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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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nicht unplausibel, wenn man sich etwa die Situation unter Wasser betrachtet: Körper mit mehr Auftrieb (der tatsächlich von der Dichte abhängt) schweben langsamer zu Boden als Körper mit weniger Auftrieb.
    Aber Galileo war im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen offen für Erkenntnisse, die aus Experimenten gewonnen werden, und er sah ein, dass die Wirklichkeit seiner Theorie offenbar Hohn sprach: «Denn wenn man zwei unterschiedliche Körper nimmt, die solche Eigenschaften haben, dass der erste zweimal so schnell fallen sollte wie der zweite, und lässt sie von einem Turm fallen, dann erreicht der erste den Boden nicht wesentlich schneller als der zweite.» Gleich große Holz- und Eisenkugeln fallen ziemlich genau gleich schnell, auch wenn das eine Material eine doppelt so große Dichte hat wie das andere. Eine schmerzliche Einsicht, die ihn nicht ruhen ließ, bis er Jahre später das tatsächliche Fallgesetz entdeckte, nach dem zumindest im Vakuum alle Körper dieselbe Beschleunigung erfahren.

In Holland gab es früher eine Gardinensteuer
    Stimmt nicht. Wer in den Niederlanden durch die Straßen schlendert, kann so mancher Familie ins Wohnzimmer schauen. Viele Wohnungen sind ebenerdig, und oft hängen keine Gardinen vor den Fenstern. Als Grund wird häufig die Geschichte von der Gardinensteuer bemüht, die es früher gegeben habe. Um die Abgabe zu vermeiden, hätte sich der Niederländer lieber den Blicken der Nachbarn ausgesetzt, und der Brauch habe sich bis heute gehalten.
    Wenn es um neue Geldquellen geht, ist der Staat erfinderisch – zur Finanzierung der Kriegsflotte etwa führte Kaiser Wilhelm die deutsche Sektsteuer ein, die bis heute erhoben wird. Und in einigen Ländern gab es früher eine Fenstersteuer, eine bequeme Methode, Gebäude zumindest ungefähr entsprechend ihrer Größe zu besteuern: Die Steuereintreiber mussten nur durch die Straßen gehen und die Fenster zählen, man musste keine großen Messungen durchführen und die Häuser auch nicht betreten. Englische Hausbesitzer reagierten, indem sie ein paar Fenster kurzerhand zumauerten. In den Niederlanden gab es von 1821 bis 1896 die Personalsteuer, in die Mobiliar, Diener, Pferde, der Wert des Hauses und eben auch die Zahl der Fenster eingingen. In kleinen Gemeinden kostete ein Fenster 40   Cents, in größeren 1,10   Gulden pro Jahr.
    Von Gardinen war in dieser Steuer nicht die Rede. Dass die Holländer quasi im Schaufenster leben, hat wohl andere Ursachen. Es könnte am Calvinismus liegen, der dort weit verbreitet ist: Wer ein rechtschaffenes Leben ohne Luxus und Ausschweifungen führt, hat nichts zu verbergen – und muss keine Gardinen vors Fenster hängen.

    [Bild vergrößern]

Das Gehirn verbraucht 50   Prozent unserer Energie 
    Stimmt nicht, jedenfalls für erwachsene Menschen. Deren Gehirn ist zwar auch ein Energiefresser, aber es braucht «nur» 20   Prozent der Energie, die sie sich über Nahrung und Atmung zuführen.
    Das ist jedoch immer noch eine ganze Menge, wenn man berücksichtigt, dass der Denkklumpen in unserem Kopf nur etwa zwei Prozentder Körpermasse ausmacht. Babys dagegen benötigen tatsächlich die Hälfte ihrer Energiezufuhr für die Entwicklung des Gehirns. In dieser frühen Lebensphase wächst der Kopf rapide, und im Hirn werden viele Synapsen gebildet, also die Verbindungen zwischen den Gehirnzellen. Nach dem fünften Lebensjahr lernen wir nur noch, indem wir einen Teil der Synapsen wieder entfernen, das Gehirn arbeitet dann insgesamt «ökonomischer».
    Was den Energielieferanten Glukose (vulgo Traubenzucker) angeht, so braucht auch das erwachsene Gehirn nicht nur die Hälfte, sondern sogar 60   Prozent des Gesamtzuckerhaushalts. Und weil es insgesamt nur 33   Gramm des süßen Treibstoffs zwischenspeichern kann, ist eine stetige Glukosezufuhr über das Blut äußerst wichtig. Eine Banane oder ein Brötchen vor der Mathearbeit kann also durchaus eine positive Wirkung haben – übrigens eine bessere als reiner Traubenzucker, der zwar sehr schnell ins Blut geht, dessen Wirkung aber nach wenigen Minuten verpufft.

Der Mensch nutzt nur zehn Prozent seiner Gehirnkapazität
    Stimmt nicht. Vor allem in esoterischen Kreisen wird diese angebliche Tatsache gern bemüht – meist verbunden mit der Aufforderung, die brachliegenden neun Zehntel des Hirns endlich in einem teuren Kursprogramm zu aktivieren. So wirbt zum Beispiel die Scientology-Organisation mit dem Porträt von Albert Einstein, dem die Aussage

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