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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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Fußballspielen, die im Regen stattfinden, so mancher Kommentator gern diese Legende verbreitet.
    Beantworten wir erst einmal die Frage: Kann ein Fußball überhauptbeim Aufprallen schneller werden? Damit das passiert, muss die Bewegungsenergie größer werden. Da dem Ball von außen keine Energie zugeführt wird, kann dieses Energieplus nur aus dem Ball selbst kommen – nämlich dann, wenn Rotations- in Bewegungsenergie umgesetzt wird. Das ist theoretisch beim sogenannten Topspin möglich, wenn der Ball einen extremen Vorwärtsdrall hat. Im Gegensatz zum Tischtennis ist dieses Kunststück aber beim Fußball sehr schwierig, und es funktioniert auf trockenem Boden besser als auf nassem.
    Der Glaube an die beschleunigende Wirkung des nassen Rasens kommt wohl eher daher, dass der Ball auf feuchtem Untergrund nicht so stark abgebremst wird wie auf trockenem. Wenn er bei seinem parabelförmigen Flug auf den Rasen springt – ein Vorgang, der etwa acht Millisekunden dauert   –, dann rutscht er zunächst ein Stückchen, wobei er durch die Reibung mit dem Boden stark abgebremst wird. Dann folgt eine kurze Rollphase, bevor er sich wieder in die Luft erhebt. Weil auf nassem Rasen die Reibung erheblich geringer ist als auf trockenem, geht während der Rutschphase weniger Energie verloren, eventuell kommt er gar nicht erst ins Rollen. Man kann also zusammenfassen: Der Ball wird nicht schneller, sondern allenfalls weniger langsam.

Man gähnt , weil man unter Sauerstoffmangel leidet
    Stimmt nicht. Gähnen gehört zu den Körperphänomenen, über die wir erstaunlich wenig wissen. Irgendeinen Zweck muss es erfüllen, schließlich wird auch im Tierreich viel gegähnt. Das Gähnen hat eine soziale Komponente, es ist offenbar ansteckend (siehe den ersten «Stimmt’s?»-Sammelband). Aber was hat der Körper davon, wenn wir gähnen?
    Einer der größten Gähnexperten ist der amerikanische PsychologeRobert Provine von der University of Maryland, der mit seinen Studenten schon unzählige Experimente durchgeführt hat. Auch die Sauerstoffthese hat er getestet. Gähnen wir bei einer Unterversorgung mit dem Gas mehr? Dazu ließ er seine Probanden Luft mit unterschiedlichem Sauerstoffanteil atmen – von 20   Prozent, wie sie in der normalen Atemluft enthalten sind, bis zu 100   Prozent. Die Gähnrate blieb bei diesen Versuchen erstaunlich konstant bei etwa 2 4-mal pro Stunde. Auch als er den Sauerstoffanteil konstant ließ und die Konzentration von CO 2 erhöhte (das ist die Hauptursache dafür, dass wir in «verbrauchter Luft» müde werden), gähnten die Testpersonen nicht häufiger.
    Was könnte sonst der Grund fürs Gähnen sein? Oft unterstellen wir ja Menschen, die zum Beispiel in einer Konferenz gähnen, dass sie sich langweilen. Aber es gibt auch andere Erklärungen. Gähnen kühlt das Gehirn, sagen manche Forscher. Gähnen steigert unsere Leistungsbereitschaft, sagen andere, und macht uns fit für wichtige Aufgaben. Zum Beispiel gähnen Leistungssportler vor dem Wettkampf besonders viel oder auch Fallschirmspringer vor dem ersten Sprung. Wer also in einer Sitzung vom Chef bei einem verstohlenen Gähner ertappt wird, der kann sich immer damit herausreden, dass er sich gerade auf eine besondere Herausforderung vorbereitet und dazu einen kühlen Kopf benötigt.

Galilei warf Kugeln vom Turm zu Pisa, um die Fallgesetze zu testen
    Stimmt nicht. Die Feststellung hat zwei Komponenten. Erstens: Hat Galilei Dinge vom Schiefen Turm geworfen? Die Anekdote stammt von seinem ersten Biographen Vincenzio Viviani, dem sie der greise Forscher erzählt haben soll. Von den meisten Historikern wird sie aber bezweifelt, da es dafür keine weitere Quelle gibt.
    Zweitens: Hat er mit solchen Experimenten die Fallgesetze entdeckt? Das konnte er gar nicht, denn die Uhren waren in der damaligen Zeit viel zu ungenau, um derart schnelle Bewegungen exakt zu messen. Galilei benutzte dafür schiefe Ebenen, auf denen er Kugeln rollen ließ. Dort finden Fallprozesse quasi «in Zeitlupe» statt.
    In Galileis Frühwerk «De Motu», das um 1590 entstand, schrieb der Forscher aber tatsächlich einmal von Türmen und Würfen. In der Arbeit versuchte er, die falsche These von Aristoteles zu widerlegen, dass die Fallgeschwindigkeit eines Körpers von seinem Gewicht abhängt. Der junge Galilei entwickelte eine alternative, leider ebenfalls falsche Theorie, nach der nicht das Gewicht, sondern die Dichte eines Körpers die Fallgeschwindigkeit bestimmt – durchaus

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