich in der Nacht ins ferne Japan geblasen.
    Schwere Wolken hingen am Himmel, aber der Regen, der schon für den frühen Morgen angekündigt worden war, ließ noch auf sich warten.
    Während er darauf wartete, dass der Mann vom Parkplatzservice ihm den Mercedes brachte, begutachtete Dr. Ahriman seine Fingernägel. So angetan war er von der perfekten Maniküre, dass er um ein Haar nicht auf seine Umgebung geachtet hätte, um ein Haar den Blick nicht von seinen Händen – kraftvoll, männlich und doch mit den schlanken, sensiblen Fingern eines Konzertpianisten – gehoben, um ein Haar den Mann nicht bemerkt hätte, der auf der anderen Straßenseite lässig an einem dort geparkten Pickup lehnte.
    Der Wagen war beige, in gepflegtem Zustand, aber nicht neu, die Art von Fahrzeug, die auch in tausend Jahren kein Sammlerobjekt sein würde und Ahriman darum so wenig interessierte, dass er in diesem Fall nicht einmal hätte sagen können, um welches Fabrikat und welches Baujahr es sich handelte. Die Ladefläche des Pickups hatte einen Wohnmobilaufbau, und der Arzt schüttelte sich bei der Vorstellung, auf diese Weise seine Ferien verbringen zu müssen.
    Der Mann auf der anderen Straßenseite war zwar ein Fremder, kam Ahriman aber dennoch irgendwie bekannt vor. Er war um die vierzig, hatte rötliches Haar, ein rundes, rosiges Gesicht und eine Brille mit dicken Gläsern. Zwar starrte er Ahriman nicht direkt an, aber etwas an seinem Verhalten schrie geradezu Beschattung . Unter großem Getue sah er demonstrativ auf seine Armbanduhr und blickte dann ungeduldig zu einem benachbarten Laden, als würde er auf jemanden warten, aber sein schauspielerisches Talent war noch jämmerlicher als das des Filmstars, der sich zur Zeit auf seine einmalige Rolle als Feinschmecker in Sachen Präsidentennasen vorbereitete.
    Der Spielzeug-Antiquitätenladen. Vor wenigen Stunden. Eine, halbstündige Autofahrt und sechs Ortschaften von hier entfernt. Dort hatte Ahriman den Mann mit dem roten Gesicht schon einmal gesehen. Als er sich über die Vorstellung amüsiert hatte, welcher Schreck durch den Laden gehen würde, wenn er nur aus einer Laune heraus um sich

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