Stimmen
Trans«, unterbrach Peter, der immer noch versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. »Woher hast du die Nummer?«
»Mein Gott, Peter, wir haben alle Nummern miteinander ausgetauscht. Ich hab einfach so lange alles durchgewählt, bis du abgenommen hast.«
»Was macht deine Besucherin jetzt?«
»Steht an der Tür und will sich nicht von der Stelle bewegen. Sie sieht so alt aus. Ich meine, vielleicht ist sie ja mal jung gewesen, aber jetzt wirkt sie nur noch zerschlissen, wie eine alte Socke, und… Herrgott noch mal, das Zimmer ist voller Schatten, die Ecken, die Decke, der Schrank.«
»Ist sie ein Gespenst, Hank?«
Prag, die Stadt der Gespenster. Möglicherweise der schlimmste Ort auf diesem Planeten, wenn man ein Trans besaß.
»Verdammt noch mal, ja, sie ist ein Gespenst, hast du nicht zugehört? O Scheiße, da ist ja noch eine.« Seine Stimme, die sowieso schon hoch klang, stieg noch höher. »O Gottogottogott, die hier ist noch widerlicher. Ich kann nicht mal ein Gesicht erkennen, nur Runzeln…«
»Hör mir zu, Hank. Klapp das Trans zu und zerstör es. Zerbrech es in tausend kleine Stücke, soll’s der Teufel holen. Und dann steig aus einem Fenster oder dräng dich durch… bis zur Tür, was immer es dich auch kosten mag. Hau einfach nur ab.«
»Machst du Witze? Soll ich etwa durch sie hindurch gehen?«
»Tu’s einfach. Nimm das nächste Flugzeug. Flieg nach Afrika oder sonst wo hin, Hauptsache weit weg. Ich muss jetzt auflegen.«
»Peter, um Gottes willen…«
Keine weiteren Debatten, keine weiteren Auseinandersetzungen. Er klappte das Trans zu, schüttelte die kribbelnde Hand aus und ließ dabei das Trans auf den Bürgersteig fallen, wo es auf und ab hüpfte.
Du darfst dir keinen Schlaf mehr gönnen.
Als er vor Jahren zusammen mit Helen und den Mädchen in die Ferien gefahren war, hatte er einen Schlüssel zu seinem Haus in Glendale bei Joseph und Michelle deponiert. Er hatte ihn nie wieder zurückgefordert.
Ein weiterer Grund, nach Salammbo hinauszufahren.
Er holte die Apparate aus dem Porsche und ließ sie auf die Straße fallen. Etwas Dunkles hatte auf dem Boden des Kofferraums Flecke hinterlassen. Schon wieder kribbelte seine Hand, und diesmal tat es weh. Er warf auch noch Helens Trans zu Boden und zertrampelte einen Apparat nach dem anderen, was ihn einige Mühe kostete. Stöhnend und mit den Armen wedelnd, tanzte er darauf herum. Als die Gehäuse schließlich wie die harten Panzer großer Insekten zerbarsten, sickerte eine blassblaue Flüssigkeit in die Gosse.
Seine Hand prickelte immer noch.
Leute, die aus dem Denny’s kamen, starrten ihn mitleidig an.
•
In der Nähe eines asiatischen Lebensmittelladens hielt Peter an einer alten Telefonzelle mit Münzbedienung an. Es war eines der letzten Münztelefone in Los Angeles. Überall wurden sie derzeit abgerissen, da inzwischen alle Leute Handys besaßen.
Er fütterte den Apparat mit mehreren Viertel-Dollar-Münzen und wählte Weinsteins zweite Nummer, die zehnstellige Nummer seines Büros in San Andreas, ein Festnetzanschluss, den Weinstein zur Sicherheit beibehalten hatte.
Es war schon spät, gut möglich, dass alle bereits nach Hause gegangen waren, aber das war ihm egal. Er musste es wenigstens probieren.
Es war nicht Weinstein, der abnahm.
»Das ist falsches Telefon. Wer, zum Teufel, ist dran?« Arpad Kreisler klang niedergeschlagen, wütend und erschöpft.
»Mr. Kreisler, hier ist Peter Russell. Ich muss Sie etwas fragen.«
»Es ist spät. Marketing ist mir zurzeit ganz egal. Fragen Sie Weinstein, aber er ist jetzt nicht da.«
»Vielleicht können Sie mir meine Fragen beantworten. Ich glaube, mit Trans läuft etwas völlig schief. Mit Ihrem Netz. Ich weiß gar nicht, wo ich mit meinen Erklärungen anfangen soll… Ich hab schon gedacht, ich werde verrückt…«
»Ja, ja, Sie sehen Dinge. Und weiter? Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin nicht der Einzige.«
»Natürlich nicht. Vor drei Tagen versuche ich denen zu sagen, dass Netz von Trans außer Kontrolle gerät. Weinstein befiehlt mir, Mund zu halten. Und als ich das nicht tue, befiehlt er Wachen, mich aus San Andreas zu werfen. Und ich bin Partner! Das kann er nicht machen. Er sagt, er wird Einwanderungsbehörde anrufen, wegen meiner Arbeitserlaubnis.«
»Aber jetzt sind Sie doch da…«
»Wachen am Eingangstor haben Dienst quittiert. Tor ist offen. Ich suche nach Weinstein. Hier ist einziges Chaos.« Gleich darauf fragte Kreisler mit gedämpfter
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