Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
Desmond stark genug dafür ist.«
Viktor atmete tief aus. »Das mag wohl stimmen. Aber er ist eben mei- … unser Bruder. Auch wenn ein Teil von ihm das immer abstreitet.«
In einem dunklen Gang, weit weg von Edward und den Männern, stand Desmond still unter einer flackenden Lampe. Seine beiden Augen waren tiefschwarz. Nur die Katzenpupillen leuchteten golden. Er schien wie in einer Art Trance zu sein, seine glasigen Augen starr in die Leere gerichtet.
Es vergingen mehrere Sekunden, doch Desmond bewegte sich keinen Zentimeter. Ein leises und dumpfes Geräusch, das sich auf ihn zubewegte, war langsam zu hören. Desmond jedoch blieb noch immer wie versteinert unter der Lampe stehen. Das Geräusch wurde immer lauter, bis man es deutlich als Bellen identifizieren konnte.
Urplötzlich erwachte Desmond aus seiner Starre. Er blinzelte sehr oft, so als würde ihn das Licht blenden. Das schwarze in seinen Augen verschwand wieder und seine menschlichen, grünen Augen kamen zum Vorschein.
»Wa - was? Wo bin ich?«, fragte er sich verwirrt. Er wirkte verängstigt, was sich jedoch gleichauf in Wut verwandelte.
»Kannst du mir bitte einmal erklären, was das gerade sollte?«, knurrte er laut. »Ich dachte, wir beide wären uns einig!«
»Tja, was willst du jetzt von mir hören? Dass ich die Gelegenheit genutzt hätte um dich wieder wegzusperren? Auch wenn du gerne hören willst, dass ich mit ja antworte, so muss ich dir leider sagen, dass ich dann lügen müsste.«
»Wirklich außerordentlich faszinierend! Und du glaubst ich kaufe dir die Geschichte ab?«
»Wenn dem wirklich so wäre, wie kommt es dann, dass du wieder die Kontrolle hast?«
Erneut war ein lautes Bellen zu hören. Desmond noch kurz irritiert drehte sich zum Ursprung des Geräusches um. Der weiße Hund stand direkt hinter ihm. Er sah ihn schief an und hechelte dabei laut. Desmond blinzelte, doch dann sah er ihn wütend an.
»Was willst du denn hier?«, fragte er gereizt.
Der Hund sah in noch kurz an bevor er laut bellte.
»Was meinst du?«, fragte Desmond ihn. »Weißt du auch, wo sie ihn hingebracht haben?«
Das Tier starrte verlegen auf den Boden und winselte leise.
»Du hast also gesehen, dass Edward von drei Händlern weggebracht wurde, bist ihnen aber nicht gefolgt?«
Erneut winselte das Tier leise. Es sah noch immer nicht zu ihm auf.
Desmond knurrte leise. »Wie auch immer! Es wird sicherlich nicht lange dauern, ihn aufzuspüren.«
Er legte seine Hände wie zum Gebet zusammen, schloss seine Augen und atmete tief aus. Der Hund beobachtete ihn dabei mit wedelndem Schwanz. Er hechelte laut, was wohl Desmonds Konzentration störte.
»Hör zu du kleiner Köter!«, zischte er und sah den Rüden wütend an. »Ich brauche hierfür vollste Konzentration, damit ich ihn aufspüren kann.« Er schloss seine Augen wieder und seufzte laut aus. »Wenn man Viktor einmal braucht, dann ist er nicht da!«
Wieder bellte das Tier laut. Im nächsten Moment blickte es auf den Boden und winselte leise.
Desmond zuckte leicht zusammen. »Wenn dein Meister hier wäre, dann wären wir schon alle längst tot!«
Der Rüde blickte wieder zu Desmond auf und schien freudig zu hecheln, bis er laut bellte.
»Ja sicher. Er würde uns ganz bestimmt helfen«, sagte Desmond sarkastisch. »Wie auch immer, ich weiß den Ungefähren Aufenthaltsort von Edward. Auch wenn ich so gut wie gar nichts erkennen konnte. Hm, ich frag mich nur, wie Viktor das immer hinbekommt.« Er sah sich kurz um.
»Ich sollte lieber nicht meine Fähigkeiten einsetzen«, sagte er leise murmelnd.
Er lief den Gang entlang. Der Hund trottete ihm leichtfüßig hinterher. Nachdem Desmond einige Schritte lief, blieb er abrupt stehen. Er sah nicht besonders gut gelaunt aus.
»Warum folgst du mir?«, fragte er wütend und drehte sich zu dem Tier um.
Der Hund blieb jedoch stumm und sah ihn fröhlich hechelnd an. Desmond gab nur ein lautes murren von sich.
»Wenn du mich bei meiner Arbeit störst, dann werde ich dich persönlich umbringen!«
»Warum so lange warten?«, fragte Christopher. Desmond reagierte darauf nicht und lief weiter. Nachdem der Hund ihn noch einmal kurz schief ansah stolzierte er ihm hinterher.
Zur gleichen Zeit öffnete einer der Männer die Tür eines kleinen Raumes.
»Rein da mit Euch«, befahl der Mann in einem strengen Ton. »Aber macht es Euch nicht zu gemütlich.«
Edward ging an ihn vorbei und blieb an der Türöffnung stehen. Das Zimmer war sehr klein. In einer Ecke
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