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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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überholte Jennifer und setzte seinen Weg zum Restaurant zügig fort.
    Der Arzt amüsierte sich königlich über die beiden Amateurdetektive, Sherlock und Watson ohne Grips und passende Garderobe. Ihre naive Dummheit verlieh ihnen einen ganz eigenen Reiz. Fast wünschte er, er müsste sie nicht töten, er könnte sie halten wie zwei zahme Äffchen, die ihm den einen oder anderen öden Nachmittag versüßten.
    Andererseits war es natürlich lange her, dass er mit eigenen Händen ein Menschenleben vernichtet hatte, anstatt sich einer Mittelsperson zu bedienen, und er freute sich darauf, sich die Hände, sozusagen, nass zu machen.
    *
    Ein silbernes Vlies schwebte, vom flauschigen Wollhimmel geschoren, durch das windstille Zwielicht zur Erde, und schon strickte jeder Strauch und jeder gefrorene Steppenläufer am eigenen schneeweißen Pullover.
    Als sie den Rand der Böschung erreicht hatte, konnte Martie wieder klar sehen; ihr Atem ging zwar noch schwer, aber nicht mehr so unregelmäßig. Sie musste immer noch ausspucken, um den üblen Geschmack der Benzindämpfe loszuwerden, aber das würgende Gefühl im Hals war verschwunden.
    Auf dem Schotterweg stand mit offenen Türen und laufendem Motor ein dunkelblauer BMW, an dessen Auspuff sich Wolken aus verdunstetem Kondenswasser bildeten. An den breiten Winterreifen waren Schneeketten aufgezogen.
    Martie sah über die Schulter auf das Wrack des Fords hinunter und hoffte, dass es in die Luft fliegen würde. In der Stille dieser weiten Landschaft würde man die Explosion vielleicht noch einen Kilometer weiter im Ranchhaus hören; oder sie hatten Glück und Bernardo Pastore sah im richtigen Moment aus dem Fenster und entdeckte den Feuerschein wie einen Leitstrahl hinter dem Hügel.
    Trügerische Hoffnungen, und sie war sich dessen bewusst. Selbst im trüben Licht des schwindenden Tages konnte Martie sehen, dass beide Männer Maschinenpistolen mit verlängertem Magazin trugen. Sie wusste nicht viel über solche Waffen, nur so viel, dass sie ihre Ladung in weit gestreuten Salven ausspuckten, dass sie schon in den Händen eines miserablen Schützen tödlich waren und noch viel tödlicher, wenn sie von Männern bedient wurden, die wussten, wie man damit umging.
    Diese beiden hier machten den Eindruck, als wären sie im Klonlabor nach einer genetischen Schablone erzeugt worden, die unter der Bezeichnung vorzeigbare Gangster firmierte. Sie sahen durchaus nicht schlecht aus, gepflegt und eigentlich fast rührend in ihrem Eddie-Bauer-Winteroutfit, aber sonst waren sie doch ein furchterregendes Paar. Die Nacken so bullig, dass man wahrscheinlich eine Stahlseilwinde gebraucht hätte, um sie zu erwürgen, die Schultern so ausladend, dass sie Ackergäule aus einem brennenden Stall hätten tragen können.
    Der blondhaarige der beiden Männer öffnete den Kofferraum des BMW und befahl Dusty, sich hineinzulegen. »Und komm bloß nicht auf die blödsinnige Idee, mir beim Aussteigen nachher einen Schraubenschlüssel überzuziehen, ich puste dich nämlich weg, bevor du ihn auch nur heben kannst.«
    Dusty warf Martie einen fragenden Blick zu, aber beiden war klar, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um den Colt zu ziehen. Nicht, solange die Maschinenpistolen auf sie gerichtet waren. Ihr Vorteil war nicht der versteckte Revolver, sondern das Überraschungsmoment; ein armseliger Vorteil, aber immerhin eine Chance.
    Wütend über Dustys Zögern, trat ihm der Blonde mit einer blitzschnellen Bewegung die Beine weg und brachte ihn zu Fall. »Steig in den Kofferraum!«
    Dusty war der Gedanke zuwider, Martie mit den beiden allein zu lassen, aber da er keine vernünftige Alternative sah, raffte er sich auf und kletterte in den Kofferraum des Wagens.
    Wie er so dalag, seitlich zusammengekrümmt und mit hoffnungsloser Miene, fühlte sich Martie plötzlich an die Bilder erinnert, die auf den Titelseiten von Boulevardzeitungen prangten, wenn die Mafia wieder einmal zugeschlagen hatte. Das Einzige, was an dem Tableau fehlte, waren der gebrochene Blick des Todes und das Blut.
    Schnee fiel ins Innere des Kofferraums und blieb in Dustys Brauen und Wimpern hängen wie die ersten Fäden eines Leichentuchs, das noch gewoben werden musste.
    Martie befiel die schreckliche Ahnung, dass sie ihn nie wiedersehen würde.
    Der Blonde knallte den Deckel zu und schloss den Kofferraum ab. Dann ging er zur Fahrerseite und setzte sich hinter das Steuer.
    Der andere stieß Martie in den Fond und schob sich gleich darauf

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