Stimmen
ein. Sie sind immer in Betrieb. Was noch bemerkenswerter ist: Dabei verwandeln sie auch den Raum in ihrer Umgebung, vielleicht sogar auf Dauer. Sie verändern die Dielektrizitätskonstante der Information. Wissen Sie, was das ist?«
»Nein«, erwiderte Peter, doch gleich darauf fiel ihm ein, was er während der drei Jahre in der Armee über Elektrizität gelernt hatte. Er kämpfte schwer mit sich, um die Vision zurückzudrängen und kompetent und gelassen zu wirken. »Hat das etwas mit dem kapazitiven Widerstand zu tun?« Die Brust wurde ihm eng. Am liebsten hätte er die Finger unter die Rippen geschoben, doch stattdessen holte er nur mehrmals kurz Luft. Bald würde das Schwitzen einsetzen. Ich bin dermaßen neben der Spur…
»Ja, aber wir verwenden Begriff wie Metapher«, erklärte Kreisler. »Kondensator speichert elektrische Ladung, Raum speichert Information. Aber mit der Zeit schwindet sie, zerstreut sich. Wenn Trans Zugang zu den nicht-erlaubten Bahnen erhält, erhöht es die Dielektrizitätskonstante des Raums. Die Information verflüchtigt sich nicht, sondern baut sich auf, bis sie wie Funke überspringt. Manchmal geschieht das bereits in Natur. Als ob der Raum verschiedene Wetterlagen hätte und Strömungen von Dielektrizität vorbeifegen. Indem Trans-Apparate den Raum verändern, werden sie auch leistungsfähiger. Irgendwann, in weniger als einem Jahr, wird unser Transponder sehr viel mehr Signale senden und empfangen als heute. Milliarden von Trans, große und kleine Apparate, werden dafür sorgen, dass unsere Revolution in der Kommunikation auf ewig andauert. Trans für jeden auf der Erde – kein Problem. Und sie werden nicht mehr Energie verbrauchen als summende Fliegen. Vielleicht werden wir mit der Zeit sogar Energie übertragen. Trans kann das, wissen Sie. Energie ohne physikalische Energienetze, ein ganz neuer Industriezweig. Und wir haben alle Patente darauf.«
Im Staub neben dem unteren Etagenbett waren Fußspuren zu sehen, die Abdrücke großer, altmodischer Schuhe mit flachen Sohlen. Peter konnte nicht widerstehen: Er neigte den Kopf und rieb sich die Augen, um die Spuren besser erkennen zu können, welche Konsequenzen das auch haben mochte. Die Fußspuren bewegten sich, glitten langsam über den Beton, wobei sie nahe am Boden dunkle Staubwölkchen aufwirbelten. Schließlich nahm er die Hände von den Augen. Die Fußspuren stammten weder von Kreisler noch von Weinstein. Die Schuhe, deren Abdruck zu sehen war, kamen aus einer anderen Zeit.
»Informationen, die den Raum verändern und schneller als das Licht reisen: Das scheint nicht unmöglich – aber es könnte sich als gefährlich erweisen, oder?«, fragte Peter unvermittelt und hoffte dabei, nicht wie ein völliger Schwachkopf zu klingen.
»Wir spüren es nie«, erwiderte Kreisler, »aber Trans erreicht Dimensionen unterhalb unserer Welt, greift tiefer als Netzwerke, die von Atomen und noch winzigeren Teilchen benutzt werden, bis dorthin, wo es sehr still ist. Da unten herrscht eine tiefere Stille als wir ahnen, eine große Leere. Die Brandbreite dort ist riesig, vielleicht hat sie sogar unbegrenzte Kapazität. Sie wird mit all unserem Lärm fertig, all unserem Geschwätz, allem, was wir zu sagen haben – bis in alle Ewigkeit. Selbst, wenn wir expandieren sollten, um ganze Galaxien zu bevölkern, werden wir sie niemals ausschöpfen.« Er ging mit einem Markierungsstift zur weißen Tafel hinüber. »Sind Sie Mathematiker, Mr. Russell?«
Peter glaubte, diese beruhigende, friedliche Stille schon vernommen zu haben. »In keiner Weise, die Sie beeindrucken könnte«, antwortete er nach kurzem Zögern. Seine Augen brannten. Weinstein merkte allmählich, dass etwas nicht stimmte, schien jedoch entschlossen, die Vertragsverhandlungen nichts aufs Spiel zu setzen. Kreisler legte den Stift mit belustigter Nachsicht beiseite. »Ihnen reicht unser Wort?«
»Warum sollte es das nicht?«, erwiderte Peter. Trotz der Sinnestäuschungen, der Fußspuren, seinen Versuchen, sich selbst die Sache zu vermasseln, war ihm klar, dass dies seine letzte Chance war, die Trophäe zu schnappen und das Preisgeld einzuheimsen. Und irgendetwas an Kreislers Haltung zog ihn mehr und mehr in die Sache hinein.
»Haben Sie einen Anwalt, der Sie beim Abschluss des Vertrages vertreten kann?«, wollte Weinstein wissen.
»Ich habe einen Agenten«, sagte Peter und schaffte es gerade noch, einen Schluckauf zu unterdrücken. Weinstein beobachtete ihn aus Argusaugen. »Tut mir
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