Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
achtzehn«, begann er ruhig.
»Eigentlich ist Viktor noch siebzehn«, entgegnete Desmond.
Viktor sah leise murrend auf seinen Bruder und boxte ihn fest in seinen Arm.
»Das ist jetzt nicht wichtig!«, sagte Josef schroff. »Ihr seid jedenfalls alt genug, dass ihr in Zukunft auf eigenen Füßen stehen könnt, damit ihr eurem armen alten Vater nicht länger in den Wahnsinn treibt.«
»Mir gefällt die Richtung nicht, in die das Gespräch führt«, sagte Desmond in einem tiefen Ton.
Ein zufriedenes Grinsen machte sich in Josefs Gesicht breit.
»Es wird Zeit, dass ihr mein Geburtstaggeschenk bekommt. Ich schenke euch beiden die Unabhängigkeit.«
»Was meinst du damit?«, fragte Viktor verwundert.
»Das ist eine sehr gute Frage Viktor«, sagte Josef und sein grinsen wurde immer breiter. »Ich meine damit, dass ich euch rauswerfe und ihr euch eine Bleibe suchen sollt.«
»WAS!«, schrie Desmond entsetzt. »Aber was ist mit meinen ganzen Skulpturen? Was ist mit Natascha und meinen anderen kleinen Lieblingen?«
»Die werden auch verschwinden. Deine illegalen selbst gebauten Roboter haben mir sowieso nur Ärger eingehandelt.«
»Desmond hat Recht«, sagte Viktor empört. »Wir wollen auch lieber hier bleiben.«
»Ich will auch lieber ein ruhiges Leben haben und hätte gerne zwei wohl erzogene Söhne.« Josef sah nun mit verengten Augen auf die beiden. »Das Leben steckt voller Enttäuschungen!«
»Aber du sagst doch immer, dass du dich schnell langweilst und es gibt immerhin noch schlimmere Kinder. Du kannst mit uns recht zufrieden sein«, sprach Desmond und klang nun ein wenig verärgert.
»Ja stimmt eigentlich«, sagte Josef heuchlerisch. »Ich habe wirklich unheimliches Glück, zwei achtzehnjährige-«
»Achtzehn und siebzehnjährige«, wendete Desmond ein, wodurch Viktor ihn einen weiteren Schlag an seine Schulter verpasste.
»Zwei achtzehnjährige«, fuhr Josef unbehindert fort jedoch jetzt in einen tieferen Ton. »Kleinkinder zu haben, deren Lieblingsbeschäftigung ist, Menschen zu fressen.«
»Immerhin töten wir die meisten von ihnen ja nicht«, sagte Viktor leise. »Die Stadt spuckt jeden Tag mehr als genug tote für uns aus.«
»Und du hattest daran bis jetzt auch nichts auszusetzen.«
»GENUG DAVON! Menschenfleisch hin oder her! Ihr zwei geht mir auf die Nerven! Und da ihr jetzt Alt genug seid, um euch halbwegs zivilisiert zu benehmen, werdet ihr jetzt alleine klar kommen müssen!»
»Aber wenn du uns jetzt auf die Straße wirfst, wo sollen wir denn dann überhaupt hin?«, jammerte Desmond.
»Irgendwo, weit weg von mir. Ihr beide werdet von mir jeweils zehntausend Dollar bekommen. Mehr als genug Geld um euch ein eigenes Haus zu kaufen.«
»Und wo wenn ich fragen darf?«
»Das ist mir doch egal! Von mir aus in Baskon, Vitelon oder Rusten, zu mir zurückkommen werdet ihr jedenfalls nicht.«
Am Morgen gab Josef den Beiden das Geld in die Hand und setze sie vor die Tür.
»Tu-tut mir leid ihr beiden«, sagte Sahra leise. »Doch ich konnte ihn leider nicht umstimmen.«
»Ist schon in Ordnung Sahra«, stöhnte Viktor laut. »Immerhin hast du es ja versucht.«
Sie entschuldigte sich nochmal bei ihnen und fuhr wieder zurück ins Haus.
»Was sollen wir jetzt machen?«, seufzte Viktor leise.
»Ich weiß jedenfalls, was du machen wirst«, sagte Desmond finster und streckte seine Hand aus.
Viktor seufzte erneut und gab ihm seinen Anteil vom Geld in die Hand.
»Du bist zu gütig kleiner Bruder«, grinste Desmond während er das Geld zählte.
»Ha … hallo Desmond«, sagte eine leise schüchterne Stimme hinter den beiden.
Sie drehten sich um und sahen zu einem blassen Jungen mit zerzaustem brünettem Haar, der verlegen in ihre Richtung sah. Er hatte eine unterwürfige Körperhaltung und wirkte ein wenig ängstlich.
»Hallo Jay«, lächelte Desmond.
»Gi … gibt es Probleme?«, fragte er leise.
»Unser Vater hat uns beide vor die Tür gesetzt«, klagte Viktor. »Er meint, wir sollen uns eine eigene Bleibe suchen.«
»Zu … zumindest lässt euer Vater euch mehr Freiraum als meiner.«
»Jason!«, rief jemand aus dem anderen Anwesen, sodass der schüchterne Junge aufschreckte. »Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du dich von diesem Gesindel fern halten sollst.«
»Da-das ist mein Vater«, sagte er leise. »Ich sollte lieber wieder rein gehen.«
»Mach’s gut Jay, und pass auf dich auf«, rief Viktor ihm noch hinterher.
Als er langsamen Schrittes wieder auf die große Villa
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