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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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so sehr zu bekümmern, dass er die Regeln vergaß und sich im Sessel zusammenrollte.
    Dusty, der Verständnis für den Kummer des Retrievers hatte, ließ Valet unbehelligt liegen und setzte sich zu seinem Bruder auf die Bettkante.
    Skeet lag jetzt, den Kopf auf drei Kissen gebettet, auf dem Rücken und blickte starr zur Decke. Im Schein der Nachttischlampe wirkte er so ruhig und entspannt wie ein Yogi in tiefer Meditation.
    Die Notizzettel fielen Dusty wieder ein und der Name darauf, der offensichtlich in höchster Erregung hingekritzelt worden war. »Dr. Yen Lo«, murmelte er leise vor sich hin.
    Obwohl noch immer jeder Realität entrückt, sprach Skeet zum ersten Mal, seitdem Dusty diesen Namen im Bad laut von den Zetteln abgelesen hatte. »Ich höre«, sagte er, und das waren genau die Worte, die er auch im Bad gesagt hatte.
    »Wem hörst du zu?«
    »Wem höre ich zu?«
    »Was machst du?«
    »Was mache ich?«, fragte Skeet.
    »Ich habe dich gefragt, wem du zuhörst.«
    »Dir.«
    »Genau. Also, erzähl mir, wer Dr. Yen Lo ist.«
    »Du.«
    »Ich? Ich bin dein Bruder. Schon vergessen?«
    »Willst du, dass ich das sage?«
    »Na ja, es ist die Wahrheit, oder nicht?«, sagte Dusty mit einem Stirnrunzeln.
    »Ist es die Wahrheit? Ich bin verwirrt«, sagte Skeet, dessen Miene während des gesamten Wortwechsels unverändert schlaff und ausdruckslos blieb.
    »Tritt ein in den Club.«
    »In welchen Club soll ich eintreten?« Skeet meinte seine Frage offensichtlich ernst.
    »Skeet?«
    »Hm?«
    Dusty fragte sich, wie weit sein Bruder sich von der Realität entfernt haben mochte. Nach kurzem Zögern fragte er: »Weißt du, wo du bist?«
    »Wo bin ich?«
    »Du weißt es also nicht?«
    »Weiß ich es?«
    »Kannst du dich nicht umsehen?«
    »Kann ich mich umsehen?«
    »Ist das hier ein Klamauk à la Abbott und Costello?«
    »Ist es das?«
    Entnervt sagte Dusty: »Sieh dich um!«
    Augenblicklich hob Skeet den Kopf und sah sich im Zimmer um.
    »Ich bin mir sicher, dass du weißt, wo du bist«, sagte Dusty. »New-Life-Klinik.«
    Skeet ließ den Kopf auf die Kissen zurücksinken. Er richtetet den Blick wieder zur Decke, und im nächsten Moment geschah etwas Merkwürdiges mit seinen Augen.
    Unsicher, ob er richtig gesehen hatte, beugte sich Dusty über seinen Bruder und betrachtete prüfend dessen Gesicht. Im schräg einfallenden Schein der Lampe schimmerte Skeets rechtes Auge golden, während das linke einen dunkleren, bernsteinbraunen Farbton hatte, was etwas unheimlich auf Dusty wirkte, weil es aussah, als würden ihm aus einem Schädel zwei verschiedene Personen entgegenblicken.
    Es war jedoch nicht diese optische Täuschung, die Dusty stutzig gemacht hatte. Es dauerte fast eine Minute, bis sich das Phänomen wiederholte: Skeets Augen bewegten sich ein paar Sekunden lang blitzschnell hin und her, dann verfiel er wieder in seinen starren Blick.
    »Richtig, in der New-Life-Klinik«, bestätigte Dusty mit einiger Verzögerung. »Und du weißt, warum du hier bist.«
    »Um meinen Organismus zu entgiften.«
    »Genau. Aber hast du seit deiner Ankunft hier etwas genommen, hast du heimlich irgendwelche Drogen hereingeschmuggelt?«
    Skeet seufzte. »Was soll ich jetzt sagen?«
    Die Augen des Jungen zuckten hin und her. Dusty zählte im Geist die Sekunden. Fünf. Dann blinzelte Skeet und sein Blick wurde wieder starr.
    »Was soll ich jetzt sagen?«, wiederholte er.
    »Sag einfach die Wahrheit«, forderte Dusty den Jungen auf.
    »Sag mir, ob du Drogen hereingeschmuggelt hast.«
    »Nein.«
    »Was ist denn dann mit dir los?«
    »Was soll mit mir los sein?«
    »Verdammt noch mal, Skeet!«
    Skeet runzelte kaum merklich die Stirn. »Es ist nicht so, wie es sein soll.«
    »Wie was sein soll?«
    »Es.« Skeets Lippen wurden schmal vor Anspannung. »Du hältst dich nicht an die Regeln.«
    »Welche Regeln?«
    Die schlaffen Hände des Jungen krümmten sich zu lockeren Fäusten.
    Die Augäpfel begannen wieder hin und her zu zucken und verdrehten sich diesmal gleichzeitig nach oben. Sieben Sekunden.
    REM. Rapid eye movements , schnelle Augenbewegungen im Schlaf. Psychologischen Erkenntnissen zufolge deuteten diese Bewegungen der geschlossenen Augen eine Traumphase des Schlafenden an.
    Aber Skeet hatte die Augen nicht geschlossen, und so eigenartig sein gegenwärtiger Zustand auch sein mochte, es war eindeutig kein Schlaf.
    »Hilf mir auf die Sprünge, Skeet«, sagte Dusty. »Ich kenne das Spiel nicht. Von welchen Regeln ist hier die Rede? Erklär mit die

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