Stimmen der Angst
Kehle fühlte sich wund an, und ein beißender Geschmack füllte ihren Mund. Ihre Nasenschleimhaut war wie versengt, und die ätzenden Benzindämpfe drangen in Nasen- und Stirnhöhle ein, wo sich jetzt ein heftig klopfender Kopfschmerz bemerkbar machte.
Sie hörte, wie Dusty ebenfalls von dem Ford weggezogen und grob beiseite gestoßen wurde.
Fast gleichzeitig setzten sie sich auf und sogen in gierigen, unregelmäßigen Zügen Luft ein, mussten aber eruptiv wieder ausatmen, bevor sich ihre Lungen ganz gefüllt hatten, die einer solchen Frischluftzufuhr noch nicht gewachsen waren.
Mit ihren tränenblinden Augen sah Martie alles verschwommen und verzerrt, aber sie erkannte zwei Männer, von denen einer, der offensichtlich mit einer Pistole bewaffnet war, sie bewachte, während der andere den umgestürzten Wagen umrundete. Große, kräftige Gestalten. Dunkel gekleidet. Ihre Gesichtszüge noch unkenntlich.
Etwas flatterte ihr ins Gesicht. Mücken. Ein ganzer Schwarm von Mücken. Aber kalt. Keine Mücken, Schneeflocken. Es hatte zu schneien begonnen.
Ihr Atem ging jetzt leichter, wenn auch noch nicht normal, der Tränenfluss versiegte allmählich, und ihr Blick wurde klarer, als sie an den Haaren gepackt und wieder auf die Füße gezerrt wurde.
»Los, los«, knurrte einer der Fremden ungeduldig. »Wenn ihr uns aufhaltet, puste ich euch das Hirn weg und lasse euch hier liegen.«
Martie nahm die Drohung ernst und kletterte die Böschung hinauf, über die kurz zuvor der Ford in das Flussbett gestürzt war.
*
Als Jennifer auf der anderen Straßenseite am Eingang des Autohauses auftauchte und sich zu Fuß auf den Weg machte, schienen die beiden Detektive fassungslos zu sein. Sie hatten wohl damit gerechnet, sie in ihrer albernen Karosse zu verfolgen, aber weder der magere Skeet noch sein mondgesichtiger Begleiter verfügte offenbar über genügend Kondition, eine längere Verfolgung zu Fuß durchzustehen.
Noch dazu legte Jennifer ein Tempo vor, als wären ihr alle Höllenhunde und ein halbes Dutzend aufdringlicher Versicherungsvertreter auf den Fersen. Mit erhobenem Haupt und gestrafften Schultern, mit vorgereckter Brust und energischem Hüftschwung schritt sie unter dem kalten Nachmittagshimmel aus wie eine Frau, die entschlossen ist, die Staatsgrenze von Nevada noch vor Sonnenuntergang zu erreichen.
Sie trug denselben Hosenanzug wie in der Praxis, aber ihre Füße steckten nicht mehr in hochhackigen Schuhen, sondern in Adidas-Laufschuhen erster Güte. Sie hatte alles, was sie bei sich trug, in einer Gürteltasche verpackt, sodass sie beide Hände frei hatte; mit rhythmisch schwingenden Armen ausschreitend, sah sie aus, als wollte sie einen olympischen Geherrekord aufstellen. Ihr Haar war am Hinterkopf zusammengebunden; der Pferdeschwanz wippte fröhlich im Takt des rasanten Gangs, mit dem sie ihrem Abendessen entgegenstrebte.
Die Fenster des El Camino waren leicht getönt, und zudem hatte Jennifer das Auto noch nie gesehen. Als sie die Straße überquerte und daran vorbeiging, warf sie deshalb keinen Blick in Ahrimans Richtung.
An der nächsten Ecke bog sie, immer noch von seinem Standort aus sichtbar, in eine Straße ein, die in einer langgestreckten Geraden sacht bergan verlief.
Hüpf, hüpf, hüpf: der Pferdeschwanz. Ihre muskulösen Hinterbacken sahen aus, als könnte sie damit Walnüsse knacken.
Gestikulierend verständigten sich die beiden Detektive, dann setzten sie sich in Bewegung, machten mit quietschenden Reifen kehrt, wobei sie den El Camino passierten, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, fuhren bis zur Straßenecke und parkten dort wieder am Bordstein.
Ein paar hundert Meter weiter bog Jennifer an einer Kreuzung nach rechts in westlicher Richtung ab.
Als sie fast außer Sicht war, nahm der Pickup die Verfolgung auf.
Nach einer angemessenen Wartezeit folgte Ahriman den beiden Verfolgern.
Auf der Anhöhe, etwa hundert Meter hinter Jennifer, hielt das Narrengefährt wieder am Straßenrand an.
Vor ihnen lag eine fast zwei Kilometer lange gerade Steigung, und die beiden Kletten hatten offensichtlich vor zu warten, bis Jennifer den höchsten Punkt erreicht hatte, um ihr dann nachzufahren, wieder am Rand zu parken und sie bis zur nächsten Biegung im Auge zu behalten.
Die Grüne Oase, das kulinarische Mekka der Körner- und Sprossen-Gemeinde, war etwa sieben Kilometer entfernt, und Ahriman sah keinen Grund, dem Pickup im Stop-and-goTempo bis dorthin zu folgen. Er fuhr an dem Pritschenwagen vorbei,
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