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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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keinerlei Anstalten, sie wieder aufzuheben. An das Waschbecken gelehnt, hielt er die Hände unter den Hahn, und das fließende Wasser spülte den Seifenschaum von seinen Fingern.
    Als ihm die Seife entglitten war, hatte er irgendetwas gesagt, aber das Rauschen des Wassers hatte seine Worte übertönt.
    Dusty neigte fragend den Kopf zur Seite. »Was hast du gesagt?«
    Mit etwas lauterer Stimme wiederholte Skeet seine Worte: »Ich höre.«
    Verwundert über diese Antwort fragte Dusty: »Wer ist Dr. Yen Lo?«
    Skeet schwieg.
    Er stand mit dem Rücken zu Dusty, aber da er den Kopf gesenkt hatte, war sein Gesicht im Spiegel nicht zu sehen. Offenbar blickte er auf seine Hände, die er immer noch unter den Wasserstrahl hielt, obwohl auch die letzten Seifenreste längst abgespült waren.
    »He, Kleiner, was ist?«
    Schweigen.
    Dusty schob sich in das beengte Badezimmer und trat neben seinen Bruder.
    Skeet starrte mit glänzenden Augen und offenem Mund wie in ehrfürchtigem Staunen auf seine Hände, als könnte er darin die Antwort auf das Geheimnis des Lebens finden.
    Aus dem Waschbecken stiegen mit Seifenduft geschwängerte Dampfwolken auf. Das Wasser, das aus dem Hahn kam, war glühend heiß. Skeets Hände, sonst totenbleich, glühten feuerrot.
    »O Mann.« Dusty stellte schnell das Wasser ab. Die Edelstahlarmatur war so heiß, dass er sie kaum anfassen konnte.
    Skeet hielt seine verbrühten, offenbar völlig schmerzunempfindlichen Hände immer noch unter den Wasserhahn.
    Als Dusty das kalte Wasser andrehte, ließ Skeet auch dieses Wechselbad mit unveränderter Miene über sich ergehen. Weder hatte er eine Reaktion auf das heiße Wasser gezeigt, noch schien er die Kälte jetzt als wohltuend zu empfinden.
    Valet stand leise winselnd in der Tür. Mit erhobenem Kopf und zuckenden Ohren wich er ein paar Schritte in das Zimmer zurück.
    Dusty fasste seinen Bruder am Arm. Die Hände vor sich ausgestreckt, den Blick starr darauf fixiert, ließ sich Skeet aus dem Bad ziehen. Er setzte sich auf die Bettkante, legte die Hände in den Schoß und betrachtete sie so eingehend, als wollte er in ihren Linien seine Zukunft ablesen.
    »Bleib, wo du bist«, sagte Dusty, dann rannte er aus dem Zimmer, um Tom Wong zu suchen.

19. Kapitel
    Bei ihrer Heimkehr stellte Martie zu ihrer Enttäuschung fest, dass Dustys Lieferwagen nicht in der Garage stand. Sie war davon ausgegangen, dass er wegen des Regens etwaige Außenarbeiten hatte abbrechen müssen, und hatte gehofft, ihn zu Hause anzutreffen.
    In der Küche fand sie eine kurze Nachricht, die mit einem Magneten, der die Form einer Keramiktomate hatte, an die Kühlschranktür geheftet war: Meine Schöne. Ich bin gegen 5 Uhr zurück. Wir essen auswärts. Ich liebe dich noch mehr als Tacos. Dusty.
    Sie benutzte das Klosett in der kleinen Toilette neben der Küche – und erst als sie sich die Hände wusch, fiel ihr auf, dass der Spiegel an der Tür des Arzneischränkchens fehlte. Lediglich ein winziger Splitter Spiegelglas steckte noch in der rechten unteren Ecke des Metallrahmens.
    Offensichtlich hatte Dusty ihn aus Versehen zerbrochen. Abgesehen von dem kleinen Splitter hatte er beim Entfernen der Scherben sehr gründliche Arbeit geleistet.
    Wenn ein zerbrochener Spiegel wirklich sieben Jahre Unglück brachte, war dies der denkbar ungünstigste Tag, einen Spiegel zu zerbrechen.
    Obwohl ihr Magen restlos entleert war, spürte sie schon wieder einen Anflug von Übelkeit. Sie goss Eiswasser und Ginger Ale in ein Glas. Etwas Kaltes, Süßes wirkte normalerweise beruhigend auf ihren Magen.
    Dusty musste Valet mitgenommen haben, wo immer er auch hingegangen sein mochte. Obwohl ihr Haus eigentlich klein und gemütlich war, kam es Martie in diesem Moment groß und kalt vor – und verlassen.
    Martie setze sich vor dem regennassen Fenster an den Frühstückstisch und überlegte, während sie Ginger-Ale trank, ob sie am Abend lieber ausgehen oder zu Hause bleiben wollte. Sie hatte vor, Dusty beim Abendessen – sofern ihr überhaupt nach Essen zumute war – von den beunruhigenden Erlebnissen des heutigen Tages zu erzählen, und der Gedanke, eine Kellnerin oder Gäste am Nachbartisch könnten dabei zuhören, war ihr unangenehm. Abgesehen davon wollte sie nicht in einem öffentlichen Lokal sein, falls sie wieder von einem Anfall überrascht wurde.
    Andererseits war sie sich nicht sicher, ob sie es überhaupt wagen würde, ein Abendessen zuzubereiten, sollten sie zu Hause bleiben …
    Ihr Blick wanderte

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