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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Menschen zu töten, wohl aber, wenn es aus Notwehr geschah.
    Aber der Zeitpunkt stimmte noch nicht.
    Das richtige Timing. Das Timing war bei einer Schießerei genauso wichtig wie beim Ballett.
    Diesen Satz hatte sie irgendwo einmal gehört. Nur hatte sie leider genauso wenig Ahnung von Schießereien wie vom Ballett. Da halfen auch ihre Übungen auf dem Schießstand nichts, wo sie auf nichts anderes als auf Pappschablonen mit den Umrissen eines Menschen geschossen hatte.
    »Damit kommt ihr nie durch«, sagte sie und gab sich keine Mühe, die echte Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken, weil es die beiden in ihrer Überzeugung bestärken würde, dass sie ihnen wehrlos ausgeliefert war.
    Der Fahrer fand das offensichtlich komisch. Mit einem gespielten Anflug von Unsicherheit fragte er seinen Partner: »Zachary, glaubst du, dass wir damit durchkommen?«
    »Klar«, sagte der Rotschopf und zog mit einem Achselzukken die Braue hoch.
    »Zachary«, sagte der Fahrer, »wie nennen wir eine Operation wie die hier?«
    »Einen simplen Ex-und-hopp-Einsatz«, sagte Zachary.
    »Hast du das gehört, Schätzchen? Mit der Betonung auf simpel . Nichts Besonderes. Ein Spaziergang im Park. Ein Kinderspiel.«
    »Also, Kevin«, sagte Zachary, »für mich liegt die Betonung eher auf ex .«
    Kevin lachte. »Tja, siehst du, Schätzchen, da ihr diejenigen seid, die hopps gehen, ist es für dich und deinen Mann natürlich eine große Sache. Aber für uns ist es ein Klacks, hab ich Recht, Zachary?«
    »Aber immer.«
    »Und für die Bullen ist es auch keine große Sache. Sag ihr, wohin’s mit ihr geht.«
    »Nach Orgasmo City, mit mir.«
    »Mann, du bist ein Spinner, aber witzig. Und nach Orgasmo City?«
    »Danach macht ihr einen Abgang in einen alten Indianerbrunnen«, sagte Zachary zu Martie, »und wer weiß wie tief ins Grundwasser, das sich da unten gesammelt hat.«
    »Er wird seit mindestens dreihundert Jahren nicht mehr benutzt. Da leben schon seit einer Ewigkeit keine Indianer mehr«, sagte Kevin.
    »Wir wollen ja niemandem den Brunnen vergiften«, sagte Zachary. »Wäre ja auch eine Straftat.«
    »Niemand wird je eure Leichen finden. Vielleicht seid ihr nach eurem Unfall einfach in die Wüste gelaufen, habt die Orientierung verloren, euch im Schneesturm verirrt und seid erfroren.«
    Nach einer Weile verlangsamten sie das Tempo, und auf beiden Seiten des Weges tauchten gespenstische Schatten im Schneegestöber auf. Niedrige, wellenförmige Gebilde, fahle Steinformationen in den Lichtkegeln der Scheinwerfer, die lautlos wie Geisterschiffe im Nebel darüber glitten. Verwitterte Ruinen. Mauerreste der Naturstein- und Adobehäuser einer seit langem verlassenen Siedlung.
    Als Kevin den Wagen zum Stehen brachte und die Handbremse anzog, drehte sich Martie zu Zachary um und rammte ihm den .45er Colt so fest in die Seite, dass sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte.
    Sein Blick offenbarte einen Menschen, der furchtlos und gnadenlos zugleich war, aber keineswegs dumm. Ohne dass sie ein Wort gesagt hätte, ließ er die Maschinenpistole vor sich auf den Wagenboden fallen.
    »Was ist los?«, fragte Kevin, der offenbar gefühlsmäßig erfasste, dass etwas nicht stimmte.
    Er suchte Marties Augen im Rückspiegel.
    »Leg die Hände hinter dich auf die Nackenstütze, du Hurensohn«, sagte Martie.
    Kevin zögerte.
    »Wird’s bald«, brüllte Martie, »und zwar bevor ich diesem Affen hier eine Kugel in den Bauch jage und dir den Hinterkopf wegblase. Hände auf die Nackenstütze, wo ich sie sehen kann.«
    »Die Sache ist ernst«, sagte Zachary zu Kevin.
    Kevins rechte Schulter sackte leicht ab, als er versuchte, unauffällig nach der Maschinenpistole auf dem Beifahrersitz zu greifen.
    »Hände auf die Nackenstütze, aber ein bisschen plötzlich, du  Wichser!«, brüllte Martie und war über sich selbst erschrocken. Sie klang wie eine Wahnsinnige, nicht wie eine Frau, die nur so tat, als wäre sie knallhart, sondern tatsächlich wie eine Verrückte, und wahrscheinlich war sie in diesem Moment auch verrückt, wahnsinnig vor schierer Angst.
    Kevin straffte die Schultern wieder, hob beide Hände und legte sie hinter den Kopf auf die Nackenstütze.
    Zachary, der den Lauf des Colts in seiner Seite spürte, würde nichts Unüberlegtes tun, denn er wusste, dass sie auf den Abzug drücken würde, sobald er eine falsche Bewegung machte.
    »Ihr seid nur mit eurem Handgepäck auf dem Flughafen angekommen«, sagte Kevin.
    »Halt den Mund, ich denke nach.«
    Martie

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