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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Sohnes je zurückzahlen?
    Iqbal lief in dem Zimmer auf und ab und wartete darauf, dass das Telefon klingelte, aufrecht, die Schultern gestrafft, der Bauch flach, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Seine Blicke zuckten nervös, und die pomadisierten Strähnen, die er über seinen großen, kantigen Schädel gekämmt hatte, fielen immer wieder in seine gerunzelte Stirn. Endlich kam der Anruf über eine sichere Leitung aus dem Haus eines anderen ISI -Offiziers in Lahore.
    Es war Mahmood Aziz, der seine Fassung nach dem kurzen Gespräch mit Amir Jat gerade erst wiedergefunden hatte. Eineinhalb Jahre gezielter Planung drohten wegen einer unvorhergesehenen Entführung in Rauch aufzugehen.
    Aziz gab Iqbal eine kurze Zusammenfassung seiner Unterhaltung mit Amir Jat.
    »Er will mich am späten Vormittag treffen«, sagte Iqbal.
    »Auf dem Weg nach London«, sagte Aziz.
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Aber da will er hin.«
    »Er ist verrückt.«
    »Auf jeden Fall schwer gestört«, sagte Aziz. »Aber das gibt uns die perfekte Gelegenheit, die Veränderungen in die Wege zu leiten, über die wir im letzten Monat gesprochen haben.«
    Schweigen. Aziz spürte Iqbals Anspannung durch die Leitung.
    »Sie sagten doch, die Amerikaner würden unserem Freund auf die Pelle rücken«, erklärte Aziz. »Ich kann Ihnen berichten, dass ich jetzt eine Lösung gefunden habe. Sie dürfen Ihren Freund nur in keiner Weise von seinem Vorhaben abhalten. Ich werde die ganze Zeit mit ihm in Kontakt stehen. Später werde ich Ihnen dann sagen, wann Sie die Information über seine Ankunft an Frank D’Cruz weitergeben sollen. Dabei werden Sie Frank auch davon überzeugen, dass unser Freund für die Entführung seiner Tochter verantwortlich ist.«
    »Moment mal«, sagte Iqbal. »Sie können unseren Freund nicht an den MI 5 ausliefern. Das wäre das Gleiche, wie wenn ihn die CIA bekäme. Und D’Cruz wird auf Schritt und Tritt beobachtet. Ich habe hier schon den MI 6, der herumschnüffelt. Sie folgen Anwar Masood jedes Mal bis vor meine Tür.«
    »Gerade wo ich Ihnen beträchtliche finanzielle Macht aus unseren ›landwirtschaftlichen‹ Unternehmungen in Afghanistan anvertrauen möchte, die bisher noch im festen Griff unseres ehemaligen Freundes liegt, müssen Sie vollkommenes Vertrauen in meine Aktionen haben«, sagte Aziz. »Es ist zu unser beider Vorteil.«
    »Und was ist mit Alyshia D’Cruz?«
    »Worum genau machen Sie sich Sorgen?«
    Um ihr Wohlbefinden , wollte Iqbal sagen, verkniff sich jedoch diese Sentimentalität.
    »Frank D’Cruz könnte uns sehr nützlich sein.«
    »Ich fürchte, das hat sich in der Vergangenheit nicht bestätigt«, sagte Aziz. »Sie müssen akzeptieren, dass seine Tochter verzichtbar ist.«
    Jack Aubers Frau Ruby war früh auf den Beinen. Sie sah nicht gut aus. Sie hatte schon nicht besonders ausgesehen, bevor Jack sich hatte umbringen lassen, aber jetzt sah sie furchtbar aus. Ihr vormals blondes Haar hing formlos bis auf die Schultern wie ein Häufchen Asche im Nordwind. Sie beschloss, es mit einer breiten Klammer hochzustecken. Ihr Gesicht war gezeichnet von einem Leben schweren Trinkens und Rauchens. Ihre Wangen waren eingefallen, ihre Zähne saßen locker, doch ihre Augen waren noch immer von einem stählernen Blau und konnten einen Mann aus zwanzig Schritt Entfernung auf der Stelle festnageln. Niemand kam Ruby Auber in die Quere. Sie mochte nur knapp fünfundvierzig Kilo wiegen, war aber über 1,70 Meter groß und hatte Nägel, die tiefe Furchen auf einer Wange hinterlassen konnten.
    Heute Morgen würde gar nichts helfen, sie besser aussehen zu lassen, deshalb trug sie nur einen Hauch Lippenstift auf, als ihre Tochter Cheryl von unten rief, dass das Taxi da war, und verließ das Haus.
    Eine Viertelstunde später hatte der Fahrer sie vor Joe Shearings Haus in der Voss Street abgesetzt. Cheryl klingelte, und nach einem kurzen Gespräch durch die Milchglasscheibe wurde die Tür einen Spalt geöffnet. Cheryl winkte Ruby, die ihr ins Haus folgte.
    Joe Shearing war Boxer im berühmten Repton Boys Club in Bethnal Green gewesen, und das Wohnzimmer war eine Gedenkstätte seiner Erfolge im Ring. 1976 hatte er in Wembley um den britischen Titel im Mittelgewicht geboxt und war in der fünften Runde von Alan Minter k. o. geschlagen worden. Er engagierte sich immer noch im Boys Club, schaute sich das Training an und hielt Vorträge vor Gruppen unterprivilegierter Kinder, die aus der ganzen Welt angekarrt wurden.
    Ruby blieb

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