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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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Ludwig   XIV. war nach den Maßstäben der damaligen Zeit ein Sauberkeitsfanatiker. Dreimal täglich wechselte er die Wäsche und ließ sich dabei mit Spirituswasser abreiben.
    Was nun die Frage nach den Klos betrifft: Es gab sehr wohl Toiletten im Schloss von Versailles, außerdem in den Privatgemächern teilweise kunstvoll verzierte Toilettenstühle. Dass die Adligen «einfach so» ihre Notdurft verrichteten, ist also barer Unsinn. Ludwigs Schwägerin Liselotte von der Pfalz beschwerte sich einmal darüber, dass unter ihrem Fenster die Wachen urinierten. Dass der Vorfall überhaupt eine Erwähnung wert war, zeigt, dass so etwas auch damals als ungebührlich galt.

Beim Obst sitzen die Vitamine vor allem unter der Schale
    Stimmt. Das Schälen von Äpfeln oder Birnen führt tatsächlich dazu, dass man wertvolle Vitamine wegwirft.
    Dies ist das Resultat einer Studie von Antal Bognar, Professor bei der Bundesforschungsanstalt für Ernährung. 1997 hat er sich der Frage angenommen, indem er diverse Sorten von Äpfeln, Birnen und Kartoffeln schälte und dann den Gehalt an Vitaminen und Nährstoffen in der Schale und im Fruchtfleisch separat bestimmte. Sein Ergebnis: «Die Analyse hat gezeigt, dass Äpfel- und Birnenschalen durchweg einen signifikant höheren Gehalt an allen untersuchten Nährstoffen, vor allem Vitamin C, aufweisen als das Fruchtfleisch.»
    Beispiel: Beim Apfel «Jonagold» enthält das Fruchtfleisch 2,9   Milligramm Vitamin C pro hundert Gramm, die Schale dagegen 20,5   Milligramm – das ist die siebenfache Menge. Birne «Concorde»: Fruchtfleisch 2,5   Milligramm, Schale 11,1   Milligramm. Auch an Mineralien und Eiweißen sind die Schalen von Äpfeln und Birnen reicher. Man sollte also die Kinder Schalen essen lassen – natürlich nachdem das Obst gründlich gewaschen wurde.
    Kartoffelschalen sollte dagegen nur essen, wem’s schmeckt oder wer zu faul zum Schälen ist: Der Vitamingehalt der Kartoffel nimmt zur Schale hin eher ab.

Bei Vollmond erhöht sich die Anzahl der Geburten
    Stimmt nicht. In Mondfragen verstehen viele Gläubige keinen Spaß. Der Erdtrabant soll großen Einfluss auf alles Mögliche haben – vom Wachstum des Getreides und der Menstruation der Frau bis zu Ereignissenwie Geburten, Unfällen und Verbrechen. Aber fast immer, wenn jemand diesen behaupteten Zusammenhängen mit den Methoden der Statistik auf den Grund zu gehen versucht, kommt keine besondere Korrelation zum Vorschein.
    Bei den Geburten wurde die Frage unter anderem 1994 anhand von 7842 florentinischen Babys untersucht, aber auch 5226   Geburten in Maputo (Mosambik) wurden ausgewertet. Ergebnis: Kein Zusammenhang zwischen Mondphase und Geburtenzahl.
    Nehmen sich denn wenigstens Selbstmörder bevorzugt bei Vollmond das Leben? Eine Metastudie (also eine Studie, die andere Studien zusammenfasst) hat 20   Untersuchungen ausgewertet – ohne Befund, so etwa eine Arbeit, die 4190   Selbsttötungen zur Grundlage hatte.
    Auch der Glaube an die Kraft des Vollmondes ist untersucht worden. 1995 berichtete ein Artikel in der Zeitschrift
Psychological Reports
von einer Studie an 325   Menschen. 140 von ihnen glaubten, dass die Mondphasen etwas mit dem Verhalten der Menschen zu tun haben. Bei Psychologen und Sozialarbeitern war der Glaube überdurchschnittlich verbreitet. Und fast jeder kennt die Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen, die fest daran glauben, dass sie bei Vollmond mehr zu tun haben. Woran liegt’s? Einzige Erklärung: selektive Wahrnehmung. Wer einmal von der Legende überzeugt ist, der registriert nur noch die bestätigenden Ereignisse und ignoriert die Gegenbeispiele.

Bei Vollmond kann man schlechter einschlafen
    Stimmt nicht. Dass der Mond nicht die Zahl der Geburten beeinflusst, haben wir ja gerade im vorigen Kapitel behandelt. Aber auf den Schlaf wirken sich die Mondphasen doch aus – glauben 40   Prozent aller Menschen, wenn man sie befragt. Manche werden schon nervös,wenn die Vollmondnächte nahen – da wird der Glaube an den Mondeinfluss schnell zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
    Aber sogar diese Menschen schlafen dann doch meistens tief und fest, jedenfalls nicht schlechter als in anderen Nächten. Das legt das Ergebnis einer Studie nahe, die die beiden österreichischen Schlafforscher Josef Zeitlhofer und Gerhard Klösch im Jahr 2003 veröffentlichten.
    Über einen Zeitraum von sechs Jahren ließen sie insgesamt 391   Testpersonen jeweils 14   Tage lang ein Schlafprotokoll führen.

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