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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Liste von Kidnapping-Consultants durch die Welt laufen.«
    »Ich habe recherchiert«, sagte D’Cruz. »Ich habe meine Nachforschungen immer selbst angestellt, egal ob es darum ging, eine Firma zu kaufen, oder darum, die richtige Person für einen Job zu finden. Ich kenne eine Menge Leute. Sie reden mit mir, und ich höre zu. Ich kenne reiche Leute, aber auch arme. Ich stamme selbst aus armen Verhältnissen. Armut kann die Sinne betäuben, doch wenn man daraus entkommen will, kann sie sie auch schärfen. Ich habe mich nie geirrt in den Menschen, die ich angestellt habe.«
    Boxer unterbrach ihn nicht. Dies war der Moment des reichen Mannes.
    »Das stimmt nicht«, korrigierte sich D’Cruz. »In Alyshia habe ich mich geirrt. Seit sie als sehr kleines Kind ihre Intelligenz gezeigt hat, war ich absolut davon überzeugt, dass sie für mich arbeiten, von mir lernen und irgendwann alles übernehmen würde. Ich bin kein patriarchalischer Typ. Ich habe auch einen kleinen Sohn, doch obwohl er erst sechs ist, erkenne ich schon jetzt, dass er nicht hat, was Alyshia hat. Aber in ihr habe ich mich getäuscht. Sie hat mich verlassen. Ich habe sie unterschätzt.«
    D’Cruz schluckte hart. Boxer beobachtete ihn und fragte sich, wie viel er davon glauben sollte.
    » Unter schätzt?«, fragte er.
    »Ich dachte, es würde sie glücklich machen, zu übernehmen, was ich aufgebaut hatte, aber nein. Sie will ihren eigenen Weg gehen und alles zu ihren Bedingungen machen. Sie will die Dinge alleine lernen und mit eigenen Augen sehen, wie alles funktioniert. Sie will nicht, dass man es ihr erklärt. Vor ein paar Jahren hat sie zu mir gesagt: ›Die Erfahrungen anderer Menschen sind sehr wertvoll, aber nicht halb so wertvoll wie die eigenen.‹ Nicht schlecht für eine Einundzwanzigjährige.«
    »Das ist gut«, sagte Boxer. »Dann wird sie sich gut auf ihre Lage in Gefangenschaft einstellen. Ist sie körperlich widerstandsfähig? Hat sie sich schon einmal in einer schwierigen Situation befunden?«
    »Nein, sie hat ein behütetes Leben geführt. Und dagegen hat sie sich gewehrt. Die Armut in Bombay fand sie schwer erträglich. Sie war entsetzt, dass Menschen in solchem Elend lebten, während andere wie sie selbst … nun, Sie kennen die Story. Der Kulturschock dauerte bei ihr länger als bei den meisten Menschen; eigentlich ist ihr Entsetzen nie ganz abgeklungen. Das war einer der Gründe, warum sie nach London zurückgekehrt ist, Mr Boxer. Meinen Sie, das könnte ein Problem sein?«
    »Wenn man schon einmal einer Prüfung unterzogen wurde, weiß man, was man von sich selbst zu erwarten hat. Wenn man noch nie geprüft wurde, könnte man überrascht werden. Menschen, die sich für tough halten, knicken um wie ein Strohhalm, während andere, die glaubten, sie wären schwach, plötzlich eine stählerne Widerstandskraft in sich entdecken.«
    »Und welcher Persönlichkeitstyp kommt am besten mit der Geiselsituation zurecht?«
    »Jemand, der die Situation akzeptiert und in der Lage ist, sich anzupassen. Viele Menschen reagieren auf Angst mit Leugnung. Aber das ist kein Mut, sondern nur eine Lähmung. Ein emotional kontrollierter Mensch wird besser damit umgehen als ein Hysteriker. Gefühle verbrauchen jede Menge Energie, und starke Stimmungsschwankungen sind keine gute Grundlage für klares Denken.«
    »Sie ist nicht so empfindlich und erregbar wie ihre Mutter«, sagte D’Cruz.
    »Intelligente Menschen kommen in der Regel besser zurecht, weil sie sich zu beschäftigen wissen«, erklärte Boxer. »Sie sind nicht auf Außenreize angewiesen. Sie können sich selbst unterhalten, denken, beobachten, kalkulieren. Das alles ist gut. Andererseits will man auch nicht zu intelligent sein, denn man muss in der Lage sein, sich mit den Leuten zu verstehen. Die Wachen überreden, einem Dinge zu geben und einen nicht zu misshandeln, zum Beispiel. Man muss es schaffen, eine Beziehung zu seinem Entführer aufzubauen, damit man im Auf und Ab des Verhandlungsprozesses immer irgendeine Form von Kontakt aufrechterhalten kann.«
    »Sie ist sehr intelligent«, glich D’Cruz die Eigenschaften seiner Tochter mit Boxers Liste ab, »und beliebt.«
    »Zu freundlich will man auch nicht sein, weil es sonst zu den Komplikationen des Stockholm-Syndroms führen könnte, bei dem das Opfer anfängt, sich mit der Sache des Entführers zu identifizieren«, sagte Boxer. »Sie sehen also, Mr D’Cruz, als Geisel braucht man eine feine innere Balance. Die ist nicht angeboren. Es ist

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