Stirb ewig
ihr gearbeitet.«
»Bei Pollen ist sie ein wahres Genie. Hat mir schon Ergebnisse für Kratzproben aus Nasenlöchern geliefert. Ist allerdings nicht billig.«
Grace schüttelte frustriert den Kopf. Als er damals bei der Polizei angefangen hatte, ging es vor allem darum, Verbrechen aufzuklären. Heute, wo alles privatisiert wurde, stand das Budget im Vordergrund. »Wie schnell ist sie?«
»Normalerweise braucht sie zwei Wochen.«
»Zwei Wochen habe ich nicht – wir reden hier von jemandem, der womöglich lebendig begraben wurde. Da zählt jede Stunde, Joe.«
Tindall sah auf die Uhr. »Samstagabend, zwanzig nach sechs. Da müsstest du schon echtes Schwein haben.« Er wählte eine Nummer. Grace beobachtete ihn angespannt. Dann schüttelte Tindall den Kopf und flüsterte: »Anrufbeantworter.«
Er hinterließ eine Nachricht und bat um dringenden Rückruf. »Mehr kann ich nicht tun, Roy. Falls es eine Übereinstimmung gibt, wird Flowers sie finden. Pollen, Insektenlarven, Fossilien, Erdzusammensetzung, was immer du willst.«
»Sonst fällt dir niemand ein?«
Wieder sah der Erkennungsdienstler auf die Uhr. »Roy, es ist Samstagabend. Wenn ich jetzt Schluss mache und wie ein Blöder rase, schaffe ich noch die zweite Hälfte des Konzerts – und einen Fick. Du wirst feststellen, dass jeder Mensch auf dieser Erde, der Erdproben analysieren kann, heute Abend etwas vorhat.«
»Der Typ, der lebendig begraben wurde, hatte heute auch etwas vor. Er wollte heiraten.«
»Scheiße.«
»Kann man so sagen.«
»Ich nehme die Sache durchaus ernst, aber ich habe diese Woche schon hundertzehn Stunden hinter mir.«
»Willkommen im Klub.«
»Ich kann nichts machen, Roy. Gar nichts. Du kennst mich gut genug – wenn ich eine Idee hätte, würde ich sie dir nicht vorenthalten. Wenn uns irgendjemand in England heute noch diese Probe analysieren könnte, würde ich sie persönlich hinbringen. Aber ich kenne niemanden außer Hilary, sie ist die Richtige. Ich gebe dir ihre Nummer, dann kannst du es später noch mal versuchen. Mehr kann ich nicht für dich tun.«
Grace notierte sich die Nummer.
51
ALS GRACE WIEDER IN SEINEN ALFA STIEG, meldete sich sein Handy mit einer SMS.
Wer redet denn von einer Beziehung?
Ich rede nur über Sex. xxx
Er schüttelte den Kopf. Verstehe einer die Frauen! Am Dienstagabend war Claudine äußerst boshaft gewesen und hatte sich geschlagene drei Stunden über die Polizei ausgelassen. Und als Reaktion auf seine Nachricht wollte sie nun mit ihm schlafen?
Und zu allem Übel war er auch noch geil. Zum ersten Mal seit Jahren. Und vor ihm lag ein weiterer langer Samstagabend, sodass die Vorstellung, nach Guildford zu fahren und mit der knallharten, aber gut aussehenden Polizistenhasserin ins Bett zu steigen, durchaus etwas für sich hatte.
Aber nicht genug. Denn sein Kopf blieb prosaisch und präsentierte ihm eine Liste aller Schritte, die bei der Suche nach Michael Harrison zu ergreifen waren.
Um kurz nach sieben ging er mit Linda Buckley, einer uniformierten Polizistin Mitte vierzig mit kurzem, blondem Haar und einem sanften, aber wachsamen Gesicht, durch Gillian Harrisons gepflegten Vorgarten und klingelte. Von drinnen erscholl lautes Gekläff. Dann ging die Tür auf, und ein weißes Hündchen mit rosa Schleife auf dem Kopf stürzte sich auf Grace’ Schuhe.
»Hierher, Bobo! Hierher!«
Er zückte seinen Ausweis und hielt ihn der Frau hin, der er am Nachmittag bereits bei der geplatzten Hochzeit begegnet war. »Mrs Harrison? Detective Superintendent Grace von der Kripo Brighton. Das ist Police Constable Buckley, die wir Ihnen und Miss Harper als psychologische Betreuerin zugeteilt haben. Sie wird Ihnen in allen Fragen zur Seite stehen.«
Gillian Harrison trug noch ihr elegantes blaues Kleid, und ihre Frisur saß nach wie vor tadellos, doch sie lief auf Strümpfen herum und roch nach Zigaretten. Sie lächelte Buckley flüchtig zu und sah Grace dann angsterfüllt an. »Ja, ich erinnere mich an Sie – Sie waren heute Nachmittag beim Empfang.«
»Dürfte ich mit Ihnen sprechen?«
Ihre Augen waren verweint, die Wimperntusche verlaufen. »Haben Sie ihn gefunden? Haben Sie meinen Sohn gefunden?«
»Nein, leider nicht.«
Nach kurzem Zögern bat sie die beiden herein.
»Danke.«
Er und Buckley folgten ihr in das kleine Wohnzimmer und setzten sich in die angebotenen Sessel. Das unechte Kaminfeuer war ausgeschaltet. »Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wein? Einen Kaffee?«
»Ein
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