Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht
bringt dann auch Kate nach Hause.«
»Ich wünschte, der Sheriff würde Maggie in Ruhe lassen.« Emma seufzte.
»Sie ist eine Zeugin. Wenn sie reden würde, könnte sie deine Geschichte, dass die Studenten im Haus waren, bestätigen.«
Emma nickte, auch wenn sie sich fragte, was Maggie wohl sagen würde, wenn sie denn redete. Würde sie der Polizei erzählen, dass ihre Mutter eine Mörderin war? Dass sie den Baseballschläger einem jungen Mann an den Kopf geschlagenhatte, der schon in die Knie gegangen war? Wie viel Maggie gehört oder gesehen hatte, wusste Emma nicht, aber das Kind konnte nicht verstanden haben, was es mit dem Armband oder dem Ehrenkomitee des Colleges auf sich hatte oder was die Drohung, Kyle vom College werfen zu lassen, für ihn und Jacob bedeutet hätte. Maggie würde nur wissen, dass ihre Mutter eine abscheuliche Gewalttat begangen hatte.
»Bist du problemlos weggekommen?«, fragte Emma.
Sarah lachte. »Oh ja. Die Reporter mussten glatt zweimal hinsehen, als ich eine halbe Stunde, nachdem ich abgefahren war, noch einmal aus dem Haus kam.«
»Glaubst du, dass dir jemand gefolgt ist?«
»Ich habe einen Umweg gemacht und bin zudem noch in einen Supermarkt gefahren, aber es war mir keiner auf den Fersen. Ich wette, sie suchen in deinem Büro nach dir.«
Emma gab Sarah den Schal, die Sonnenbrille und den Autoschlüssel zurück. »Jodie sagt, dass einige Studenten eine Schmutzkampagne gegen mich gestartet haben.«
Sarah senkte den Blick. »Ich weiß.«
»Ist es schlimm?«
Sarah seufzte. »Jeder, der dich kennt, wird wissen, dass das alles nur ein Haufen bösartiger Mist ist. Aber ja, es schwirren eine Menge fieser E-Mails herum. Willst du eine Stellungnahme abgeben?«
»Ich habe Jed angerufen auf dem Weg hierher, und er meint, ich soll mich bedeckt halten. Die Medien könnten alles, was ich erzähle, verdrehen. Aber Jodie sagt, dein Vertrauensvotum ist sogar auf CNN gelaufen.«
Sarah lächelte grimmig. »Ich habe daran gedacht, eine E-Mail an die Mitglieder unserer Fakultät und an alle unsere engsten Freunde in der Stadt zu schicken – damit sie die ganze Geschichte erfahren. Wenn ich etwa dreißig Leute in Jackson und einige Kollegen, die wir an anderen Colleges in Virginia kennen, erreiche, sollte die Wahrheit langsam Fuß fassen können. Was immer ich tue, kann natürlich nicht mitdem Internethype der Studenten mithalten, aber es sollte dir so ein wenig leichter fallen, in Jackson den Kopf oben zu behalten. Bist du damit einverstanden?«
»Ja, klar. Vielen Dank.«
»Gibt es noch irgendetwas, das ich über die letzte Nacht wissen sollte? Irgendwelche Fakten?«
»Du meinst, ob ich etwas verheimliche?«
»Nein«, erwiderte Sarah. »Das meine ich nicht.«
Ein Auto kam die Auffahrt herauf, und als Sarah die Wohnzimmergardine zur Seite schob, sah sie Rob mit Maggie aufs Haus zukommen.
»Hallo, ihr beiden.« Sarah lächelte, als sie die Tür öffnete. »Ich habe selbst gemachte Bananenmuffins, Maggie. Möchtest du einen?«
Das Mädchen nickte wortlos, und Rob warf Sarah einen dankbaren Blick zu, als sie Maggie bei der Hand nahm und mit ihr in die Küche ging. Er trat ins Wohnzimmer und sank neben Emma aufs Sofa.
»Was für ein Albtraum.«
»Hat Maggie irgendetwas zum Sheriff gesagt?«
»Nicht ein Wort.« Rob schüttelte den Kopf. »Jed sagt, sie ist so still wie ein Mäuschen, und er respektiert das.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, was in ihrem Kopf vor sich geht«, murmelte Emma.
Aus der Küche hörten sie Maggies Stimme herüberklingen, die zögernd mit Sarah sprach. »Ja, bitte«, »danke« und »ich mag Bananen«.
»Sarah ist so wunderbar«, sagte Rob. »Es wird Maggie guttun, hier bei Kate zu bleiben, weg von unserem Haus.« Unbeholfen legte er Emma eine Hand aufs Knie. »Es tut mir so leid, dass ich gestern Nacht nicht da war. Ich hätte dich und Maggie nicht allein lassen sollen.«
»Das ist doch lächerlich.« Emma wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster. »Niemand konnte ahnen, dass so etwas passieren würde.«
»Aber wenn ich zu Hause gewesen wäre, hätte ich die Sache handhaben können.«
Das entscheidende Wort ließ Rob weg, doch Emma vervollständigte den Satz in Gedanken:
Ich hätte die Sache besser handhaben können.
Für Rob war der Baseballschläger nur ein Requisit, keine Waffe. Er hätte die Studenten ohne Gewalt davongejagt.
»Du findest, dass ich zu weit gegangen bin.«
»Überhaupt nicht.« Rob schüttelte den Kopf. »Es war richtig, was
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