Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
Jäger genauer. Er bemerkte sofort, dass es Peter Hephestus war. Edward musterte ihn lange. Also waren es doch nichts weiter als Gerüchte. Aber das war ja nur zu erwarten, wäre diese Idee schließlich noch verrückter als die, dass Dracon sich in Menschen verwandeln können.
Als er den anderen musterte, dachte er erst, es wäre die Person, die ihm am selben Abend in Blue Hook abgehalten hatte, zu dem Haus zu laufen, aus dem der Rauch stieg. Er schien jedoch ein anderer sein, da man ihn nicht lange ansehen musste, um zu bemerken, dass er keineswegs freundlich war. Vielleicht ist er dessen Zwillingsbruder, da er ihm ja so ähnelt. Seine Haare waren jedoch rabenschwarz und die Pupillen seiner blauen Augen weiß.
»Würdet Ihr mir nun bitte verraten, was Ihr hier macht und warum einige meiner Männer hier sind?«, fauchte Peter wütend.
»Mein lieber Peter«, lächelte der Mann im Anzug falsch. »Warum regt Ihr Euch denn so auf? Einer Eurer Männer hat sich nur einmal kurz dieses alte Lager ausgeliehen, das doch sowieso nicht mehr benutzt wird. Das alles hier ist nicht von Eurem Interesse.« Das Grinsen des Fremden wurde breiter. »Zumindest noch nicht.«
»Nur mal ausgeliehen? Ist das so? Doch warum musste ich dann heute von meinem Bruder erfahren, dass man hier seinen Sohn eingesperrt hat?«
»Wir wollten ihn nur mal etwas fragen. Ich dachte sowieso, dass Ihr den Jungen nicht ausstehen könnt. Ihr hättet deswegen wirklich nicht Eure kostbare menschliche Zeit mit mir vergeuden müssen.«
Peter war für einen Moment sprachlos. Er wirkte geschockt, doch das machte schnell einem hasserfüllten Gesichtsausdruck Platz. Das Grinsen des Fremden wurde noch hinterhältiger.
»Desmond mag zwar ein Draconigena und ein Vita sein. Doch er gehört immer noch zur Familie. Jetzt sagt mir endlich wer dahinter steckt und wer Ihr seid.«
»Wer ich bin?«, fragte der Mann tückisch, als er langsam seine Füße vom Tisch nahm und sich zu ihm vorbeugte. Er hatte ein hämisches Grinsen in seinem Gesicht, wodurch man gut seine scharfen, nadeldünnen Zähne sehen konnte.
»Ich bin nichts weiter, als der Überbringer schlechter Nachrichten.«
Erneut spürte Edward einen eisigen Hauch. So leise wie möglich versuchte er sich davonzuschleichen, was sich ein wenig schwierig erwies, da er fast keinen klaren Gedanken fassen konnte. Der Roboter starrte noch einen Moment in den kleinen Raum, bis er Edward folgte.
»Wo willst du eigentlich hin?«, fragte er. Doch Edward hörte ihn gar nicht.
»Ein Dracon! Er sagte sein Neffe sei ein Dracon! Aber das ist doch völlig unmöglich! Das sind doch nur alte Märchen.«
Der Roboter lachte nur leise, doch dann blieb er urplötzlich stehen. Vor ihm lag eine leichte weiße Nebelwand, die leicht silbern schimmerte.
»Alkahest!«, rief er laut aus. »Verdammt, das ist nicht gut!«
Edward jedoch lief einfach weiter. Als würde er von etwas ferngesteuert werden.
»Wartet Sir!«, sprach der Roboter laut und wollte ihm nach, doch als er den Nebel leicht berührte schreckte er sofort zurück.
»Na großartig!«, stöhnte er wütend.
Edward lief den Weg noch immer grübelnd weiter. Der Gang wurde von mehreren flackernden Lampen beleuchtet, doch er war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt als das ihm diese auffallen würden. Er bemerkte sogar erst nicht, dass er auf ein großes Tor zuging. Erst nachdem er nur wenige Zentimeter davor stand blieb er stehen. Voller Ehrfurcht wich er einige Schritte zurück und sah sie staunend an.
Auf dem Tor war ein riesiger Baum abgebildet, in dessen Stamm ein großes Auge eingraviert war, ähnlich dem auf der Gasflasche. Nur war es hier die Kontur eines Blattes. Den gleichen Blatt wie auf diesen seltsamen Schlüssel. Sofort musste er an das CDC denken, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Das hier war nichts weiter als das Zeichen für Panazee Alkahest und Azoth zusammen, das dem des CDC nur ähnelte.
Er starrte noch eine Weile darauf. Am liebsten wäre er einfach wieder gegangen und würde zu sich nach Hause fahren. Alice würde ihn freudig begrüßen und Isaac würde sich darüber beschweren, dass er solange gebraucht hatte.
Doch dafür war er viel zu neugierig um jetzt einfach zu gehen. Das hier war vielleicht seine einzige Chance, etwas über den Tod seiner Schwägerin und über den Aufenthalt seines Bruders zu erfahren.
Vorsichtig zog er an der Tür, die dabei ein lautes knarzen von sich gab. Er befürchtete schon, dass ihn jemand hören könnte, aber
Weitere Kostenlose Bücher