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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Musik war lauter, als er vermutet hatte. Brasilianisch, die Sorte, die einen an Strand, Hitze und String-Bikinis denken ließ. Im Licht, das aus der Küche in den Flur fiel, setzte Boxer den Schalldämpfer auf. Auf dem Küchentresen standen eine Flasche Rum und eine Dose Cola neben einer braunen Pfütze. Das Schlafzimmer am Ende des Flurs war dunkel. Er ging langsam Richtung Wohnzimmer und spähte durch einen Spalt zwischen den Angeln der offenen Tür. In keinem der beiden Sessel saß jemand, und auch das Sofa war leer. Er sah sich nach einer anderen Lichtquelle in der Wohnung um, konnte jedoch unter keiner Tür einen hellen Streifen erkennen.
    Boxer nahm an, dass Chaves die Musik angemacht, sich in der Küche noch einen Drink eingegossen hatte, ins Wohnzimmer gegangen war, um von Brasilien zu träumen, und in einem der Sessel außerhalb seines Sichtfelds zusammengesackt sein musste. Die Schiebetür zum Balkon konnte Boxer nicht als Spiegel benutzen, ohne Gefahr zu laufen, selbst entdeckt zu werden. Zu erkennen waren nur die Lichter der Stereoanlage. Boxer schlich durch den Flur, sah in den beiden Schlafzimmern und Bädern nach und betrat, die Waffe in Hüfthöhe, das Wohnzimmer.
    Diogo Chaves war, ein halb leeres Glas im Schoß, auf einem der Sessel eingeschlafen. Boxer nahm auf dem anderen Sessel Platz, drehte ihn, bis er Chaves’ regloser Gestalt direkt gegenübersaß, und trat ihm gegen den Knöchel. Chaves schreckte mit einem abgewürgten Schrei hoch und kippte sich den Inhalt seines Glases über die Hose. Zischend hielt er sich den Knöchel. Dann sah er, was Boxer in der Hand hielt, und blinzelte auf eine Weise, die Boxer verriet, dass Chaves nicht zum ersten Mal in den Lauf einer Waffe blickte.
    »Porra« , sagte Chaves, »o que quer, seu cuzão?«
    »Ich weiß, dass du Englisch sprichst, Diogo«, sagte Boxer.
    »Diogo?«
    »Versuch nicht, mich zu verarschen.«
    »Mein Name ist Rui Lopes.«
    »Schließ die Augen und hör nur auf meine Stimme«, sagte Boxer. »Wir beide haben schon einmal miteinander gesprochen, Diogo Chaves.«
    Chaves schüttelte den Kopf, als die Erinnerung kam.
    »Ich war derjenige, der dir Bruno Dias’ Geld gebracht hat. Daher weiß ich auch, dass du Englisch sprichst.«
    Chaves versuchte, die Informationen zu verdauen; das Entsetzen, entdeckt worden zu sein, packte ihn, und Panik stieg in seiner Brust auf.
    »Wie ich sehe, erinnerst du dich«, sagte Boxer. »Kannst wohl nicht vergessen, was ihr dem armen Mädchen angetan habt, was?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Bianca Dias?«, fragte Boxer. »Sie war erst siebzehn, und ihr habt ihr Leben zerstört, sie halbtot am Straßenrand liegen lassen. Geschlagen und vergewaltigt.«
    »Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie reden.«
    Boxer trat ihm gegen das Knie.
    » Porra «, zischte Chaves und umklammerte mit Tränen in den Augen sein Knie.
    »Ich habe das Geld gesehen, das du auf dem Dachboden versteckt hast.«
    Diogo lehnte sich zurück und löste seine Finger zitternd von dem verletzten Knie.
    »Sie wollen das Geld, ist es das?«
    »Wie viel hast du noch übrig, Diogo?«
    »Circa hundertfünfzigtausend«, sagte er mit einem Hauch von Hoffnung. »Es gehört Ihnen.«
    Boxer schüttelte den Kopf. »Wenn ich das Geld wollte, hätte ich es mir längst genommen.«
    Chaves wirkte einen Moment lang verwirrt, bevor er begriff.
    »Warum habt ihr das getan, Diogo?«
    »Was?«
    »Das Mädchen zerstört«, sagte Boxer. »Ihr hattet bekommen, was ihr wolltet.«
    »Das war nicht meine Idee. Die beiden anderen wollten es. Eine hübsche kleine, reiche menina . Sie wollten ihr antun, was man ihnen ihr ganzes Leben lang angetan hatte. Was hätte ich sagen sollen?«
    »Dass sie es lassen sollten.«
    »Vielleicht ist Ihnen nicht klar, wie Bruno Dias sein Geld gemacht hat.«
    »Ich weiß, wie du dein Geld gemacht hast.«
    »Sind Sie jetzt auf der Seite der Reichen?«
    »Ich bin auf der Seite des Mädchens, das war ich schon immer.«
    »Ich habe ihr nichts getan.«
    »Sie kann nicht laufen. Sie kann nicht sprechen. Und du warst der Anführer der Bande«, sagte Boxer. »Du bist verantwortlich. Und dir war irgendein siebzehnjähriges Mädchen scheißegal, oder? Hast du irgendwelche letzten Worte für Bianca? Für Bruno Dias? Oder für die reizende Cristina, die er geschickt hat, um dich auszukundschaften?«
    Als Chaves das Ausmaß der Falle begriff, riss er die Augen auf. »Sagen Sie diesem Schwein Bruno Dias …«, setzte er an, doch dann erlahmte sein

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