Stimmt's?
Gehen wir davon aus, dass die Hälfte davon Tomatensaft ist, dann werden insgesamt etwa 40 Millionen Liter T-Saft getrunken. Also sind etwa drei Prozent davon über den Wolken ausgeschenkt worden. Das ist weit weniger als die Hälfte, aber sehr viel, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit der Durchschnittsdeutsche im Flugzeug verbringt. Beim Orangensaft beträgt der «Luftanteil», auf dieselbe Weise von mir errechnet, nur etwa 0,4 Prozent!
Warum wird in der Luft so überdurchschnittlich viel Tomatensaft getrunken? Eine mögliche Erklärung: Im Flugzeug haben viele Leute ein flaues Gefühl im Magen, da greift man statt zum kalten Saft lieber zu dem bekömmlicheren Getränk. Im Frühjahr 2010 veröffentlichte die Aromachemikerin Andrea Burdack-Freitag vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen eine Studie, der zufolge der Tomatensaft in der Luft einfach besser schmeckt: Bei Niederdruck – der Kabinendruck entspricht in etwa dem Luftdruck in 2000 Meter Höhe – schmeckte der Saft fruchtiger und süßer als am Boden. Die Fluggesellschaften berichten aber auch, dass das Verlangen nach dem roten Saft offenbar ansteckend ist – wenn einer mit Tomate anfängt, geht das wie eine Welle durch die ganze Kabine.
Am Toten Meer bekommt man keinen Sonnenbrand
Stimmt nicht. Kurz nachdem ich die Antwort auf diese Frage in der
ZEIT
veröffentlicht hatte, bekam ich die folgende E-Mail eines Lesers: «Ich war am Toten Meer, und am ersten Tag bin ich beim Sonnenbaden für knapp eine Stunde eingeschlafen. Beim Aufwachen war mein ganzer Oberkörper verbrannt, ich war komplett rot, und ich konnte tagelang nachts vor Schmerzen kaum schlafen.»
Aber ich hatte mich auch entsprechend vorsichtig ausgedrückt: Die schädliche Strahlung mag dort reduziert sein, gänzlich harmlos ist sie nicht. Das Ufer des Toten Meers in Israel ist die tiefstgelegene Stelle auf der Landmasse der Erde – 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Das Wasser dieses Sees ohne Abfluss zum Meer ist das salzigste der Welt, und die Kombination aus Salzwasser und Sonnenlicht ist eine gute Therapie gegen allerlei Hautkrankheiten, vor allem die Schuppenflechte. Und dazu trägt tatsächlich bei, dass man am Toten Meer zumindest sehr viel länger in der Sonne bleiben kann als anderswo, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Sonnenbrand wird durch ultraviolette Strahlen erzeugt. Dabei unterscheidet man innerhalb des U V-Spektrums noch die Bereiche UVA und UVB. Für die Bräunung (und auch für die Schädigung) der Haut sind beide Bänder verantwortlich, aber den Sonnenbrand erzeugen nur die kurzwelligen UV B-Strahlen – und just die werden von der Atmosphäre über dem Toten Meer besonders gut absorbiert. Es kommen 30 Prozent weniger am Boden an als im nahe gelegenen Beerscheba, das 300 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Es gibt zwei Gründe für diese verstärkte Absorption: Erstens müssen die Sonnenstrahlen am Toten Meer eine dickere Luftschicht durchqueren. Und zweitens verdunsten aus dem See durch die Hitze ständig große Mengen Wasser, das dann als Dunstschleier in der Luft hängt und besonders gut UV B-Strahlen schluckt.
Auch wenn die U V-Therapie etwa Psoriasis-Kranken empfohlen wird – harmlos ist sie nicht. Der Sonnenbrand hat auch eine Warnfunktion, und so läuft man am Toten Meer Gefahr, zu viele Strahlen abzubekommen.
Bei einem Transatlantikflug bekommt man mehr Strahlen ab als bei einer Lungen-Röntgenaufnahme
Stimmt. Die Erde ist einem Dauerbeschuss von geladenen Teilchen aus dem Weltall ausgesetzt, der kosmischen Strahlung. Auf der Erdoberfläche kommt nicht viel davon an, weil das Magnetfeld der Erde den größten Teil ablenkt. Gefährlicher wird die Strahlung in großer Höhe sowie in der Nähe der Pole – dort münden die Magnetfeldlinien in den Globus, und die Strahlung gelangt in tiefere Luftschichten. Die amerikanische Luftaufsichtsbehörde hat berechnet, dass die Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach New York etwa zwei Thorax-Aufnahmen entspricht, bei einem Flug über die Polarroute nach San Francisco sogar drei.
Das klingt zunächst nach sehr viel. Und es ist auch so, dass es grundsätzlich keine «ungefährliche» Strahlung gibt – schon die kleinste Dosis kann Zellen schädigen, und deshalb tut man gut daran, der Strahlung, so gut es geht, aus dem Weg zu gehen. Setzt man aber die Größenordnungen in Beziehung zueinander, dann kann man sagen: Tatsächlich relevant wird diese Höhenstrahlung nur für
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