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Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Titel: Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Brodie
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ihr noch etwas gestohlen.
    »Sie und Ihr Freund scheinen ja unzertrennlich zu sein.«
    »Ja.« Jacob nickte. »Wir sind schon zusammen zur Schule gegangen. Ohne mich hätte er es wahrscheinlich gar nicht geschafft. Ich hab ihm oft aus der Patsche geholfen.«
    Und jetzt zeigt sein Vater sich erkenntlich,
sinnierte Emma, aber nicht laut. Niemals laut.
    Als sie das Haus betraten, sahen sie Kyle und das junge Mädchen die Treppe herunterkommen. Was hatten die beiden dort oben getan, fragte Emma sich. Etwa ihr Schlafzimmer durchsucht? Über ihre schmutzige Wäsche gelacht? Maggie aufgeweckt? Die Dreistigkeit dieser Studenten kannte wirklich gar keine Grenzen.
    Wenigstens dem jungen Mädchen schien es peinlich zu sein. »Danke fürs Toilettebenutzen«, murmelte sie und lief auf die Haustür zu. Kyle folgte ihr schweigend, doch plötzlich sah Emma etwas Lilafarbenes aus seiner Hosentasche hervorblitzen.
    »Einen Moment mal.« Sie stellte sich ihm in den Weg. Den Ansatz von Kyles Doppelkinn direkt vor sich, griff Emma ihm in die Gesäßtasche und zog eine etwa zehn Zentimetergroße Nixe aus Plastik mit glitzernden lila Haaren heraus. Jacob, der hinter ihr stand, stieß ein langgezogenes »Herrgott« hervor.
    »Leeren Sie Ihre Taschen aus«, forderte Emma. Doch Kyle stand nur unbeweglich da.
    »Leeren Sie Ihre gottverdammten Taschen aus.« Emmas Stimme war eine halbe Oktave tiefer geworden, ein böses Knurren, das sie normalerweise nur dann einsetzte, wenn ihr Mann Rob sich abends über eine Stunde verspätete und sich nicht einmal die Mühe machte, anzurufen.
    Jetzt reagierte Kyle. Er stülpte all seine Hosentaschen nach außen, und etwa ein halbes Dutzend Polly-Pocket-Puppen purzelte auf den Boden, deren winzige nackte Gliedmaßen in elastischen Kleidern steckten.
    »Du bist ja so scheißarmselig«, rief Jacob, der sich zu beherrschen versuchte. »Es tut mir leid, Professor Greene. Kyle ist ein Idiot.«
    »Was wollten Sie denn damit?« Emma trat bis auf wenige Zentimeter an Kyle heran. »Eine Party steigen lassen? Sie für irgendein perverses Trinkspiel benutzen? Sie wissen doch, dass das Holford College einen Ehrenkodex hat. Ich könnte Sie hinauswerfen lassen.«
    »Das könnten Sie sicher.« Jacob hatte seinen Freund am Ellbogen gepackt und führte ihn in einem weiten Bogen um Emma herum. »Aber er ist den ganzen Ärger doch gar nicht wert, oder?«
    Sie folgte ihnen zur Tür, wo das junge Mädchen wartete.
    »Raus aus meinem Haus«, fauchte Emma.
    »Ja, Ma’am. Es tut mir wirklich leid, Professor Greene.« Jacob schob Kyle auf die Veranda hinaus und weiter auf den gepflasterten Gehweg. Als Letztes folgte das Mädchen, das den Arm hob, um die Fliegengittertür aufzuhalten.
    Und in diesem Augenblick sah Emma das baumelnde Silber aufblitzen.
    »Mein Armband!« Sie lief auf die Veranda hinaus undpackte das Mädchen am Handgelenk. Dann drehte sie sich zu Kyle um und hielt den Arm der jungen Frau in die Höhe, so als hätte diese einen Preisboxkampf gewonnen. »Sie haben mein Armband Ihrer Freundin geschenkt!«
    Das Mädchen entwand sich ihrem Griff, rannte, sich das Handgelenk reibend, zu Kyle und warf Emma einen finsteren Blick zu. Jetzt fehlten sogar Jacob die Worte, ihm stand der Mund offen angesichts des Schmuckstücks.
    Nur Kyle gelang es zu sprechen, und er murmelte etwas vor sich hin, das klang wie: »Die spinnt doch, die verrückte Schlampe.«
    »
Wie
haben Sie mich genannt?« Einen Augenblick lang war Emma ganz benommen, überwältigt von dem Schwall wütender Wörter, die ihr durch den Kopf schossen und sich wie Pistolenkugeln durch ihren Mund Bahn brachen.
    »Sie fetter, mieser kleiner Dieb! Ich melde Sie dem Ehrenkomitee! Ihren College-Abschluss können Sie vergessen!« Damit wirbelte Emma herum und riss die Fliegengittertür auf.
    »Warten Sie einen Moment.« Jacob sprang die Verandastufen wieder herauf und kam mit versöhnlich ausgestreckten Händen auf sie zu. »Das wollen Sie doch nicht wirklich tun. Nur noch sieben Tage, dann ist Kyle sowieso weg. Und Sie werden ihn nie wieder zu Gesicht kriegen. Warum also all den Ärger auf sich nehmen?« Lächelnd sah er ihr in die Augen, und da erkannte Emma, dass sie den jungen Mann doch falsch eingeschätzt hatte. Er war nicht nur ein charmanter junger Blender, sondern ein ziemlich durchtriebener Kerl, ein Helfershelfer, ein aalglatter Opportunist, der seinem kriminellen Freund stets beistand.
    Sie erwiderte sein Lächeln mit einem sarkastischen Grinsen. »Was? Haben

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