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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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gegenüberliegenden Seite Menschen gebe, die sogenannten Antipoden. Dass die von der Erde herunterplumpsen würden, glaubte allerdings auch damals niemand.

Die Erdrotation ist im Winter schneller, weil die Bäume die Blätter abwerfen
    Stimmt nicht. In meiner originalen Stimmt’s-Kolumne (und im Stimmt’s-Buch, Band   5) hatte ich noch das Gegenteil behauptet: Demnach würde das herabfallende Laub für einen Pirouetten-Effekt sorgen, wie man ihn von Eiskunstläufern kennt: Wenn die bei ihren Pirouetten die Arme anlegen, wird die Drehung schneller.
    Aber dreht sich die Erde im Winter überhaupt schneller? Ich habe mich damals auf einen Mitarbeiter der Fundamentalstation im bayerischen Wettzell berufen, die zum Bundesamt für Kartographie und Geodäsie gehört. Die misst die Rotationsgeschwindigkeit der Erde mit einem sogenannten Ringlaser, der Teil eines weltumspannenden Netzes von Messstationen ist, auf Bruchteile von Sekunden genau. Aber dieser Experte hatte sich vertan. Tatsächlich sind die Tage ein bisschen länger, wenn auf der Nordhalbkugel Winter herrscht – zwar nur um weniger als eine Millisekunde, aber der Unterschied lässt sich wirklich nachweisen. Der Grund dafür ist unter anderem eine großflächige Verlagerung von Luftmassen. Auch der Effekt des fallenden Laubs lässt sich messen – aber der beträgt nur etwa zehn Nanosekunden und fällt damit buchstäblich nicht ins Gewicht.

Es sind schon Menschen in einem ausgeschalteten Kühlhaus erfroren – aus Einbildung
    Stimmt nicht. Die sogenannte Kraft der Gedanken wird häufig mit dem Beispiel eines Mannes belegt, der ungewollt in einer Kühlkammer eingeschlossen war. Am nächsten Morgen wurde er erfroren aufgefunden – mit allen Symptomen eines Erfrierungstodes. Allerdings war die Kühlkammer gar nicht eingeschaltet. Der Arme soll also an der Überzeugung gestorben sein, er werde in der Kammer erfrieren. Fast immer wird die Geschichte noch mit einem Zettel ausgeschmückt, der neben der Leiche gefunden wurde und auf dem das Opfer in zittriger Schrift schildert, wie seine Finger langsam steif werden. Es gibt auch Varianten: etwa die Legende von dem Mann, der in einer scheinbar luftdichten, in Wahrheit aber gut belüfteten Kammer erstickt.
    Das sind alles schöne Geschichten, die tatsächlich die Macht der Einbildungskraft beweisen würden – wenn sie denn stimmten. Aber sie tragen alle Merkmale der «urbanen Legenden»: Viele Leute erzählen sie, aber niemals aus erster Hand, immer hat man es von jemandem gehört, der jemanden kannte, dem das passiert ist. Es fehlen handfeste Orts- und Zeitangaben, die man zur Grundlage einer Recherche nehmen könnte. Belege wie etwa Zeitungsberichte gibt es nicht. Deshalb muss das Urteil lauten: wunderschön ausgedacht.
    Eine andere Frage ist, ob es generell möglich ist, dass Menschen aufgrund einer eingebildeten Gefahr sterben, etwa durch einen Herzstillstand, oder auch weil sie ein Tabu übertreten haben. Es gibt solche Geschichten in der älteren psychologischen Literatur, zum Beispiel bei Freud. Dass Menschen, die ohnehin ein schwaches Herz haben, durch eine eingebildete Gefahr so in Panik geraten, dass sie tatsächlich einen Herzanfall erleiden – das ist vorstellbar. Aber für Todesfälle durch Symptome, die der physikalischen Realität widersprechen, fehlt jeglicher Beweis.

Eskimos küssen sich, indem sie die Nasen aneinanderreiben
    Stimmt. Auch wenn fast jedes Kind die Geschichte von den Nasenküssen der Eskimos kennt, ist in der ethnologischen Fachliteratur erstaunlich wenig darüber zu finden, sagt der Inuit-Experte Jean-Loup Rousselot. Aber er bestätigt, dass er die Nasenreib-Rituale schon auf seinen Reisen in die Arktis beobachtet hat.
    Eine besondere rituelle Funktion scheint der Nasenkuss bei den Eskimos jedoch nicht zu haben, anders als etwa bei den neuseeländischen Maori. Es ist eher eine flüchtige Geste, am ehesten vergleichbar mit unseren tatsächlichen oder angedeuteten Wangenküssen. Ein möglicher Ursprung: Wenn in der Kälte der Arktis fast das gesamte Gesicht vermummt ist, dann bleibt für den Körperkontakt eben fast nur noch die vorstehende Nase.
    Das Nasenreiben «ersetzt» also nur den Begrüßungskuss und hat keine besondere erotische Komponente. Welche Liebesbeweise Eskimomann und -frau in der Abgeschiedenheit ihres Iglus austauschen, darüber sagen uns die Völkerkundler nichts.

Espresso ist gesünder als Filterkaffee
    Stimmt. Espresso schmeckt bitterer als Filterkaffee, und er

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