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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wollte niemanden umbringen, nicht einmal menschlichen Abschaum wie diesen, wenn es sich vermeiden ließ. Aber wie sollte sie das anstellen? Wie sollte sie selbst aus dem Wagen kommen und diese beiden zum Aussteigen zwingen, ohne ihnen eine Blöße zu bieten?
    Die Frage ließ Kevin offensichtlich keine Ruhe. »Nichts als Handgepäck, wie seid ihr also an die Pistole gekommen?«
    Zwei Leute, die sie im Auge behalten musste. Die unübersichtliche Situation beim Aussteigen. Sekunden, in denen sie keinen festen Halt unter den Füßen hatte, in denen sie angreifbar war.
    »Woher habt ihr die Pistole?«, hakte Kevin störrisch nach.
    »Ich hab sie deinem Kumpel aus dem Arsch gezogen. Und jetzt halt dein Maul! «
    Wenn sie auf der Fahrerseite ausstieg, musste sie irgendwann einem der beiden den Rücken zukehren. Ganz schlecht.
    Also vorsichtig rückwärts auf der Beifahrerseite aussteigen. Zachary zwingen, mit ihr zur Seite zu rutschen, ihm die ganze Zeit über die Pistole in den Bauch drücken, dabei Kevin auf dem Fahrersitz keine Sekunde aus den Augen lassen.
    Da die Scheibenwischer ausgeschaltet waren, begann sich die Windschutzscheibe mit einer dünnen Schneeschicht zu überziehen. Der Flockenwirbel des fallenden Schnees machte sie schwindlig.
    Sieh nicht aus dem Fenster.
    Ihre und Zacharys Blicke kreuzten sich.
    Er sah die Unentschlossenheit in ihren Augen.
    Um ein Haar hätte sie den Blick abgewendet, erkannte aber, wie gefährlich das war, und stieß ihm den Colt noch tiefer zwischen die Rippen, bis er den Blickkontakt abbrach.
    »Vielleicht ist es keine echte Pistole«, sagte Kevin. »Vielleicht ist sie ja aus Plastik.«
    »Sie ist echt«, sagte Zachary hastig.
    Sich rückwärts aus dem Wagen zu tasten würde nicht einfach sein. Sie konnte mit dem Fuß am Türholm hängen bleiben, oder die Tür selbst konnte ihr im Weg sein. Sie konnte stolpern, der Länge nach hinfallen.
    »Ihr seid doch nichts als beschissene Anstreicher«, sagte Kevin.
    »Ich entwerfe Videospiele.«
    »Was?«
    »Mein Mann ist der Maler.«
    Und wenn sie draußen war und Zachary ihr folgte, dann würde er einen Moment lang, den Pistolenlauf zwischen den Rippen, die Türöffnung ausfüllen und ihr die Sicht auf Kevin versperren.
    Das Klügste war vielleicht doch, beide zu erschießen, solange sie noch eindeutig im Vorteil war. Strahlebob hatte ihr nicht gesagt, was sie tun sollte, wenn Klugheit und Moral auf Kollisionskurs gingen.
    »Ich glaube, die Lady weiß nicht, was sie jetzt tun soll«, sagte Zachary zu seinem Partner.
    »Vielleicht haben wir hier eine Pattsituation«, sagte Kevin.
    Handeln. Wenn die beiden zu der Überzeugung kamen, dass sie nicht fähig war, skrupellos zu handeln, würden sie die Initiative ergreifen.
    Denk nach. Streng dem Gehirn an.

68. Kapitel
    Eine zu Eis erstarrte Winterszene in einer mit Flüssigkeit gefüllten Kugel: die weichen, abgerundeten Silhouetten alter indianischer Ruinen, versilberte Grasbüschel, ein nachtblauer BMW, darin zwei Männer und eine Frau, ein dritter Mann verborgen im Kofferraum – zwei Entsorger und zwei zu Entsorgende –, und nichts regt sich, alle und alles so still wie das leere Universum vor dem Urknall, mit Ausnahme des Schnees, ein windloses Gestöber, das fällt und fällt, als würde die Kugel von der Hand eines Riesen geschüttelt, feiner weißer Schnee eines arktischen Winters.
    »Zachary«, sagte Martie schließlich, »mach deine Tür mit der linken Hand auf, ohne mir den Rücken zuzukehren. Kevin, deine Hände bleiben auf der Nackenstütze.«
    Zachary versuchte die Tür aufzumachen. »Verriegelt.«
    »Entriegle sie.«
    »Geht nicht. Die Kindersicherung ist drin. Die Tür kann nur vom Fahrer entriegelt werden.«
    »Wo ist der Knopf zum Entriegeln, Kevin?«, fragte Martie. »Am Armaturenbrett.«
    Wenn sie ihm befahl, die Kindersicherung zu entriegeln, würde seine Hand nur noch Zentimeter von der Maschinenpistole auf dem Beifahrersitz entfernt sein.
    »Lass deine Hände auf der Nackenstütze, Kevin.«
    »Was für eine Art Videospiele entwerfen Sie denn?«, fragte Kevin. Offenbar wollte er versuchen, sie abzulenken.
    Ohne ihn zu beachten, sagte Martie: »Hast du ein Taschenmesser, Zachary?«
    »Ein Taschenmesser? Nein.«
    »Schlecht für dich. Wenn du auch nur mit dem kleinen Finger zuckst, wirst du ein Messer brauchen, um dir selbst zwei Projektile aus deinen Eingeweiden zu holen, weil du andernfalls nämlich nicht mehr lang genug lebst, bis sich im Krankenhaus ein richtiger Arzt

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