Stirb für mich: Thriller
erwiderte Boxer.
»Rick Barnes sagt, er hat gesehen, wie du gestern Nacht mit jemandem das Haus verlassen hast. Du bist erst nach sechs heute Morgen zurückgekommen.«
»Deepak Mistry ist aufgetaucht«, sagte Boxer. »Frank hat ihn gesucht. Deepak hat Frank ausspioniert und dafür Alyshia benutzt.«
»Ist das das Problem in Mumbai? Der Grund, warum alles zerbrochen ist?«
»Mehr oder weniger«, sagte Boxer und erzählte ihr die ganze Geschichte von Chhota Tambe und dem, was Alyshia in dem Haus am Juhu Beach gesehen hatte. Isabels Miene war starr vor Entsetzen, ihr Mund leicht geöffnet, und sie blinzelte nicht.
»Dazu hat er Sharmila gezwungen?«, fragte sie in der nachfolgenden Stille. »Siehst du jetzt, was ich gemeint habe?«
»Du hast gesagt, Sharmila würde selber aus dieser Welt kommen. Du hast sie eine ›Gangsterbraut‹ genannt. Weißt du, welcher Gangster es war?«
Isabel hörte kaum zu. Sie schüttelte den Kopf und starrte ins Leere.
»Chico ist unten. Er hat mich gefragt, was gestern Nacht passiert ist«, sagte sie. »Irgendwas stimmt nicht mit ihm.«
»Körperlich? Geistig?«
»Beides. Er sieht aus wie ein Hund, der vergammeltes Fleisch gefressen hat. Er ist deprimiert, und ich glaube, er hat Angst – und das macht mir Angst.«
»Und er redet nach wie vor nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. Boxer küsste sie auf den Mund und konnte all ihre Sorgen auf ihren angespannten Lippen spüren. Er legte die Arme um sie, und sie klammerte sich an ihn.
»Sag mir einfach, dass alles gut wird.«
»Alles wird gut«, erklärte Boxer mit so viel Zuversicht, wie er nur aufbringen konnte.
Er duschte, zog sich an und ging nach unten. D’Cruz sah schweigend zu, wie er frühstückte.
»Wie ist die Befragung beim MI 5 gestern Abend gelaufen?«, fragte Boxer.
»Sie war lang und anstrengend.«
»Hast du ihnen etwas Interessantes erzählt?«
»Nur, was ich dir erzählt habe. Wie ich Amir Jat korrumpiert habe und dass er mich deswegen hasst.«
»Ich möchte, dass du nicht wieder verschwindest«, sagte Boxer. »Ich muss später mit dir reden. Es ist wichtig; und es wird dich interessieren.«
»Rede jetzt mit mir. Ich bin hier.«
Boxer wischte sich den Mund mit einem Stück Papier von der Küchenrolle ab und schüttelte den Kopf. Dann ging er ins Wohnzimmer und rief seinen besten Freund Simon Deacon an.
»Wir müssen reden«, erklärte er auch ihm. »Ich habe neue Informationen, die hilfreich sein könnten. Ich denke, du weißt, wovon ich spreche.«
»Ich bin unterwegs«, sagte Deacon. »Aber vielleicht ist es auch für dich interessant, das zu sehen. Treffen wir uns in London Fields. Da findest du mich schon. In der Nähe des Freibads. Die Polizei hat alles abgesperrt.«
Boxer brauchte über eine Stunde bis Hackney. Wegen des Namens hatte er sich immer vorgestellt, dass London Fields in irgendeiner Weise bemerkenswert sein müsse, doch es war bloß eine große Grünfläche mit hohen kargen Bäumen, einem Cricket-Feld, einem Freibad, Tennis- und ein paar Spielplätzen, die allesamt menschenleer waren. Er wusste nicht, was er noch erwartet hatte: Schafe, die auf der Weide grasten, bevor sie zum Markt geführt wurden? Er sah die Polizeiabsperrung und dahinter Simon Deacon. Er lief ihm entgegen, sein Freund winkte ihn heran, und ein Constable hob das Absperrband.
»Schön, dich zu sehen, Charlie«, sagte Deacon und schüttelte ihm die Hand. Sie fassten sich an den Schultern, ehrlich erfreut, einander zu sehen. »Das erinnert mich an die gute alte Zeit. Es war ein Vergnügen, wieder mit dir zusammenzuarbeiten, selbst wenn es nur auf Abstand war.«
»Ich hab deine Hände an den Reglern gespürt, und das war sehr beruhigend«, sagte Boxer. »Was haben wir denn hier?«
»Das ist Amir Jat«, erwiderte Deacon. »Wahrscheinlich hast du schon von ihm gehört.«
»Gestern mehr als in meinem ganzen Leben zuvor.«
»Wir hatten uns durchaus erhofft, ihn nicht in diesem Zustand anzutreffen«, sagte Deacon.
»Ihr wusstet, dass er kommt?«
»Erst seit der Befragung von Frank D’Cruz gestern Abend«, antwortete Deacon. »Wir hatten begonnen zu vermuten, dass die Entführung von Franks Tochter einen terroristischen Hintergrund haben könnte. Deswegen haben wir ihm gestern ein wenig Bewegungsfreiheit gelassen in der Hoffnung, dass er uns zu einer wertvollen nachrichtendienstlichen Quelle führen würde, aber …«
»Er hat mir erzählt, dass er Kontakt zu Leuten hatte, die er ›Mittelsmänner‹ nannte.«
»Wir
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