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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Miene.
    »Nun ja«, sagte Glyson, »es wird immer Leute geben, die alles glauben, was ihnen über andere erzählt wird. Es braucht ihnen nur jemand ins Ohr zu flüstern, dass Jesus ein Trunkenbold war, weil es beim letzten Abendmahl Wein zu trinken gab, und schon werden sie den Tratsch ohne Rücksicht auf ihr Seelenheil überall verbreiten. Die meisten Leute haben es erst einmal nicht für möglich gehalten, und da die medizinischen Untersuchungen keinerlei Hinweise ergeben haben, wäre es vielleicht nie zu einer Verurteilung gekommen … wenn Valerie-Marie Padilla nicht Selbstmord begangen hätte.«
    »Eines der Kindergartenkinder«, sagte Martie, »dieses fünfjährige Mädchen.«
    »Ganz genau.« Glysons Miene verdunkelte sich, als wären plötzlich Wolken im Haus aufgezogen. »Sie hat zum Abschied dieses Bild zurückgelassen, eine Buntstiftzeichnung, diese traurige Strichmännchenzeichnung, die alles verändert hat. Von ihr und einem Mann.«
    »Der anatomisch korrekt gezeichnet war.«
    »Schlimmer. Der Mann hatte einen Schnurrbart … wie mein Vater. Und er trug einen Cowboyhut, weiß mit rotem Band, in dem eine schwarze Feder steckte. Genau so einen Hut, wie ihn mein Vater immer trug.«
    Zina Glyson riss das oberste Blatt von ihrem Skizzenblock so heftig ab, dass die drei anderen Anwesenden die Köpfe hoben, knüllte es zusammen und warf es in den Kamin. »Chases Vater war mein Taufpate, der beste Freund meines Vaters. Ich kannte ihn, seit ich denken kann. Er war ein Mann … der die Menschen respektiert hat, egal, ob sie arm oder reich waren, und egal, welche Schwäche sie hatten. Er hat auch Kinder respektiert, er hat ihnen zugehört und sich für ihre Probleme und Nöte interessiert. Nicht ein einziges Mal hat er mich in dieser Weise angefasst, und ich weiß, dass er Valerie-Marie nicht angefasst hat. Sofern sie sich umgebracht hat, dann deshalb, weil Ahriman ihr diese entsetzlichen Dinge eingeflüstert hat, diese perversen Geschichten über Sex im Kindergarten und satanische Opferrituale mit Tieren, deren Blut sie hätten trinken müssen. Das Mädchen war fünf . Welches Chaos richtet man in der Psyche eines kleinen Kindes an, welche furchtbaren Depressionen erzeugt man in ihm, wenn man es unter Hypnose nach solchen Dingen ausfragt, wenn man es dazu bringt , sich an Dinge zu erinnern, die nie geschehen sind?«
    »Beruhige dich, Liebes«, sagte ihr Mann leise. »Das alles ist längst vorbei.«
    »Für mich ist es das nicht, o nein!« Mit diesen Worten ging sie zum Herd hinüber. »Für mich ist es erst vorbei, wenn dieser Mann tot ist.« Sie fuhr mit der Rechten in einen wattierten Topfhandschuh. »Und ich würde mich nicht auf seine Todesanzeige verlassen.« Mit einem Ruck zog sie die Backform mit dem fertigen Maisbrot aus der Röhre. »Ich muss seine Leiche vor mir liegen sehen und ihm einen Finger ins Auge bohren, um zu sehen, ob er sich noch bewegt.«
    Wenn sie italienische Vorfahren hatte, dann waren es Sizilianer, und wenn ein Teil ihrer Familie indianischen Ursprungs war, dann gehörten sie nicht zu den friedliebenden Navajos, sondern zum kriegerischen Volk der Apachen. Sie strahlte eine ungewöhnliche Kraft und Entschlossenheit aus, und wenn sich ihr eine Möglichkeit geboten hätte, Ahriman eigenhändig den Hals umzudrehen, ohne dabei erwischt zu werden, so hätte sie sich diese Gelegenheit vermutlich nicht entgehen lassen. Sie gefiel Martie ausnehmend gut.
    »Ich war damals siebzehn«, murmelte Glyson, und es klang fast, als würde er mit sich selbst reden. »Der Himmel weiß, warum sie mich nicht auch beschuldigt haben. Wieso nicht mich? Wenn schon eine Hexenverbrennung, warum dann nicht die ganze Familie?«
    Dusty war ein Satz nicht aus dem Kopf gegangen, den Zina gesagt hatte. » Sofern sie sich umgebracht hat? Was wollten Sie damit sagen?«
    »Erzähl es ihnen, Chase!« Zina stellte das Brot ab und wandte sich dem Chilitopf zu. »Mal sehen, ob sie der Meinung sind, dass das klingt, als könnte ein kleines Kind sich so etwas antun.«
    »Ihre Mutter war im Nebenzimmer«, sagte Glyson. »Sie hat den Schuss gehört, ist hinübergerannt und hat Valerie-Marie dort, vielleicht eine Sekunde nachdem es passiert ist, vorgefunden. Es konnte niemand außer ihr im Zimmer gewesen sein.
    Das Mädchen hat sich eindeutig mit der Pistole seines Vaters erschossen.«
    »Sie musste die Pistole aus einer Schachtel im Schrank holen«, sagte Zina. »Außerdem eine Schachtel mit Munition.
    Dann musste sie das Ding

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