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Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Titel: Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Brodie
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waren.«
    »Ich habe niemanden angerührt«, protestierte Emma.
    »Was ist da passiert?«
    »Ich habe Blut verspritzt.«
    »Blut?«
    Emma seufzte. »Ich war Mitglied im Tierschutzverband, und wir haben vor einem Labor außerhalb von San Franciscodemonstriert. Mit den Affen dort wurden schreckliche Versuche angestellt, also haben wir Blut verspritzt, als die Vorstandsmitglieder zu einem Besuch kamen. Ich habe das Blut noch nicht mal richtig verspritzt. Ich habe es ihnen nur vor die Füße geschüttet, in einem symbolischen Akt, damit sie durch Blut waten mussten. Ein paar andere Mitglieder der Gruppe haben es den Leuten direkt auf die Anzüge und ins Haar gespritzt, und einem Mann auch ins Gesicht. Ich würde nie einen Menschen so direkt angreifen.«
    »Woher hatten Sie denn das Blut?«
    »Herrje, was weiß ich. Unser Vorsitzender hatte es irgendwo gekauft.«
    »Und Sie waren im Gefängnis?«
    »Zwei Wochen lang«, sagte Emma. »Hätten wir mit dem Blut die Wissenschaftler bespritzt, hätten wir wahrscheinlich einen Klaps auf die Hand bekommen. Aber in dem Vorstand waren lauter reiche Anwälte, und die zeigten uns an wegen eines Komplotts zu gemeinschaftlicher Tätlichkeit. Unser Vorsitzender saß zwei Monate.«
    »Angeblich hat dieser Tierschutzverband in Los Angeles ein Labor in die Luft gesprengt.«
    Emma zögerte. »Zu dem Zeitpunkt, als das passierte, war ich schon kein Mitglied mehr. Aber stimmt   – sie haben die Stromanlage hinter einem Labor von Dow Pharmaceuticals in die Luft gesprengt. Es wurde niemand verletzt. Die Idee war, die Stromzufuhr zu kappen.«
    Jodie nahm einen großen Schluck von ihrem Eistee. »Mrs Stewart behauptet, dass wir unsere Angestellten kriminalpolizeilich überprüfen lassen müssten, als Bestandteil der Kandidatenauswahl. Sie sagt, in diesem Punkt hätte das College fahrlässig gehandelt.«
    »Welche Art der Überprüfung machen Sie denn?«
    »Fast gar keine. Wir schauen uns Lebensläufe und Empfehlungsschreiben an, und nicht Polizeiakten. Das Auswahlgremium prüft normalerweise die Referenzen des Kandidaten,und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Institut für Englische Philologie auch über Sie die übliche Recherche angestellt hat. Aber von all diesen Vorfällen habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Das ist alles vor meiner Ehe passiert«, sagte Emma. »Das Institut hätte unter meinem Mädchennamen suchen müssen.«
    »Und dieser Privatdetektiv behauptet auch, Sie wären schon einmal als psychisch labil eingestuft worden. Sie hätten Psychopharmaka genommen. Stimmt das?«
    »Woher weiß er das denn?«
    Jodie warf die Hände in die Luft. »Woher haben solche Privatdetektive überhaupt ihr Wissen? Ich vermute, diese Daten liegen alle irgendwo als Computerdateien vor   – Ihre Krankenakten, die Ihnen verschriebenen Medikamente, Ihre Versicherungsansprüche. Oder vielleicht hat er mit Leuten in der Stadt gesprochen, die etwas über Ihre Vergangenheit wissen? Ich habe keine Ahnung.«
    Emma sah auf die Berge hinaus. Wie sollte sie Jodie, der kinderlosen, karrieregetriebenen Dekanin von den Monaten ihrer postnatalen Depression erzählen   – von der lähmenden Furcht, die sie befiel, wenn sie die neugeborene Maggie im Arm hielt, weil sie wusste, dass weder ihre Bücher noch ihre Intelligenz ihr da hindurchhelfen würden. Diese Aufgabe konnte sie nicht perfekt und mit Spitzennote erfüllen. Sie konnte zum ersten Mal in ihrem Leben scheitern, schrecklich, schmerzlich, scheitern, hilflos in der grundlegendsten Rolle aller Frauen.
    Sie zuckte die Achseln und versuchte, ganz beiläufig zu klingen. »Es war sowieso nie ein großes Geheimnis. Ich hatte nach Maggies Geburt eine postnatale Depression, deshalb wurde mir Zoloft verschrieben, und etwa ein halbes Jahr lang war ich bei einem Psychologen an der Uniklinik in Charlottesville in Therapie. Ich fand die Sitzungen aber nicht sehr hilfreich und habe mich schließlich selbst durchgekämpft.«
    Einen Augenblick lang schwiegen sie, während ein blauer Fischreiher über das Gras beim Bach stakste. Dann sah Emma Jodie wieder an. »Glauben Sie, dass Mrs Stewart Holford wirklich verklagen wird?«
    »Wenn man bedenkt, wie wütend sie zurzeit ist, scheint alles möglich. Und ehrlich gesagt, wenn sie es darauf anlegen sollte, wird das College vermutlich einen Vergleich mit ihr schließen. Selbst wenn sie nichts Konkretes in der Hand hätte, wird man ihr dann ein paar Millionen Dollar geben, nur damit es ein Ende hat   – vor allem wegen

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