Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
Ehre.«
Er sah genauso blass aus, wie kurz vor seinem Tod. Seine Augen waren jedoch vollkommen klar und die Pupillen waren tiefschwarz, wirkten jedoch ein wenig milchig.
»Naja«, sagte Edward verlegen. »Ist doch nichts
Besonderes.«
»Nichts Besonderes«, lachte Jon. »Nur die besten können sich einen Fachmann für Chimären nennen.« Er grinste schief. »Doch ich frag mich, ob du das überhaupt aushältst. Die Opfer eines Mutanten sind bei weitem kein schöner Anblick.«
»Schlimmer als bei der Polizei kann es auch nicht sein.«
»Das sagst du, weil du bis jetzt nicht viele davon gesehen hast.«
»Jetzt lass uns nicht nur über mich reden. Wie geht es dir denn in letzter Zeit?«
Jon wirkte nun ein wenig betrübt. Er atmete tief aus und starrte auf sein halbvolles Whiskeyglas. »Ach du weißt doch, immer dasselbe. Ich bin noch immer keinen Schritt weiter.«
»Du glaubst also noch immer daran, dass sie getötet wurde?«
»Du warst doch dabei gewesen! Das alles wirkte viel zu inszeniert. Nicht zu vergessen wie schnell die Polizei den Fall zu den Akten legte.«
Edward seufzte. »Du solltest dich da nicht zu sehr hineinsteigern. Ich hörte sogar, das du in einer Art Organisation drin bist.«
Jon zögerte und musterte seinen Bruder beunruhigt. »Woher weißt du davon?«
»Jemand aus der Vorlesung hat es mir erzählt, hat sogar gefragt ob ich nicht bei ihnen mitmachen will.«
»War es eine sehr schrill aussehende Frau?«
Edward zog eine Augenbraue runter. »Ja.«
»Natürlich war es sie«, grinste Jon leicht melancholisch. »Tessa versucht gerne neue Männer anzuheuern.«
»Und was ist das jetzt? Diese Wissenden?«
»Etwas, von dem du so weit wie möglich entfernt bleiben sollst. Sie alle spielen Falsch und nutzen jede sich bietende Gelegenheit aus. Bist du einmal drin, kommst du so leicht nicht wieder raus.«
Es herrschte für lange Zeit stille. Immer wieder starrte Edward in Jons Gesicht. Er wusste von seinem Konsum von Alkahest, waren seine gefärbten Kontaktlinsen ja nur eine billige Verkleidung. Er musste sogar schon ein Verfluchter sein. Auch wenn er versuchte es zu verbergen, doch Edward konnte seine scharfen Reißzähne mehr als gut erkennen. Er war noch nie gut darin Dinge zu verbergen.
»Na los!«, sagte Jon nun aufheiternd und klopfte auf seine Schulter. »Wir sind heute nicht hier, um über meine Arbeit zu reden, sondern um deinen Erfolg zu feiern.«
»Geht es dir auch wirklich gut?«, fragte Edward besorgt. »Ich hab Gerüchte gehört. Allem Anschein nach hast du echt viel scheiße gebaut.«
Jon atmete schwer und steckte sich dabei eine Zigarette in den Mund. »Mag sein. Ich hätte die Sache verhindern können. Und eigentlich bin ich es doch, der dafür verantwortlich ist.«
»Was? Was hättest du verhindern können?«
Jon wirkte in seinen Gedanken vertieft. Seine Augenlieder wurden immer schwerer und sein Gesicht nahm einen leeren Blick an. Nach einiger Zeit schüttelte er seinen Kopf um seine Gedanken frei zu bekommen.
»Nichts weiter Wichtiges«, sagte er heiter. »Außerdem kann mir sowieso nichts mehr passieren. Seit Nate bei mir ist, habe ich keine Probleme mehr.«
Edward sah auf das Tier hinunter, das direkt neben Jon auf dem Boden lag. Ein riesiger schwarzer Hund, der keiner wirklichen Rasse angehörte und sehr glattes Fell hatte. Obwohl er schwarz war konnte man meinen, das er unter seinen Augen sehr dicke Augenringe hatte. Das Tier starrte Edward mit seinen kupfernen Augen an, bevor es laut Gähnte.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, seit wann du diesen Hund hast«, sagte Edward und musterte das Tier argwöhnisch.
»Ich habe ihn vor einiger Zeit vor dem Ertrinken gerettet und seit dem folgt er mir überall hin.«
Edward sah wieder zu Jon auf. »Und was ist mit dieser Wohnung im Dakota? Ich hätte nicht gedacht, dass du dir so eine leisten kannst. Und dann auch noch einen Roboter. Einen teuren Sicherheitsroboter wohlgemerkt. Wie lange wohnst du da jetzt schon? Zwei Jahre, oder?«
»Ach weißt du«, sagte Jon gelassen, während er einen langen Zug an seiner Zigarette nahm. »Ein sehr guter Freund von mir hat sie mir überlassen.«
»Dir überlassen?«, fragte Edward skeptisch. »Einfach so?«
»Er wollte darin nicht wohnen, weil sie ihn nur zu sehr an sein altes Leben erinnern würde. Der Roboter gehörte früher seiner Familie. Deshalb habe ich ihn auch dazu bekommen.« Er lachte kurz. »Es hat wirklich lange gedauert, bis ich mich mit Ike anfreunden konnte. Bis
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