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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gefühl im Magen, geschafft, sich noch ein paar Stunden wach zu halten und die Gegend zu durchforsten, bis sie ein Kilo Hundekot eingesammelt hatten, den sie dem abservierten Despoten luftdicht verpackt an dessen neue Adresse nachschickten.
    Obwohl sie das Päckchen anonym und unter falscher Absenderadresse aufgegeben hatten, waren sie sich ziemlich sicher, dass der Professor die Herkunft der Sendung erraten würde, denn manchmal, wenn er ausreichend mit doppelten Martinis abgefüllt war, hatte er sich in seinem Lamento über die Lernprobleme seines Sohnes zu der Behauptung verstiegen, ein stinkender Misthaufen könne es zu besseren schulischen Leistungen bringen als Skeet: Du bist ungefähr so gebildet wie ein Haufen Exkremente, mein Junge, nicht schlauer als eine Stuhlprobe, so kultiviert wie Scheiße, begriffsstutziger als Kuhdung, so scharfsinnig wie ein Hundehaufen. Ihr stinkendes Päckchen war quasi die Aufforderung an ihn, seine hochtrabenden Erziehungstheorien in die Praxis umzusetzen und aus dem Hundekot einen besseren Schüler zu machen, als Skeet es in seinen Augen gewesen war.
    Wenige Tage, nachdem das Caulfield-Imitat mit einem Tritt vor die Tür gesetzt worden war, hielt Dr. Lampton Einzug im Haus. Und weil die Erwachsenen so entsetzlich hochanständig waren und außerdem darauf erpicht, sich gegenseitig bei der Suche nach persönlicher Erfüllung behilflich zu sein, verkündete Claudette ihren Kindern, dass sie sich unmittelbar nach einer schnellen, einvernehmlichen Scheidung wieder zu verheiraten gedenke.
    Dusty und Skeet stellten umgehend die Freudenfeiern ein. Schon nach vierundzwanzig Stunden war ihnen klar, dass der Tag, an dem ihnen die Zeit unter der Knute des falschen Holden wie das reinste Paradies vorkommen würde, nicht allzu fern lag, denn Dr. Derek Lampton würde ihnen ohne den geringsten Zweifel seine altbekannte Kennzahl einbrennen: 666, das Malzeichen des Teufels.
    Skeets Stimme brachte Dusty in die Gegenwart zurück: »Du siehst aus, als hättest du eine Kröte verschluckt. Woran hast du gerade gedacht?«
    Er lag immer noch in Fötushaltung auf dem Bett, hatte aber die trüben Augen geöffnet.
    »An Lampton, die Echse«, sagte Dusty.
    »O Mann, wenn du dich da reinsteigerst, ist es bald an mir, dich davon abzuhalten, von einem Dach zu springen.« Skeet schwang die Beine über den Bettrand und setzte sich auf.
    Valet trottete zu Skeet und leckte ihm die zitternden Hände.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Postsuizidal.«
    »Post ist gut.« Dusty zog zwei Lotterielose aus der Hemdtasche und reichte sie Skeet. »Wie versprochen. Ich hab sie aus dem Laden um die Ecke, wo sie letzten November das große Gewinnlos verkauft haben, das den Dreißig-Millionen-DollarJackpot geknackt hat.«
    »Komm mir mit denen nicht zu nah. In meinen Händen verwandelt sich Glück ins Gegenteil.«
    Dusty ging zum Nachttisch, öffnete die Schublade und nahm die Bibel heraus. Dann schlug er sie auf, überflog einige Seiten und las einen Satz aus dem Buch Jeremia vor: »›Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt.‹ Wie findest du das?«
    »Na ja, ich habe gelernt, dass man sich auf Aufputscher gleich welcher Art nicht verlassen sollte.«
    »Das ist immerhin ein Fortschritt«, sagte Dusty. Er legte die beiden Lose an der Stelle, aus der er vorgelesen hatte, zwischen die Seiten, schlug das Buch zu und legte es in die Schublade zurück.
    Skeet stand auf und tastete sich auf unsicheren Füßen zur Badezimmertür. »Ich muss mal pinkeln.«
    »Ich muss auf dich aufpassen.«
    »Keine Sorge, Bruder«, sagte Skeet, während er das Licht im Badezimmer einschaltete. »Hier drinnen gibt’s nichts, womit ich mich umbringen könnte.«
    »Du könntest versuchen, dich im Klo zu ertränken«, sagte Dusty, der ihm bis zur offenstehenden Tür gefolgt war.
    »Ich könnte mir auch eine Henkersschlinge aus Klopapier knüpfen.«
    »Ich seh schon, du bist einfach ziemlich gewieft. Bei dir muss man strengste Sicherheitsvorkehrungen treffen.«
    Das Klosett verfügte über einen geschlossenen Spülkasten mit Druckspülsystem: nichts zum Auseinandernehmen, keine scharfkantigen Metallteile, die man hätte benutzen können, um sich die Pulsadern aufzuschlitzen.
    Während sich Skeet kurze Zeit später die Hände wusch, zog Dusty die zusammengefalteten Zettel aus seiner Tasche und sagte den darauf notierten Namen laut vor sich hin: »Dr. Yen Lo.«
    Die Seife rutschte Skeet aus den Händen und fiel ins Waschbecken. Er machte

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